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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0630

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-sr«ästf> VERMISCHTES - NEUE KUNSTLITERATUR <ös^

CPANDAU. Professor Wilhelm Wandschneider ebensoviel wert sind? So wie diese preisgekrönten
^ wurde mit der Ausführung des Denkmals, welches Arbeiten sind, können sie nach überallhin als An-
hier dem Düppelstürmer Klinke errichtet werden kündigung dienen. Und doch war in dem Preisaus-
soll, betraut. schreiben ganz besonders darauf hingewiesen worden,

daß das Fahrziel des Dampfers >Fürst Bismarckc
\/rDmicouTr;c >Kuba — Mexiko* berücksichtigt werden sollte. Das

VERMISCHTES haben m. E. sowohl die Wettwerbenden wie die Preis-

richter übersehen, und so hat man sich wieder einmal
IJAMBURG. Im Februar d.J. hatte die Hamburg- eine gute Gelegenheit zur Einführung tüchtiger deut-
** Amerika-Linie zur Erlangung von drei Entwürfen scher Kunsterzeugnisse in der Fremde ungenutzt
für ein Plakat und ein Reklamebild eine Konkurrenz durch die Finger gehen lassen. h.e.w,
mit Preisen zu 3000, 2000 und 1000M. ausgeschrieben.
Die daraufhin eingegangenen 450 Entwürfe wurden

im Kunstgewerbehaus Hulbe ausgestellt. Im Preis- NEUE KUNSTLITERATUR

ausschreiben waren Einhaltung einer begrenzten

Druckfläche, Einbeziehung einer Abbildung des Wilhelm Bode: Die italienischen Bronze-

Dampfers »Fürst Bismarck' in die Zeichnung und Statuetten der Renaissance. 2 Bände in je 5 Liefe-
Raum für die Inschrift gefordert worden. Man wird rungen. Berlin 1907 (Bruno Cassirer). (Die ersten
nicht fehl gehen, in diesen Forderungen einen er- 3 Lieferungen liegen vor, jede M. 25.—.)
heblichen Grund für das unerfreuliche Ergebnis des Der Wert des großangelegten, prachtvollen Tafel-

Preisausschreibens zu erkennen. Witz und Geist werks liegt besonders im mitgeteilten Stoff: Die
lassen sich nicht gerne eine Schnürbrust aufzwingen. Kleinplastik der italienischen Renaissance war seit
Unter den eingegangenen Entwürfen ist keiner, der Jahrhunderten das eigenste Gebiet der Sammler,
sich künstlerisch oder in der Idee über die längst und noch heute ist sie viel mehr zerstreut in großen
im Verkehr stehenden Dampfschiffreiseplakate er- und kleinen Sammlungen Europas als die Stein- und
höbe. Das schwimmende oder in den Helgen hängende Tonbildwerke der gleichen Epochen. Wer aber kennt
Dampfschiff herrscht vor, nur vereinzelt findet sich den Kunstmarkt und all die Schlupfwinkel des heuti-
eine entsprechende Landschaft als Rahmen. Daß gen Denkmälervorrats besser als Wilhelm Bode? —
die Preise auf lauter neue, der >Jungmoderne< an- Und da er nun, das ist das wichtigste, den großen,
gehörige Männer entfallen sind — Guido Boy in nur ihm bekannten Stoff bereits gegliedert hat nach
Hamburg, Wilhelm Wulff in Eddelsen, Atelier Epochen, Schulen und Meistern, so treten Quattro-
Gustav Dören in Hamburg für Plakate; H. Rath und Cinquecento, die toskanische, lombardische und
in Werder und Ulrich HObner in Travemünde — venezianische Kunst als fest umschlossene Gruppen
wäre sogar recht erfreulich, wenn ihre Arbeiten nur vor uns hin. Und mancher Künstler, von dem bis heute
nicht die Frage all zu nahe rückten, ja, warum diese nur ein authentisches Werk bekannt gewesen, erhält
und nicht die anderen Arbeiten auch, die doch genau hypothetisch eine Anzahl nah verwandter zugewiesen.

In ihrer Gesamtheit aber geben diese ein Bild
von seiner Künstler-Eigenart. Schließlich, als
letztes sei es betont, die erhaltenen Kunstwerke
der Bronze-Kleinkunst sind Masse gegen Masse
genommen von höherer Qualität als Stein- und
Terrakottaplastik jener Jahre. Ich meine, das
wertvollere Material ist schuld daran. In klei-
nerem Format hat man zudem manches inter-
essante Darstellungsproblem früher und kapri-
ziöser gelöst und manches Thema überhaupt
nur so versucht. Auch gibt's in der Renais-
sance — wie zu allen Zeiten wirklicher Kunst-
blüte — keine Grenze zwischen Kunst und
Kunstgewerbe: An die figürlichen Skulpturen
schließen sich phantastische Leuchterträger,
Türklopfer, Lampen, Glocken an. — Aus alle-
dem ergibt sich, daß uns die > Bronzestatuetten t
ganz neue Einblicke vermitteln, intime und
sehr erfreuliche, in die Kultur und Kunst der
Renaissance. In seiner schönen Ausstattung
aber ist das ganze Werk selbst ein modernes
Kunstwerk. f. s.

Julius Meier - Graefe, Corot und
Courbet. Ein Beitrag zur Entwick-
lungsgeschichte der modernen Ma-
lerei. Leipzig. Insel-Verlag. M. 8. —.

Schon wegen der in dem Buch behandelten
Künstler darf diese neue Publikation Meier-
Graefe's auf viele Freunde rechnen. Ueberdies
ist das Werk sehr reich illustriert und hat eine
so lobenswerte, buchtechnische Form, innen
und außen, daß man es wohl als ein erfreuliches
Zeichen künstlerischen Bedürfnisses und Ge-
nießens ansehen könnte, wenn das Meier-
franz cleve todeskuss Graefe'scheWerkschonderkünstlerischenForm

Münchener Jahresausstellung 1907 wegen vielfach begehrt würde. Der Inhalt des

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