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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Haendcke, Berthold: Die historischen Grundlagen der Hell- und Freilichtmalerei, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0182

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DIE HISTORISCHEN GRUNDLAGEN DER HELL- UND FREILICHTMALEREI

in der zarten Helligkeit der Levkoien, bald in der Natur aufgestellt und angesichts dieser sie
den dunklen Schatten an den tiefen Veilchen abgezeichnet und abgemalt. Aus diesem Grunde
entdecken und der Sinn wird nicht wissen, sind die landschaftlichen Einzelheiten durchweg
welches er mehr liebt; denn bald leuchtet eine in hellen, zarten Farben gehalten. Feines Licht
Farbe so schön in der Helligkeit und bald zieht umspielt bei den besten Malern Baum und
sie in die Tiefe zu sich. — Wenn so dich das Strauch, ohne daß etwa die besonderen atmo-
Grüne der Wiesen, die saftige Vegetation in sphärischen Schönheiten, die Luft gemalt wären,
dem tauigen Grase und das zarte Weben denn auf der Zeichnung, nicht auf der Ton-
eines jungen Buchenwaldes, wie die kristallen maierei, der Malerei schlechthin, beruhten in
grüne Woge lockt, wann leuchtet es dir am erster Linie diese Gemälde. Ein Beweis liegt
schönsten entgegen, in der Helligkeit des unter andern in dem ganz schematisch ver-
Sonnenscheins oder in der Stille des Schattens? wendeten und abgewandelten Fleischton. Dazu
... Es drängt sich alles zur Landschaft. .! — trat der Zwang der Technik. Diese erlaubte
So sahen und empfanden auch die Maler des zwar ein Naß in Naßarbeiten, aber untersagte
15. Jahrhunderts. Deshalb bieten sie eine das Fertigmachen vor der Natur, zwang zum
Hellmalerei, die der Natur. Die Guasche- Vollenden, zum Ausarbeiten im Atelier. Außer-
und Tempera- wie Freskomalerei unterstützten dem dachte natürlich niemand daran, die Mo-
diese Neigung, denn die Skala der hellen Töne delle, die Gruppen im Freien zu malen. Aus
ist bekanntlich bei jeder Wasserfarbe eine sehr diesem Grunde sind die landschaftlichen For-
ausgedehnte. Auch die „Oelmalerei", welche die men vor der lichtüberströmten Natur studiert,
Gebrüder van Eyck zu Beginn des 15. Jahr- in Hellmalerei gehalten, die Figuren in dem
hunderts erfanden, brachte hierin keine Aende- gedämpfteren Licht des nur durch ein Fenster,
rung, denn diese Oelmalerei beruhte darauf, das Butzenscheiben schloß, erhellten Raumes
daß die Künstler gemalt. Die hel-
aus dem fetten, p^^^^^^^p^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^M len Farben des
zähen Firnis- einen Teiles, die
bindemittel der dunkleren des
früheren Zeit ein andern treten
wassermischba- schroff gegen-
res, bis zu jedem einander, weni-
Grade verdünn- ««* ger aus Mangel
bares Malmittel an Kenntnis der
zu bereiten lehr- Lichtperspek-
ten. Trotz alle- ** tive schlechthin,
dem finden sich als aus mangeln-
in den Gemälden der Fähigkeit,
der großen Nie- diese beiden un-
derländer und ter verschieden-
auch der deut- SM artigen Umstän-
schen Maler des den entstande-

15. Jahrhunderts nen Einzelheiten

bereits die cha- B^^Gfl des Bildes innig

rakteristischen ^äf miteinanderver-

Eigenheiten der H .. binden zu kön-

„ Atelier - Male- I nen. Ueberdies

rei" im Gegen- |jr I I i hinderte die Ar-

satz zur Frei- ^^^^^^^I^H beitsweise, die

lichtmalerei. sorgsam ein

Wie besonders Stück nach dem

aus einer Reihe andern auszu-

von Landschaft- zeichnen, aus-

undStadtporträts zumalen, mo-

unleugbarerwie- saikartig zu-

sen ist, haben die sammenzuarbei-

alten Maler ihre ten zwang.

Bildtafeln vor edouard manet bildnis rocheforts (i88i) (Der Schluß folgt)

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