AUS DEN BERLINER KUNSTSALONS
wenn wir neue Andachtsbilder für die Kirche haben schablonenhaften, süßlichen Geschmack bekundet,
wollen. Was hat man über Uhde gezetert! Spätere Auf jeden Fall hat Fräulein Hauer das Verdienst,
Zeiten werden es sicher nicht verstehen, von Uhde sich um die immer mehr dahinschwindenden Schön-
keine Bilder in unseren Kirchen vorzufinden. In heiten Alt-Berlins gekümmert und ihnen manchen
Tapiau wird man einen Corinth zeigen können: die Reiz abgelauscht zu haben. — Bei Gurlitt ist der
Stadt darf stolz sein auf den seltenen Ruhm, ein Schönleberausstellung eine Kollektivdarbietung von
modernes Altarbild von Künstlerhand zu besitzen! Werken Hugo Vogels, Porträts, Landschaften und
Bei Schulte gab es eine hübsche Fritz Erler- Skizzen verschiedener Art gefolgt, die keinen son-
Ausstellung, die hauptsächlich Porträts brachte, feine, derlichen Eindruck hinterlassen. Eine Anzahl klas-
farbig geschmackvolle Arbeiten, denen nur gelegent- sischer französischer Gemälde interessiert dagegen
lieh das allzu Absichtliche der Komposition, das zu lebhaft, vor allem ein Corot von ungewöhnlicher
sehr Gewollte eines Farbenfleckes an dieser oder Größe (etwa 2'/2 zu 11 2 m), der eine mächtige Baum-
jener Stelle nachteilig wurde. Leider sah man nichts kulisse am Rande eines Waldes darstellt. Ganz in
von dekorativen Entwürfen, in denen Erler wohl sein der Ferne nahen sich zwei trotz aller Kleinheit un-
Bestes, die ungebundene, delikate Farbenschönheit endlich charakteristisch bewegte Figuren: es ist
in heiterer Laune zu geben vermag. Man möchte dem der magere Ritter Don Quixote und sein rundlich-
Künstler auf diesem Gebiet mehr große Aufträge komischer Gefährte Sancho Pansa und beide sind
wünschen ! — Unter den übrigen Werken sahen wir sie von Daumier in dieses Bild hineingemalt! Unter
Sportbilder von Hermann Junker, die zum Teil den übrigen Werken ist ein merkwürdig verschwom-
einen guten Geschmack und den Willen erkennen menes, an Carriere erinnerndes Frauenporträt von
ließen, diesen tiefgesunkenen Zweig der Malerei Matthys Maris, ein Frauenkopf von Ingres (eine
auf ein höheres Niveau zu heben. Eine Kollektion Studie zur Apotheose Homers), einige gute Land-
von Arbeiten des unlängst verstorbenen Münchener schaffen von Daubigny, eine prachtvoll gezeichnete
Malers Ludwig von Löfftz ermöglichte einen Tänzerin von Degas sowie drei kleine, nur leicht
Ueberblick über die Tätigkeit dieses Künstlers. — andeutende Aquarelle von Whistler zu nennen. —
Bei Amsler & Ruthardt stellt Fräulein Dorothea Im Künstlerhaus ist zurzeit der gesamte künstlerische
Hauer Buntstiftzeichnungen „Berliner Motive" aus, Nachlaß Skarbinas, der vor Monaten schon einmal
in denen ihr das rein Zeichnerische besser ge- in der Akademie vereinigt war, zum Verkauf aus-
lungen ist wie das Kolorit, in dem sie einen ganz gestellt. J. Sievers
heinrich von zügel auf staubiger landstrasse (1907)
Winter-Ausstellung der Münchner Secession
Die Kunst für Alle XXVI.
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wenn wir neue Andachtsbilder für die Kirche haben schablonenhaften, süßlichen Geschmack bekundet,
wollen. Was hat man über Uhde gezetert! Spätere Auf jeden Fall hat Fräulein Hauer das Verdienst,
Zeiten werden es sicher nicht verstehen, von Uhde sich um die immer mehr dahinschwindenden Schön-
keine Bilder in unseren Kirchen vorzufinden. In heiten Alt-Berlins gekümmert und ihnen manchen
Tapiau wird man einen Corinth zeigen können: die Reiz abgelauscht zu haben. — Bei Gurlitt ist der
Stadt darf stolz sein auf den seltenen Ruhm, ein Schönleberausstellung eine Kollektivdarbietung von
modernes Altarbild von Künstlerhand zu besitzen! Werken Hugo Vogels, Porträts, Landschaften und
Bei Schulte gab es eine hübsche Fritz Erler- Skizzen verschiedener Art gefolgt, die keinen son-
Ausstellung, die hauptsächlich Porträts brachte, feine, derlichen Eindruck hinterlassen. Eine Anzahl klas-
farbig geschmackvolle Arbeiten, denen nur gelegent- sischer französischer Gemälde interessiert dagegen
lieh das allzu Absichtliche der Komposition, das zu lebhaft, vor allem ein Corot von ungewöhnlicher
sehr Gewollte eines Farbenfleckes an dieser oder Größe (etwa 2'/2 zu 11 2 m), der eine mächtige Baum-
jener Stelle nachteilig wurde. Leider sah man nichts kulisse am Rande eines Waldes darstellt. Ganz in
von dekorativen Entwürfen, in denen Erler wohl sein der Ferne nahen sich zwei trotz aller Kleinheit un-
Bestes, die ungebundene, delikate Farbenschönheit endlich charakteristisch bewegte Figuren: es ist
in heiterer Laune zu geben vermag. Man möchte dem der magere Ritter Don Quixote und sein rundlich-
Künstler auf diesem Gebiet mehr große Aufträge komischer Gefährte Sancho Pansa und beide sind
wünschen ! — Unter den übrigen Werken sahen wir sie von Daumier in dieses Bild hineingemalt! Unter
Sportbilder von Hermann Junker, die zum Teil den übrigen Werken ist ein merkwürdig verschwom-
einen guten Geschmack und den Willen erkennen menes, an Carriere erinnerndes Frauenporträt von
ließen, diesen tiefgesunkenen Zweig der Malerei Matthys Maris, ein Frauenkopf von Ingres (eine
auf ein höheres Niveau zu heben. Eine Kollektion Studie zur Apotheose Homers), einige gute Land-
von Arbeiten des unlängst verstorbenen Münchener schaffen von Daubigny, eine prachtvoll gezeichnete
Malers Ludwig von Löfftz ermöglichte einen Tänzerin von Degas sowie drei kleine, nur leicht
Ueberblick über die Tätigkeit dieses Künstlers. — andeutende Aquarelle von Whistler zu nennen. —
Bei Amsler & Ruthardt stellt Fräulein Dorothea Im Künstlerhaus ist zurzeit der gesamte künstlerische
Hauer Buntstiftzeichnungen „Berliner Motive" aus, Nachlaß Skarbinas, der vor Monaten schon einmal
in denen ihr das rein Zeichnerische besser ge- in der Akademie vereinigt war, zum Verkauf aus-
lungen ist wie das Kolorit, in dem sie einen ganz gestellt. J. Sievers
heinrich von zügel auf staubiger landstrasse (1907)
Winter-Ausstellung der Münchner Secession
Die Kunst für Alle XXVI.
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