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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Hildebrand, Adolf von: Über das Konkurrenzwesen bei künstlerischen Wettbewerben
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0445

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ÜBER DAS KON KUR RENZ WESEN BEI KÜNSTLERISCHEN WETTBEWERBEN

THEODOR AXENTOWICZ STUDIENKOPF

Frühjahr-Ausstellung der Wiener Secession

von der Umgebung wie von den in ihm ruhenden und ohne die Frage aufzuwerfen, ob überhaupt die

Faktoren abhängig ist. Was dem Auge als Totalität Aufgabe künstlerisch möglich gestellt ist. Was wurde

sichtbar ist, soll als künstlerische Einheit wirken. aus dem Konkurrenzwesen? Ein Schulexamen mit

Alle künstlerische Wirkung aber ist Wirkung eines Preisverteilung. Damit war die Sache abgetan. Die

Zusammenhanges. Jede Einzelform muß deshalb Stadt bekam ihren Brunnen oder ihr Denkmal schlecht

als ein Teil einer größeren Form empfunden sein. und recht, wie es eben gerade in die Situation paßte

Handelt es sich z. B. darum, einen Brunnen für oder nicht. Es kam also so, daß der Wettbewerb

einen Platz zu erfinden, so ist diese größere Form selbst das eigentlich Wichtige war, das eigentlich

die gegebene Situation und der zu schaffende Brunnen künstlerische Ereignis, was interessierte — das Reale,

muß als Teil dieser gegebenen Situation gedacht Die ausgeführte Sache kam post festum als unbe-

sein. Dagegen ist alles, was als Einzelding auf dem deutender Nachakt, insoweit es sich nicht um die

Reißbrett oder im Atelier erfunden ist, ohne solche Enthüllungsfeierlichkeit handelte. Die natürliche

Rücksicht auf die Umgebung unreal gedacht und Folge dieser Auffassung aber war die, daß der Künst-

folglich unkünstlerisch. Es fristet nur so lange sein 1er immer mehr und mehr für die Scheinwelt dieses

Leben, als es an und für sich isoliert betrachtet Wettbewerbs seine Arbeit wirksam darzustellen

wird, bei der wirklichen Ausführung jedoch an Ort suchte. Es handelte sich ja nicht darum, für einen

und Stelle, wo es mit der bestehenden Umgebung Platz in Wirklichkeit etwas Gutes zu erfinden, sondern

gesehen wird und wirken soll, wird es zu einem vor allem beim Wettbewerb den Apfel abzuschießen,

ganz anderen. Ja auch fürs Publikum war der Wettbewerb so sehr

Der Mangel dieser Einsicht hatte den größten Selbstzweck geworden, daß der erste Preisträger als

Einfluß auf das Konkurrenzwesen, wie es bisher genialer Künstler weithin berühmt wurde, ohne über-

im allgemeinen betrieben wurde. Der übliche Gang haupt etwas auszuführen, weit angesehener als der

war der: Kommissionen von nicht Sachverständigen Künstler, der ohne Konkurrenz die beste Arbeit in

bestimmten den Ort und Gegenstand und schrieben die Wirklichkeit setzte. Kurzum — die Bühne, auf

den Wettbewerb aus. Künstler machten Entwürfe, der die Künstler um die Palme stritten, war nicht

ohne sich viel um die Situation zu kümmern und die Wirklichkeit mit ihren realen Anforderungen,

die Juroren traten nachher zusammen, um über diese sondern die fiktive Welt des Wettbewerbs.

Entwürfe zu urteilen, ohne den Platz zu kennen Erst hier in München lagen die Verhältnisse so.

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