VON AUSSTELLUNGEN
holländischen und der ihnen nachtretenden deutschen
Kleinmeister, freilich mit viel Farbenwitz und Humor
in der Erfindung. Hans Temple, ein beliebter Por-
trätist der Wiener Gesellschaft, hat diesmal ein
ganzes Kabinett für sich, wo er auch die Ergebnisse
eines sommerlichen Studienaufenthaltes in Holland
darbringt. Endlich ist eine Reihe von schlichten
Naturstudien des Landschafters Georg Holub zu
erwähnen. — Die Kunstsalons vereinigen sich in
ihren Darbietungen zu einem bunten Reigen: In der
Galerie Miethke hat Ludwig Michalek ein um-
fassendes Bild seines Schaffens gegeben. Am be-
kanntesten ist er wohl als Graphiker, und im be-
sondern als Radierer, dem keine der auf der Kupfer-
platte versuchten technischen Möglichkeiten die
Herrschaft versagt. Er braucht, obwohl er sich sonst
gern auf die intime Wirkung beschränkt, auch das
monumental große Format nicht zu scheuen, Be-
weis dessen die „Bohrung im Tauerntunnel", die
hier von den kraftvollen Vorstudien umgeben er-
scheint. Viele mit der kalten Nadel gearbeitete
Blätter zeigen Michalek in unmittelbarem Kontakt
mit der Natur, ebenso die farbigen Zeichnungen,
aus denen sich, mit den Federskizzen vereint, ein
Reisetagebuch zusammenstellen ließe. Eine statt-
liche Reihe Porträts sind als rein malerische Lei-
stungen zu betrachten, und dabei halten sie auch der
psychologischen Prüfung stand, was bei einem in
seine Objekte so liebevoll versenkten Künstler nicht
eben erstaunlich ist. Daß Michalek mit warmem
Empfinden die Dinge erschaut, wird einem nicht zu-
letzt aus den, dem Motiv nach oft unscheinbaren,
Landschaften klar. Besonders die Pastellstifte, die
ihm ungemein gefügig in der Hand liegen, zeitigen
auf allen Darstellungsgebieten dem Maler Michalek
die schönsten Wirkungen, wie einst die farbige Aqua-
tinta dem Radierer. — Bei Heller beherrschen jetzt
Schwedische Graphiker das Feld, wo vorher Ar-
nold Schönberg seine Malversuche dargeboten
hatte, die hinter all dem Stümperhaften und Wider-
lichen einiges Talent ahnen lassen, das sich ja mit
unbestreitbarem kombinatorischem Können schon
in seinen Tondichtungen geoffenbart hat, mögen
diese auch bei dem großen Publikum nur einen
mißtönenden Widerhall gefunden haben. In der
Galerie Arnot haben Mitglieder der Gesellschaft
L'art contemporain d'Anvers ihre schwerblütige und
schwermütige Kunst gezeigt, am hellsten in den
Landschaften von Emil Claus, am poetischsten
durch die Kircheninterieurs von Delaunois. Emil
Vloors mit südlichen Motiven, Charles Mertens,
der einmal sehr an Evenepoel gemahnt, Franz Hens
und den kompakt malenden Richard Baseleer
lernte Wien wohl erst bei dieser Gelegenheit kennen;
V. Ch. Hagemann mit seinen rassenhaft merk-
würdigen Typen ist wohl von Israels abhängig,
Walter Vaes und Jacob Smits, doch der gewal-
tigste unter allen, waren hier nur andeutungsweise
zu würdigen. — Den Salon Pisko füllt eine beträcht-
liche Anzahl von Werken des Tiermalers Franz
von Pausinger, die einen Ueberblick über sein
Gesamtschaffen gestatten, von den frühen Orient-
bildern an, über gelegentliche Studien an Rindern,
die ihm am farbig wärmsten gelangen, bis zu den
so naturwahren, aus scharfem Jägerauge erschauten
Hochgebirgsszenerien mit Gemsen und Hirschen. k.
Redaktionsschluß: 22. November 1910 Ausgabe: 8. Dezember 1910
Herausgeber: F. Schtabtz. Für die Redaktion verantwortlich: P. Kirchgraber. — Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-G.
