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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Gensel, Walther: Die grosse Berliner Kunstausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0583

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DIE GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG

von Walther Gensel

Wenn man von einigen Berliner Tageszei-
tungen absieht, pflegt die Große Berliner
Kunstausstellung unter allen deutschen Aus-
stellungen am stiefmütterlichsten behandelt zu
werden. Nicht nur kleinere Eliteausstellungen
wie die diesjährige in Mannheim, sondern auch
anfechtbare Veranstaltungen wie die der Ber-
liner Secession locken den Kritiker weit mehr
als der Glaspalast am Lehrter Bahnhof. Ja
man war wenigstens bis vor kurzem in man-
chen Kreisen so davon überzeugt, doch nichts
Rechtes dort zu finden, daß man sich über-
haupt nicht die Mühe des bei dem großen
Umfange recht zeitraubenden Studiums machte.
Bot sich aber wirklich einmal etwas, das
schlechterdings nicht zu übersehen war, wie
die deutsche Landschafterausstellung vor zwei
Jahren, so fiel man in den Ton eines fast
kränkenden Wohlwollens. Die Frage nach
der Berechtigung dieser großen Kunstmärkte
kann nicht jedes Jahr von neuem aufgerollt

werden; wir müssen sie vorläufig als ein
Gegebenes hinnehmen und den Maßstab des
unter den gegenwärtigen Verhältnissen Erreich-
baren an sie anlegen. Zweifellos aber ist es
viel leichter ein paar hundert Bilder nach
seinem Geschmack auszuwählen, als den Kampf
mit all den in Berlin in Betracht kommenden
Faktoren, zu denen nicht in letzter Linie die
Raumverhältnisse zu rechnen sind, bis ans
Ende durchzuführen, so durchzuführen, wie
es die diesjährige Kommission mit Otto H.
Engel als Vorsitzendem und Bruno Möhring
als Neugestalter der Räume getan hat. Wäh-
rend man bis vor wenigen Jahren — ähnlich
wie bei den Pariser Salons und den Londoner
Akademieausstellungen — fast immer das
Gefühl hatte: So uninteressant war es noch
nie, sagt man diesmal befriedigt: So gut war
es seit langem nicht. Und darum gebührt den
Veranstaltern nicht herablassendes Lob, son-
dern ein aufrichtiger Glückwunsch.

Die Kunst für Alle XXII. 23. 1. September 1907.

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