von ausstellungen — personalnachrichten
Ubbelohde, Waentig und andere, waren mit Ge- Venedig liefert Carl Felber in Dachau, ein auch als
mälden und meist auch mit Radierungen gut ver- Radierer begabter Künstler, dem nur zu wünschen
treten. Dazu kamen von jüngeren Kräften der Bantzer- wäre, daß er seine Häuser und Brücken weniger kon-
Schüler Kakl Heine mit feinen, farbenfrohen Por- struieren (und dazu falsch konstruieren!) als sehen
träts, Otto Lang-Wollin mit seinen breiten und und malen möchte, phantasievolle, stilisierte Radie-
wuchtigen Darstellungen von der Wasserkante und rungen und gewandte Zeichnungen der Züricher
der stimmungsvolle Radierer Herm. Kätelhön mit Hermann Huber. Augusto Giacometti in Flo-
Szenen aus der Schwalm, deren malerische Reize renz aber versteht es, durch Nebeneinandersetzen
die Künstler von nah und fern immer von neuem größerer Farbflächen eigenartig leuchtende, kleine
anziehen. Erfreulicherweise stellte sich auch bald Landschaften zu schaffen und er wird in dieser
die Fühlung zwischen Ausstellern und Publikum Fertigkeit noch übertroffen, von Paul Klee in Mün-
her, ohne die die Kunst nun einmal nicht gedeihen chen, der seine frappierenden, oft allzu karikierten
kann: zahlreiche größere und kleinere Werke wur- Landschaften und Figuren zur Abwechslung auch
den von fremden und einheimischen Liebhabern er- aus wenigen, scheinbar unsicheren Federstrichen
worben. Auch hier zeigte sich also wieder, daß erstehen läßt. Dr. S. Markus
Wiesbaden — ganz seinem Ruf entgegen — unter
Umständen ein recht guter Kunstmarkt sein kann. l. PERSONAL NACHRICHTEN
VORICH. Im Züricher Kunsthause sind seit kurzem DERLIN. Zu Senatoren der K. Akademie der Künste
zwei erst unlängst verstorbene Kunstgrößen zu O in Berlin wurden die Maler Professor Hans
Gast: der Berliner Walter Leistikow und Ludwig Herrmann und Professor Conrad Kiesel, beide
Schmid-Reutte, der erste mit Landschaften, der m Berlin, gewählt,
letztere ausserdem auch mit figürlichen Arbeiten, . _
beide leider aber mit Schöpfungen, die wenig dazu (~j P,er in Berlin lebende Bildhauer Hein-
geeignet erscheinen, uns einen rechten und vorteil- RICH Günther wurde zum Professor ernannt,
haften Begriff von den superioren Qualitäten ihrer CTUTTGART. Als Nachfolger Ludwig Habichs
Schöpfer zu vermitteln. Insbesondere gilt dies von wurde der Bildhauer Ulfert Janssen in Mün-
den Landschaften Schmid-Reuttes, die in ihrer chen zum Professor für dekorative Plastik an der
stumpfen, konventionellen Art einen wenig erfreu- Technischen Hochschule in Stuttgart ernannt (s. seine
liehen Eindruck hinterlassen, indes einige Porträt- in dieser Zeitschrift reproduzierten Werke, Jahr-
köpfe voller schlagender Charakteristik und einige gang 1907 8, S. 48 und 528 und Jahrgang 1908/9,
größere Kompositionen („Kain", „Sklave" u. a.) wenn S. 529).
