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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Berger, Ernst: Goethes Farbenlehre und die modernen Theorien
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0159

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GOETHES FARBENLEHRE UND DIE MODERNEN THEORIEN

Vereinfachung der opti-
schen Reize auf Inter-
ferenzerscheinungen zu-
rückführt, die innerhalb
der Zapfen selbst, und
zwar rein optisch zustande
kommen.

Und was hätte wohl
Goethe dazu gesagt,wenn
ihm ein auf der Basis
des Dreifarbensystenis
hergestellter Farben-
druck odergareine Photo-
graphie in natürlichen
Farben nach Lumieres
Verfahren zu Gesicht
gekommen wäre?! Er
hätte sehr erstaunt sein
Greisenhauptgeschüttelt,
daß es möglich sei, durch
dieNetzhautmischung der
drei Farben, Rotorange,
Grün und Violett, alle
Farben in naturgetreue-
otto fischer fruhling ster Wiedergabe auf der

Erste Aasstellung der Künstlervereinigung Dresden photographischen Platte

zu bannen. Allerdings ist

Position 47 ff.). Alle neueren Theorien der es eine ganz andere Art der Farbenmischung,
Farbenempfindung gehen davon aus, die un- die hier in Frage kommt, als die Mischung
endlich vielen Reizvorgänge, die beim Sehen
auf die einzelnen Netzhautzellen (Zäpfchen
und Stäbchen) einwirken, auf wenige Grund-
empfindungen zu beschränken, aus denen dann
alle übrigen Empfindungsarten durch eine Art
von Mischung sich ableiten lassen.

Solche Reizvorgänge kann man sich durch
rein anatomische Vorrichtungen oder durch
rein photochemische Prozesse in den End-
organen der Netzhaut gegeben denken, wie
es einerseits die Theorie von Young-Helm-
holz mit ihren drei an hypothetische Faser-
arten gebundene Grundempfindungen, Rot,
Grün und Violett, durch deren Mischung alle
Farbenempfindungen entstehen, annimmt.

Die zweite von Hernig und seiner Schule
vertretene photochemische Theorie führt die
Erregung der Netzhautzäpfchen auf bestimmte
im Lichte erfolgende Zersetzungen von hypo-
thetischen Sehsubstanzen zurück, wobei die
eben schon von Goethe und Schopenhauer,
wie wir gesehen haben, gut gekannten „Gegen-
farben" als Grundfarben eine Art gegenseitiges
Wechselspiel von dreierlei Sehsubstanzen aus-
zuführen haben.

Eine dritte, rein physikalische Theorie hat E r dietze im pelz

neuestens raehlmann hinzugefügt, Welche die Erste Ausstellung der Künstlervereinigung Dresden

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