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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Vollmer, Hans: Zur Geschichte des Kunstsammelns in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0076

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ZUR GESCHICHTE DES KUNSTSAMMELNS IN DEUTSCHLAND

GIUSEPPE MITI-ZANETTI RÜCKKEHR
Internationale Kunstausstellung 1910 in Venedig

die im Verlaufe der Zeit die Mittelpunkte und bare Monstranzen, Kelche, Räuchergefäße,

Stützen jeglicher geistigen Kultur wurden, Bischofsstäbe, wertvolle alte Prachtbücher;

stellen auch die ersten Museen dar; und zwar hier bewahrte man die Gebeine und Reliquien

enthielten diese alten Kirchenmuseen nicht der Heiligen in goldenen und silbernen Fas-

nur Kunstschätze, sondern auch Naturmerk- sungen.

Würdigkeiten aller Art, ausgegrabene Gebeine Dagegen ist der Privatmann als Kunst-
riesenhafter ausgestorbener Tiere der Urwelt, sammler dem Mittelalter vollkommen unbe-
Meteorsteine, Seltenheiten, welche fromme kannt. Die Reichen lebten dazumal sehr ein-
Pilger oder Ritter aus dem heiligen Lande von fach; an ein Ausschmücken der Wohnungen
fernher mit heimgebracht hatten und dgl.; auch mit Kunstwerken, geschweige denn an ein
Denkmale errungener Siege, namentlich die Sammeln derselben in Privathäusern, dachte
Fahnen, die man dem Feinde abgenommen, niemand. Selbst besondere Trinkstuben oder
stellte man in den Kirchen auf, die auf diese Waffenkammern kommen in den Burgen und
Weise zu förmlichen historischen Museen Häusern des deutschen Mittelalters selten vor;
wurden. Außerdem aber besaßen die Dom- nur auf eine Hauskapelle hielt man, und diese
stifte und reicheren Klöster noch besondere wurde denn auch mit Bildwerken und Ge-
Schatzkamme rn, in denen solche Kunst- mälden reichlichst ausgeschmückt und an Fest-
werke aufbewahrt wurden, die ihrer Seltenheit tagen mit Teppichen behangen. Im übrigen
und ihres materiellen Wertes wegen sich nicht war der Luxus der reichen Leute des Mittel-
zur dauernden öffentlichen Ausstellung eig- alters nur auf kostbare Kleider, schöne Waffen
neten und nur bei besonderen Festlichkeiten und Geschmeide gerichtet. Selbst die Familien-
dem Volke gezeigt wurden; hier standen kost- bilder, mit denen man seit dem 16. Jahr-

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