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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Kuzmány, Karl Michael: Die IX. Internationale Kunstausstellung der Stadt Venedig
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0066

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pietro fragiacomo abenddämmerung

Internationale Kunstausstellung 1910 in Venedig

DIE IX. INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG
DER STADT VENEDIG

Von Karl M. Kuzmany

Ein seltener Fall, fürwahr, daß eine Aus- setzt würdig die Reihe ihrer erfolgreichen Vor-
stellung nicht hinter dem ihr gesetzten gängerinnen fort. Und wieder sei, bevor noch
Termin sich gerüstet zeigt, sondern ihm voraus- Künstlernamen genannt werden, auf Antonio
eilt, die Frist gar um die Hälfte verkürzend. Fradeletto hingewiesen, denn er hat das ihm
Das ereignete sich heuer in Venedig, von dem anvertraute Schiff, das von vielen feindlichen
erst im nächsten Jahre der herkömmliche Mächten bedrohte, tüchtig zu befrachten und
Zwischenraum es gefordert hätte, wieder seine gut zu steuern verstanden. Es ist ihm gewiß
Herberge der internationalen Kunst zu eröff- nicht entgangen, daß er auch, ästhetisch ein-
nen. Seit 1895 hat man es so gehalten und geschätzt, leichte Ware mit sich führt, die als
damit, wie die Erfahrung lehrte, das Richtige Ballast die Ladung vervollständigen hilft. Die
getroffen. Aber für 1911 ist von Rom die im Mängel der Ausstellung sind in dem Programm
denkbar größten Umfang geplante Allerwelts- begründet, das immer weiter gespannt wird.
Kunstschau angesagt, neben der ein Neben- In die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts
buhler nur schwer aufgekommen wäre, wenn greifen die Werke zurück, mit denen einige
er auch, indem er auf seinem Standpunkt be- Säle als retrospektive Abteilung ausgestattet
harrte, die Berücksichtigung eines wohlerwor- sind; da merkt man, daß die in festem Besitz
benen Vorrechtes hätte fordern dürfen. Es befindlichen Stücke nicht entliehen werden
mag die Eifersucht zwischen der Hauptstadt konnten, und also entwicklungsgeschichtlich
des politisch geeinigten Reiches und der für minder Wichtiges dafür die Lücken füllen mußte,
die moderne Kunst so anziehungsmächtigen Das System der „mostre individuali", der per-
Lagunenstadt auch mit im Spiele gewesen sein. sönlichen Sonderausstellungen, hat, besonders
Genug an dem: Venedig ließ es auf die Kraft- sofern es jüngere Künstler heranzog, zu einer
probe ankommen, bei verspätet ausgesendeten Freigebigkeit ihrerseits geführt, die man, in
Einladungen sich selbst zu überholen. Wer ihrem eigenen künstlerischen Interesse, gerne
die Verhältnisse kennt, mußte sich fragen, ob eingeschränkt sähe. Sonst sind ja überall
bei solcher Beschleunigung nicht manches über- feste Dämme gesetzt, wird doch in die „sala
stürzt und dadurch alles gefährdet würde, della gioventü", wo man der gährenden Jugend
Aber diese neunte der Venediger Ausstellungen zu begegnen vermeint, nur zugelassen, wer,

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