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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Gensel, Walther: Die XIII. Ausstellung der Berliner Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0491

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-^32> DIE XIII. AUSSTELLUNG DER BERLINER SECESSION <^^-

denen Heim den Stempel vornehmer Intimi-
tät zu verleihen weiß (Abb. S. 456). Auch
Heinrich Reifferscheids Bad (Abb. S. 456)
besitzt feine Reize, kommt aber mit seiner ganz
andern Malweise hier nicht zur Geltung. Unter
den Stillebenmalern steht der als Buchkünstler
seit langem rühmlichst bekannte, jetzt in Friede-
nau lebende Karlsruher Emil Rudolf Weiss
an erster Stelle. In ihren ruhigen Linien,
ihrer klaren Tongebung. zu der die schlichten
weißen Rahmen vortrefflich passen, bilden
seine Werke einen ebenso reizvollen Schmuck
für ganz helle moderne Zimmer, wie die eines
Heda für die holzgetäfelten Butzenscheiben-
zimmer des 17. Jahrhunderts. Weiß, der sich
ja auch als Raumkünstler bewährt hat, wird
bei seinen Bildern denn auch an ganz be-
stimmte Wandbekleidungen gedacht haben.
Von bekannteren älteren Künstlern, die Still-
leben geschickt haben, seien Curt Herrmann,
Oppler und Breyer, von jüngeren Ludwig
Stutz und Fritz Rhein genannt.

Das gewaltigste plastische Werk ist Tuail-
lons Herkules mit dem Stier (Abb. S. 443),
bei dem der Künstler wohl die dekorative
Wirkung in einem Park und nicht die Auf-
stellung in einem Museum im Auge gehabt
hat. Bei naher Betrachtung wirken diese kolos-
salen Formen, dieses an Werke der römischen

Kaiserzeit erinnernde Muskelwerk übertrieben,
während sie bei der Betrachtung aus der Ferne,
wo es auf die Silhouette und das Spiel des
Lichtes auf den Massen ankommt, ihre Wirkung
nicht verfehlen werden. Fritz Klimsch er-
innert in der Darstellung des Dr. von Liebermann
und seines Söhnchens im Kostüm der alten
Römer an gewisse Werke des verstorbenen
französischen Bildhauers Guillaume, ist aber
nicht zur Stileinheit gelangt; viel feine Anmut
zeigt seine kleine Marmorfigur einer Badenden
(Abb. S. 464). Recht gute Kinderfiguren in
Bronze haben August kraus-Grunewald (Abb.
S. 457), Peter pöppelmann-Dresden und
Paul PETERiCH-Rastede (Abb. S. 451) gesandt,
eine vortreffliche Büste in Stein Heinrich
WiRSiNG-München (Abb. S. 463). Als ein ganz
bedeutendes Talent voll Gefühl für Form und
Bewegung enthüllt sich Georg Kolbe (Abb.
S. 462), besonders mit der Bronze eines sitzen-
den Mädchens.

GEDANKEN ÜBER KUNST

In der Seele eines Kunstwerks, wie eines Menschen,
liegt ein tiefes Schweigen, wie ein siindnaturhafter
Zwang, den zu lösen kein Mensch vermag.

W. Steinhausen

*

Die Malerei kennt keine Wunderkinder: einen
Pascal, Mozart, Pico de la Mirandola gibt es in
unserer Kunst nicht. A. Stevens

Die Kunst für Alle XXII.

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