DOI Artikel:
Kromer, H. E.: Werkzeug und Epoche, [1]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0495
-*=4g5> WERKZEUG UND EPOCHE <^=^
CARL STRATHMANN DER LETZTE ANSTURM
XIII. Ausstellung der Berliner Secession
gar nicht ferne zurückliegenden Zeit gar nicht füllt, die fest zugebunden wurden und nur
möglich. Ich weiß nicht genau, in welchem da, wo sie auf dem Boden eines Kastens
Jahre die Fabrikation von Künstler-Oelfarben ruhten, einen feinen kreuzförmigen Schnitt
in Deutschland begonnen hat. Mein Bouvier erhielten, durch welchen man im Bedarfsfalle
ist aus dem Jahre 1838, es war also damals eine kleine Masse ausdrückte. Nun denke
jedenfalls noch nicht möglich, Farben gerieben man sich einen Maler ins Freie ziehen, sorg-
zu kaufen und in Tuben gefüllt mit hinaus- fältig seine mühsam hergestellten Beutelchen,
zunehmen. So lange ein kleines Häufchen die etwa das Fünffache einer Zinntube an
deutscher Maler über alle Gaue unseres so Raum beanspruchten, in einem großen Kasten
riesig praktisch gewachsenen Vaterlandes zer- balancierend, damit der Kreuzschnitt auch
streut die edle Kunst der Oelmalerei pflegte, immer auf der Unterseite blieb! Von dieser
wird wohl kein noch so idealistischer Unter- Unmöglichkeit abgesehen, hätte ein Maler
nehmer auf den Einfall gekommen sein, Farben früherer Zeit für eine Skizze vor der Natur,
auf der Mühle mit Oel zu mischen und in so wie wir sie heute zu sehen gewohnt sind,
Tuben zu füllen, die doch auch erst erfunden an Farbe alles verbraucht, was er in fleißigen
werden mußten. Damals rieb sich der Maler Wochen an Vorrat zusammengerieben hätte,
mühsam auf gekörnten Glasplatten oder Steinen Es war also lediglich Sache des Farbenge-
mit dem Läufer aus Porphyr das Quantum dächtnisses, wenn ein Maler damals die Inter-
Farbe mit Oel an, welches er für etwa acht bis valle der Töne traf, und die der Natur mehr
zehnTage vorrätighaben wollte. Dieangeriebene oder weniger nahe kommenden Bilder ent-
Farbe wurde in sorgfältig gereinigte kleine sprechen also einem geringeren oder stärkeren
aus Schweinsblase hergestellte Beutelchen ge- Farbengedächtnis. In Frankreich, wo die
453
CARL STRATHMANN DER LETZTE ANSTURM
XIII. Ausstellung der Berliner Secession
gar nicht ferne zurückliegenden Zeit gar nicht füllt, die fest zugebunden wurden und nur
möglich. Ich weiß nicht genau, in welchem da, wo sie auf dem Boden eines Kastens
Jahre die Fabrikation von Künstler-Oelfarben ruhten, einen feinen kreuzförmigen Schnitt
in Deutschland begonnen hat. Mein Bouvier erhielten, durch welchen man im Bedarfsfalle
ist aus dem Jahre 1838, es war also damals eine kleine Masse ausdrückte. Nun denke
jedenfalls noch nicht möglich, Farben gerieben man sich einen Maler ins Freie ziehen, sorg-
zu kaufen und in Tuben gefüllt mit hinaus- fältig seine mühsam hergestellten Beutelchen,
zunehmen. So lange ein kleines Häufchen die etwa das Fünffache einer Zinntube an
deutscher Maler über alle Gaue unseres so Raum beanspruchten, in einem großen Kasten
riesig praktisch gewachsenen Vaterlandes zer- balancierend, damit der Kreuzschnitt auch
streut die edle Kunst der Oelmalerei pflegte, immer auf der Unterseite blieb! Von dieser
wird wohl kein noch so idealistischer Unter- Unmöglichkeit abgesehen, hätte ein Maler
nehmer auf den Einfall gekommen sein, Farben früherer Zeit für eine Skizze vor der Natur,
auf der Mühle mit Oel zu mischen und in so wie wir sie heute zu sehen gewohnt sind,
Tuben zu füllen, die doch auch erst erfunden an Farbe alles verbraucht, was er in fleißigen
werden mußten. Damals rieb sich der Maler Wochen an Vorrat zusammengerieben hätte,
mühsam auf gekörnten Glasplatten oder Steinen Es war also lediglich Sache des Farbenge-
mit dem Läufer aus Porphyr das Quantum dächtnisses, wenn ein Maler damals die Inter-
Farbe mit Oel an, welches er für etwa acht bis valle der Töne traf, und die der Natur mehr
zehnTage vorrätighaben wollte. Dieangeriebene oder weniger nahe kommenden Bilder ent-
Farbe wurde in sorgfältig gereinigte kleine sprechen also einem geringeren oder stärkeren
aus Schweinsblase hergestellte Beutelchen ge- Farbengedächtnis. In Frankreich, wo die
453