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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Aus den Berliner Kunstsalons
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0105

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AUS DEN BERLINER KUNSTSALONS

keit in den Unanständigkeiten eines Gerbauld unge- vollen Kohlstilleben, das der Nationalgalerie in
bührlich breit machen.— Der Cassirersche Kunstsalon Christiania gehört. Sören Onasger hat mehr
zeigt in einer kleinen Ausstellung eineGruppe jüngerer als die anderen von Pariserischer Malkultur in sich
norwegischer Künstler. Es ist interessant, zu sehen, aufgenommen. Man denkt an Cezanne und an
wie ähnlich den Schweizern, die sich um Hodlers Renoir vor seinen geschmackvollen, hellfarbigen
Fahne scharen, nun in Norwegen ebenfalls um einen Malereien, deren schöne Materie das Auge besticht,
überragenden Künstler, der lange als Unzeitgemäßer denen aber nicht die Ueberzeugungskraft von Grund
abseits und für sich allein stehen mußte, sich eine auf eigen erlebter Form eignet. Auch Hendrik
Gruppe vorwärtsstrebender jüngerer Maler zu- Lunds Kunst haftet mehr an der Oberfläche der
sammengefunden hat. Denn Edvard Münch ist Dinge, seine Geschicklichkeit streift etwas an
offensichtlich der Leitstern der besten unter den Routine, und man wird nicht warm bei aller An-
jungen Norwegern. Und interessant ist es vor erkennung der hohen malerischen Fähigkeiten des
allem zu beobachten, wie die neuen Bestrebungen der Künstlers. Svarstad endlich ist der einzige, den
verschiedensten Gruppen sich in einem Ziele ver- wir ganz ablehnen möchten. In seiner gesuchten
einigen, wie die Schweizer und die jungen Franzosen, und absichtlichen Originalität bringt er einen falschen
diese wie die Norweger alle auf gleichen Wegen Ton in die sonst so einheitliche und schöne Aus-
gehen, einer Ueberwindung des Impressionismus Stellung. — Es ist viel Eigenart und Zuversicht in
zustreben, eben im Sinne der Cezanne und Hodler der Kunst dieser jungen Norweger, das starke Be-
und Münch. wußtsein eines neuen Wollens. Ein Neues ist im
Am unmittelbarsten an Münch schließt sich Werden, das allerwärts zur Oberfläche drängt, und
Theodor Lauring an, dessen Landschaften in keine Kunstpolitik wird ihm bei uns das Daseins-
ihrer großzügigen Vereinfachung an Münchs beste recht abschneiden können. Nur aus diesem Grunde,
Landschaftsmalereien erinnern können. Auf dem weil sie einen lebendigen Widerspruch gegen gewisse
Wege des Porträts folgt L. Karsten am treuesten reaktionäre Elemente bedeutet, möchte man der
dem Meister, dessen unbarmherzige Charakter- >Neuen Sezession« ein besseres Gedeihen wünschen,
analysen ihm zum Vorbild wurden. In der Be- als in ihrer jetzt eröffneten zweiten Ausstellung, die
schränkung auf das Farbige, als Träger des Aus- den zeichnenden Künsten gehört, sich kund gibt,
drucks, steht er dem Wiener Kokoschka nahe, Vor allem wäre dazu der Zuzug neuer und kräftiger,
während im Zeichnerischen ihm nicht die unbe- künstlerischer Elemente vonnöten. Und in diesem
dingte Formbeherrschung zur Seite zu stehen Sinne wird man es als erfreulich bezeichnen müssen,
scheint. In den Stilleben Bernhard Folke- daß Emil Nolde sich der neuen Gruppe an-
stads ist etwas von Munchscher Formengröße, geschlossen hat. Seine Arbeiten werden vielen
mindestens in dem einen, dem ungemein kraft- noch sehr problematisch scheinen, und doch offen-

Vi'ILHELM MARIS KOHE AM WASSER

Internationale Kunstausstellung Brüssel 1910

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