auch nicht koloristisch, so "W/'IEN. Bald nach Vol-
doch in formaler Hinsicht lendung seines 70. Le-
schon eher zu imponieren bensjahres ist Professor
vermögen. Was aber Lei- * Sigmund L'allemand ge-
stikow anbelangt, so be- storben, am bekanntesten
kommen wir von ihm nur durch seine Schlachtenbil-
Schweizer und Tiroler Mo- i der und durch den im Hof-
tive zu sehen, die in ein- museum befindlichen „Ge-
zelnen Stücken, wie der • neral Laudon zu Pferde",
stimmungsvollen „Wolken- ^^^K Eine bestimmende Richtung
schatten"-Landschaft, der auf diesem Gebiete hatte
merkwürdig leuchtenden, er schon von seinem Oheim
stilisierten „Gebirgsland- K '^^^j^-l^?'^2Mj Fritz L'Allemand erhalten,
schaft", dem eigentümlich ehe er auf der Akademie
beleuchteten „Gletscher 4J^\^B3^KJ1mÄ'C^'*^ seiner Vaterstadt Wien bei
von Argentiere" und eini- Rüben und später Karl
gen sonnigen Gouachen Blaas die Unterweisung
wohl auf einen talentierten, ''yiyiy/ " ■"*•',« ' j empfing, die er selbst als
großzügigen und idealisti- Blaas' Nachfolger im Amte
sehen Landschafter, nicht a JmT^ W> ygfMf fortsetzte. Nach der Dar-
aber auf den großen Stili- ■-. _^^Sr Stellung von Szenen aus
sten Leistikow schließen ^^^^H^BHftfl^HHI^9K JlT h'stor>scn gewordenen
— Ein eigenartiges ^^^^^B^Gfl^^^^^^^Ej^^B österreichischen Kriegsge-
Talent ist der Schweizer I schichte, für die er auch
Frank Behrens, der sich ^^^^^E die landschaftliche Situation
in zwei ehernen Akten „Mor- ^^^^^b Y^^^^f^^^^Hf s getreulich rekonstruierte,
gen" und „Abend" und einer ^^^^^Bs^^^^^^h .JÄttSP wendete er sich den Bege-
eindrucksvollen Komposi- vB^hb&^H^H^HfcifsH S^V- benheiten der Gegenwart zu,
tion „Reue" über ein be- WM indem er die Feldzüge der
merkenswertes Können sechziger Jahre schilderte,
ausweist, eine ebenso ener- In den letzten Jahrzehnten
gische, wie geschmackvolle ^raf ^Bk^KII ^M^M»»lfflB^p- war L'Allemand fast aus-
Künstlerin Martha Kunz schließlich als Porträtmaler
in München, deren Land- -v;'2$BmH^Hs^ ^H^H^H^HB^rf?' tätig; von ihm stammen viele
schaffen eine außerordent- H ■ H Repräsentationsbilder aus
lieh intensive Stimmung tjen hohen militärischen
atmen. Frische, sonnige carl haeser ich kann warten Kreisen, wo er sich der größ-
und farbenfrohe Studien aus Erste Ausstellung der Känsturvereiuigung Dresden ten Wertschätzung erfreute.
Redaktionsschluß: 8. November 1910 Ausgabe: 24. November 1910
Herausgeber: F. Schtartz. Für die Redaktion verantwortlich: P. Kirchgraber. — Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-G.
Sämtlich in München
Ubbelohde, Waentig und andere, waren mit Ge- Venedig liefert Carl Felber in Dachau, ein auch als
mälden und meist auch mit Radierungen gut ver- Radierer begabter Künstler, dem nur zu wünschen
treten. Dazu kamen von jüngeren Kräften der Bantzer- wäre, daß er seine Häuser und Brücken weniger kon-
Schüler Kakl Heine mit feinen, farbenfrohen Por- struieren (und dazu falsch konstruieren!) als sehen
träts, Otto Lang-Wollin mit seinen breiten und und malen möchte, phantasievolle, stilisierte Radie-
wuchtigen Darstellungen von der Wasserkante und rungen und gewandte Zeichnungen der Züricher
der stimmungsvolle Radierer Herm. Kätelhön mit Hermann Huber. Augusto Giacometti in Flo-
Szenen aus der Schwalm, deren malerische Reize renz aber versteht es, durch Nebeneinandersetzen
die Künstler von nah und fern immer von neuem größerer Farbflächen eigenartig leuchtende, kleine
anziehen. Erfreulicherweise stellte sich auch bald Landschaften zu schaffen und er wird in dieser
die Fühlung zwischen Ausstellern und Publikum Fertigkeit noch übertroffen, von Paul Klee in Mün-
her, ohne die die Kunst nun einmal nicht gedeihen chen, der seine frappierenden, oft allzu karikierten
kann: zahlreiche größere und kleinere Werke wur- Landschaften und Figuren zur Abwechslung auch
