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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Kuzmány, Karl Michael: Die Kunst der Frau: zur Ausstellung in der Wiener Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0224

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DIE KUNST DER FRAU

Lehrer Richard Kaiser verleugnen kann. Die
graphische Abteilung, in der freilich Käthe
Kollwitz (Berlin) alles schlägt, bietet man-
cherlei Talentproben aus Oesterreich: eine
lebendige Radierung von Tana Hoernes,
Holzschnitte von Martha Hofrichter, Illu-
stratives von Marianne Frimberger und
Otty Schneider (Prag), sehr prägnante Archi-
tekturzeichnungen der Brünnerin Gabriele
Murad-Michalkowski. Mit besonderer Aus-
zeichnung sind die Bildhauerinnen zu nennen.

MARC MACDONALD MACKINTOSH >S> DIE JUNIROSE

Ilse Conrat, deren drei Porträtbüsten jede
die Gabe eindringlicher Charakterisierung be-
kundet, fesselt besonders durch das „In me-
moriam" gewidmete Idealbild der Kaiserin
Elisabeth (Abb. S. 200), Elsa Köveshäzi-
Kalmär durch die scharf prägende Modellie-
rung der typischen Schauspielerzüge Kainzens
(Abb. S. 207). Th. F. Ries, die sonst kolos-
salische Allegorien bildet, läßt es diesmal
bei Porträtbüsten bewenden; Lona von Zam-
boni, Hella Unger (Abb. S. 201) bringen
u. a. auch Kleinplastiken in Bronze, der-
gleichen Keramisches sehr ansprechend Min-
nie Goosens (München) und die Wienerin
Johanna Meier-Michel, der man schon
wiederholt auf dem Gebiete des Kunstgewerbes
begegnet ist.

GEDANKEN ÜBER KUNST

»Die Kunst ist der menschliche Ausdruck der Zu-
friedenheit mit den Schöpfungen Gottes und des
Wohlgefallens an ihnen.< Dies ist, wenn ich nicht
sehr irre, der Ausspruch eines chinesischen Aesthe-
tikers, dessen Namen ich vergessen habe, der aber
so etwa um das Jahr 2500 vor Christi Geburt Pri-
vatdozent an der Universität in Peking gewesen sein
soll. Dieser Ausspruch mag wohl neben den vielen
anderen, die seitdem in aller Herren Länder über
die Kunst getan worden sind, auch noch seine Gel-
tung haben und ich meine, er paßt besonders gut
auf die stille Kunst der Malerei. Nur der Künstler
steht eigentlich so ganz kritiklos der Welt gegenüber,
er staunt die Welt an, er nimmt sie, wie ein Kind
sie nimmt — ihm erscheint, als ob alles gut wäre,
er ist der geborene Optimist. Die Kunst ist aller
Verpflichtung enthoben, etwas erklären und deuten
zu wollen am Welträtsel, das ist ihre schöne Ein-
seitigkeit. Wie das Kind mit seiner Puppe, der es
in Liebesregung alles Leben zugesteht, der es die
eigene Seele leiht, damit die Puppe lebe, so spielt
vielleicht die Kunst mit allen Dingen. Hans Thoma

Auch die Genies sind menschlichem Irren unter-
worfen; kein Künstler — und wäre er der größten
einer— ist der Hand der Natur so fertig entsprungen,
wie Pallas Athene dem Haupte des Allvaters Zeus.

Arbeiten ist ihre Devise gewesen. Arbeiten und
immer wieder arbeiten.

„Der mit Genie begabte Mensch opfert sich ganz
für das Ganze, eben indem er lebt und schafft."

„Die Triebfeder, welchedasGenie zur Ausarbeitung
seiner Werke bewegt, ist nicht der Ruhm: der ist zu
unsicher und, in der Nähe betrachtet, von zu geringem
Wert, — auch ist es nicht das eigene Ergötzen; denn
dieses wird von der großen Anstrengung überwogen.
Viel mehr ist es ein Instinkt eigener Art, vermöge
dessen das geniale Individuum getrieben wird, sein
Schauen und Fühlen in dauernden Werken auszu-
drücken, ohne sich dabei eines ftrneren Motivs be-
wußt zu sein." —

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