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Wolter, Franz: Die Münchener Jahresausstellung 1907 im Glaspalast
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0608
KARL KIEFER MONUMENTALBANK
Münchener Jahresausstellung 1907
DIE MUNCHENER JAHRESAUSSTELLUNG 1907 IM GLASPALAST
Von Franz Wolter
Mit den größten Erwartungen geht man all- die glücklich Aufgenommenen das Recht des
jährlich am Eröffnungstage in den Glas- Ausstellens für sich in Anspruch nehmen
palast um auf dem großen Kunstmarkte all könnten. Trotz alledem ist der Reinigungs-
das Hervorragende zu sehen und zu bewundern, prozeß, der durch die Juroren vorgenommen
was die Künstlerschaft Münchens zu leisten wird, heute der einzig mögliche Ausweg um
imstande ist. Auch in diesem Jahre wurde einen halbwegs klaren Ueberblick über das
fleißig und viel gearbeitet, dies dokumentiert gesamte Kunstgebiet zu gewinnen. In diesem
sich in der stattlichen Anzahl von weit über Gesamtbilde zeigt sich uns eine gewisse
2000 Kunstwerken, welche der Katalog in allen Gleichmäßigkeit und Mittelmäßigkeit, die all-
Gattungen aufzählt. Daß es unter diesen Um- zubreit in den Vordergrund tritt. Sucht man
ständen mit dem anzuerkennenden besten nun hier das Gute hervor, so ertappt man
Willen unmöglich ist, die Blöße der Wände sich selbst dabei, daß man aus Gerechtigkeits-
mit ausschließlich hervorragenden Kunst- gründen eben der Gleichwertigkeit wegen
werken zu decken, liegt in der Natur der alles zu erwähnen im Begriffe ist. — Es würde
Sache und nicht zum wenigsten darin, daß sich wirklich einmal lohnen, in nur zwei oder
die Künstler nicht immer Probleme lösen drei größeren Sälen jene Werke zusammen-
können noch wollen, sondern ihre Werke zu zustellen, die unter dem Gesichtspunkte einer
verkaufen beabsichtigen; was man ihnen ja großen, echt deutsch - nationalen Kunst be-
auch nicht verdenken kann. Wie die Ver- trachtet werden könnten. Was man hier Ver-
hältnisse im heutigen Kunstproduzieren liegen, einigt sehen möchte, sind jene wenigen starken
können sogar die Salons für Kunstwerke aller Persönlichkeiten, die nach der Verkörperung
Art nicht groß genug sein, denn viele stehen ihrer eigenen Weltanschauung ringen. Wir
trotzdem noch draußen, die ebensogut wie haben ja, trotzdem unserer modernen Kunst
Iiie Kunst für Alle XXII, 24. 15. September 1907.
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Münchener Jahresausstellung 1907
DIE MUNCHENER JAHRESAUSSTELLUNG 1907 IM GLASPALAST
Von Franz Wolter
Mit den größten Erwartungen geht man all- die glücklich Aufgenommenen das Recht des
jährlich am Eröffnungstage in den Glas- Ausstellens für sich in Anspruch nehmen
palast um auf dem großen Kunstmarkte all könnten. Trotz alledem ist der Reinigungs-
das Hervorragende zu sehen und zu bewundern, prozeß, der durch die Juroren vorgenommen
was die Künstlerschaft Münchens zu leisten wird, heute der einzig mögliche Ausweg um
imstande ist. Auch in diesem Jahre wurde einen halbwegs klaren Ueberblick über das
fleißig und viel gearbeitet, dies dokumentiert gesamte Kunstgebiet zu gewinnen. In diesem
sich in der stattlichen Anzahl von weit über Gesamtbilde zeigt sich uns eine gewisse
2000 Kunstwerken, welche der Katalog in allen Gleichmäßigkeit und Mittelmäßigkeit, die all-
Gattungen aufzählt. Daß es unter diesen Um- zubreit in den Vordergrund tritt. Sucht man
ständen mit dem anzuerkennenden besten nun hier das Gute hervor, so ertappt man
Willen unmöglich ist, die Blöße der Wände sich selbst dabei, daß man aus Gerechtigkeits-
mit ausschließlich hervorragenden Kunst- gründen eben der Gleichwertigkeit wegen
werken zu decken, liegt in der Natur der alles zu erwähnen im Begriffe ist. — Es würde
Sache und nicht zum wenigsten darin, daß sich wirklich einmal lohnen, in nur zwei oder
die Künstler nicht immer Probleme lösen drei größeren Sälen jene Werke zusammen-
können noch wollen, sondern ihre Werke zu zustellen, die unter dem Gesichtspunkte einer
verkaufen beabsichtigen; was man ihnen ja großen, echt deutsch - nationalen Kunst be-
auch nicht verdenken kann. Wie die Ver- trachtet werden könnten. Was man hier Ver-
hältnisse im heutigen Kunstproduzieren liegen, einigt sehen möchte, sind jene wenigen starken
können sogar die Salons für Kunstwerke aller Persönlichkeiten, die nach der Verkörperung
Art nicht groß genug sein, denn viele stehen ihrer eigenen Weltanschauung ringen. Wir
trotzdem noch draußen, die ebensogut wie haben ja, trotzdem unserer modernen Kunst
Iiie Kunst für Alle XXII, 24. 15. September 1907.
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