henry bouchard
Internationale Kunstausstellung Brüssel 1910
der pflüger
DIE INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG BRÜSSEL 1910
Von M. Schmid-Aachen
Weit ab von der großen Weltausstellung hat sich nach unseren deutschen Begriffen geziemt,
man im Cinquantenairepalais ein Bilder- Noch schwieriger wäre es gewesen, bei den
Warenhaus eingerichtet, dem der stolze Titel augenblicklich herrschenden deutschen Kunst-
verliehen wurde „Exposition universelle et inter- parteiverhältnissen eine wirklich imposante
nationale de Bruxelles 1910". Repräsentation hier zu erzielen. Man hätte
Natürlich ist die Ausstellung nicht uni- wohl auch in Brüssel keinen Wert darauf ge-
versell, denn die Architektur ist schwach, die legt, dem so bitter gehaßten deutschen Ri-
angewandte Kunst gar nicht vertreten. Eben- valen zu einem Erfolg zu verhelfen. Die besten
sowenig ist sie international. England, Oester- Säle am Eingang überließ man in traditioneller
reich und Skandinavien werden durch ein paar Courtoisie den lieben Franzosen. Sie haben
Bilder repräsentiert, Deutschland hat ganz auf sie mit gewohntem Geschmack und nach be-
Beteiligung verzichtet. Es war auch besser so. währtem Schema etwas tapeziermäßig ausge-
Zunächst ist diese Veranstaltung sehr mäßig stattet. Die Haupträume im Stile Louis XVI.,
besucht, da sie von der Stadt und der Welt- lichte Farben, ein paar Gobelins, die übrigen
ausstellung aus gleichmäßig schwer zu erreichen Säle in sattem Rot mit Goldleisten, also für
ist. Sodann hätten die weitläufigen und un- die moderne Farbenskala tödlich, für den alten
übersichtlich gruppierten Säle nur mit großen Kolorismus förderlich. Darauf hängt eine hüb-
Kosten so hergerichtet werden können, wie es sehe Auswahl guter, wenn auch meist wohl-
Die Kunst für Alle XXVI. 4. 15. November 1910
73
10
Internationale Kunstausstellung Brüssel 1910
der pflüger
DIE INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG BRÜSSEL 1910
Von M. Schmid-Aachen
Weit ab von der großen Weltausstellung hat sich nach unseren deutschen Begriffen geziemt,
man im Cinquantenairepalais ein Bilder- Noch schwieriger wäre es gewesen, bei den
Warenhaus eingerichtet, dem der stolze Titel augenblicklich herrschenden deutschen Kunst-
verliehen wurde „Exposition universelle et inter- parteiverhältnissen eine wirklich imposante
nationale de Bruxelles 1910". Repräsentation hier zu erzielen. Man hätte
Natürlich ist die Ausstellung nicht uni- wohl auch in Brüssel keinen Wert darauf ge-
versell, denn die Architektur ist schwach, die legt, dem so bitter gehaßten deutschen Ri-
angewandte Kunst gar nicht vertreten. Eben- valen zu einem Erfolg zu verhelfen. Die besten
sowenig ist sie international. England, Oester- Säle am Eingang überließ man in traditioneller
reich und Skandinavien werden durch ein paar Courtoisie den lieben Franzosen. Sie haben
Bilder repräsentiert, Deutschland hat ganz auf sie mit gewohntem Geschmack und nach be-
Beteiligung verzichtet. Es war auch besser so. währtem Schema etwas tapeziermäßig ausge-
Zunächst ist diese Veranstaltung sehr mäßig stattet. Die Haupträume im Stile Louis XVI.,
besucht, da sie von der Stadt und der Welt- lichte Farben, ein paar Gobelins, die übrigen
ausstellung aus gleichmäßig schwer zu erreichen Säle in sattem Rot mit Goldleisten, also für
ist. Sodann hätten die weitläufigen und un- die moderne Farbenskala tödlich, für den alten
übersichtlich gruppierten Säle nur mit großen Kolorismus förderlich. Darauf hängt eine hüb-
Kosten so hergerichtet werden können, wie es sehe Auswahl guter, wenn auch meist wohl-
Die Kunst für Alle XXVI. 4. 15. November 1910
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