den von fremden und einheimischen Liebhabern er- aus wenigen, scheinbar unsicheren Federstrichen
worben. Auch hier zeigte sich also wieder, daß erstehen läßt. Dr. S. Markus
Wiesbaden — ganz seinem Ruf entgegen — unter
Umständen ein recht guter Kunstmarkt sein kann. l. PERSONAL NACHRICHTEN
VORICH. Im Züricher Kunsthause sind seit kurzem DERLIN. Zu Senatoren der K. Akademie der Künste
zwei erst unlängst verstorbene Kunstgrößen zu O in Berlin wurden die Maler Professor Hans
Gast: der Berliner Walter Leistikow und Ludwig Herrmann und Professor Conrad Kiesel, beide
Schmid-Reutte, der erste mit Landschaften, der m Berlin, gewählt,
letztere ausserdem auch mit figürlichen Arbeiten, . _
beide leider aber mit Schöpfungen, die wenig dazu (~j P,er in Berlin lebende Bildhauer Hein-
geeignet erscheinen, uns einen rechten und vorteil- RICH Günther wurde zum Professor ernannt,
haften Begriff von den superioren Qualitäten ihrer CTUTTGART. Als Nachfolger Ludwig Habichs
Schöpfer zu vermitteln. Insbesondere gilt dies von wurde der Bildhauer Ulfert Janssen in Mün-
den Landschaften Schmid-Reuttes, die in ihrer chen zum Professor für dekorative Plastik an der
stumpfen, konventionellen Art einen wenig erfreu- Technischen Hochschule in Stuttgart ernannt (s. seine
liehen Eindruck hinterlassen, indes einige Porträt- in dieser Zeitschrift reproduzierten Werke, Jahr-
köpfe voller schlagender Charakteristik und einige gang 1907 8, S. 48 und 528 und Jahrgang 1908/9,
größere Kompositionen („Kain", „Sklave" u. a.) wenn S. 529).
auch nicht koloristisch, so "W/'IEN. Bald nach Vol-
doch in formaler Hinsicht lendung seines 70. Le-
schon eher zu imponieren bensjahres ist Professor
vermögen. Was aber Lei- * Sigmund L'allemand ge-
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kommen wir von ihm nur durch seine Schlachtenbil-
Schweizer und Tiroler Mo- i der und durch den im Hof-
tive zu sehen, die in ein- museum befindlichen „Ge-
zelnen Stücken, wie der • neral Laudon zu Pferde",
stimmungsvollen „Wolken- ^^^K Eine bestimmende Richtung
schatten"-Landschaft, der auf diesem Gebiete hatte
merkwürdig leuchtenden, er schon von seinem Oheim
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schaft", dem eigentümlich ehe er auf der Akademie
beleuchteten „Gletscher 4J^\^B3^KJ1mÄ'C^'*^ seiner Vaterstadt Wien bei
von Argentiere" und eini- Rüben und später Karl
gen sonnigen Gouachen Blaas die Unterweisung
wohl auf einen talentierten, ''yiyiy/ " ■"*•',« ' j empfing, die er selbst als
großzügigen und idealisti- Blaas' Nachfolger im Amte
sehen Landschafter, nicht a JmT^ W> ygfMf fortsetzte. Nach der Dar-
aber auf den großen Stili- ■-. _^^Sr Stellung von Szenen aus
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Talent ist der Schweizer I schichte, für die er auch
Frank Behrens, der sich ^^^^^E die landschaftliche Situation
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eindrucksvollen Komposi- vB^hb&^H^H^HfcifsH S^V- benheiten der Gegenwart zu,
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merkenswertes Können sechziger Jahre schilderte,
ausweist, eine ebenso ener- In den letzten Jahrzehnten
gische, wie geschmackvolle ^raf ^Bk^KII ^M^M»»lfflB^p- war L'Allemand fast aus-
Künstlerin Martha Kunz schließlich als Porträtmaler
in München, deren Land- -v;'2$BmH^Hs^ ^H^H^H^HB^rf?' tätig; von ihm stammen viele
schaffen eine außerordent- H ■ H Repräsentationsbilder aus
lieh intensive Stimmung tjen hohen militärischen
atmen. Frische, sonnige carl haeser ich kann warten Kreisen, wo er sich der größ-
und farbenfrohe Studien aus Erste Ausstellung der Känsturvereiuigung Dresden ten Wertschätzung erfreute.
Redaktionsschluß: 8. November 1910 Ausgabe: 24. November 1910
Herausgeber: F. Schtartz. Für die Redaktion verantwortlich: P. Kirchgraber. — Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-G.
Sämtlich in München