Sämtlich in München
holländischen und der ihnen nachtretenden deutschen
Kleinmeister, freilich mit viel Farbenwitz und Humor
in der Erfindung. Hans Temple, ein beliebter Por-
trätist der Wiener Gesellschaft, hat diesmal ein
ganzes Kabinett für sich, wo er auch die Ergebnisse
eines sommerlichen Studienaufenthaltes in Holland
darbringt. Endlich ist eine Reihe von schlichten
Naturstudien des Landschafters Georg Holub zu
erwähnen. — Die Kunstsalons vereinigen sich in
ihren Darbietungen zu einem bunten Reigen: In der
Galerie Miethke hat Ludwig Michalek ein um-
fassendes Bild seines Schaffens gegeben. Am be-
kanntesten ist er wohl als Graphiker, und im be-
sondern als Radierer, dem keine der auf der Kupfer-
platte versuchten technischen Möglichkeiten die
Herrschaft versagt. Er braucht, obwohl er sich sonst
gern auf die intime Wirkung beschränkt, auch das
monumental große Format nicht zu scheuen, Be-
weis dessen die „Bohrung im Tauerntunnel", die
hier von den kraftvollen Vorstudien umgeben er-
scheint. Viele mit der kalten Nadel gearbeitete
Blätter zeigen Michalek in unmittelbarem Kontakt
mit der Natur, ebenso die farbigen Zeichnungen,
aus denen sich, mit den Federskizzen vereint, ein
Reisetagebuch zusammenstellen ließe. Eine statt-
liche Reihe Porträts sind als rein malerische Lei-
stungen zu betrachten, und dabei halten sie auch der
psychologischen Prüfung stand, was bei einem in
seine Objekte so liebevoll versenkten Künstler nicht
eben erstaunlich ist. Daß Michalek mit warmem
Empfinden die Dinge erschaut, wird einem nicht zu-
letzt aus den, dem Motiv nach oft unscheinbaren,
Landschaften klar. Besonders die Pastellstifte, die
ihm ungemein gefügig in der Hand liegen, zeitigen
auf allen Darstellungsgebieten dem Maler Michalek
die schönsten Wirkungen, wie einst die farbige Aqua-
tinta dem Radierer. — Bei Heller beherrschen jetzt
Schwedische Graphiker das Feld, wo vorher Ar-
nold Schönberg seine Malversuche dargeboten
hatte, die hinter all dem Stümperhaften und Wider-
lichen einiges Talent ahnen lassen, das sich ja mit
unbestreitbarem kombinatorischem Können schon
in seinen Tondichtungen geoffenbart hat, mögen
diese auch bei dem großen Publikum nur einen
mißtönenden Widerhall gefunden haben. In der
Galerie Arnot haben Mitglieder der Gesellschaft
L'art contemporain d'Anvers ihre schwerblütige und
schwermütige Kunst gezeigt, am hellsten in den
Landschaften von Emil Claus, am poetischsten
durch die Kircheninterieurs von Delaunois. Emil
Vloors mit südlichen Motiven, Charles Mertens,
der einmal sehr an Evenepoel gemahnt, Franz Hens
und den kompakt malenden Richard Baseleer
lernte Wien wohl erst bei dieser Gelegenheit kennen;
V. Ch. Hagemann mit seinen rassenhaft merk-
würdigen Typen ist wohl von Israels abhängig,
Walter Vaes und Jacob Smits, doch der gewal-
tigste unter allen, waren hier nur andeutungsweise
zu würdigen. — Den Salon Pisko füllt eine beträcht-
liche Anzahl von Werken des Tiermalers Franz
von Pausinger, die einen Ueberblick über sein
Gesamtschaffen gestatten, von den frühen Orient-
bildern an, über gelegentliche Studien an Rindern,
die ihm am farbig wärmsten gelangen, bis zu den
so naturwahren, aus scharfem Jägerauge erschauten
Hochgebirgsszenerien mit Gemsen und Hirschen. k.
Redaktionsschluß: 22. November 1910 Ausgabe: 8. Dezember 1910
Herausgeber: F. Schtabtz. Für die Redaktion verantwortlich: P. Kirchgraber. — Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-G.
Sämtlich in München