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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Clemen, Paul: August Neven du Mont
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0293

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AUGUST NEVEN DU MONT

vielleicht mehr auf dem Gebiete des Wohn- Tod abgerufen ward, nur einer von denen ge-
hausbaues, und das ist nicht so sehr Kunst wesen, die in den neunziger Jahren in den
als zunächst höchste Wohnungskultur. Das Bann der englischen Kunst gerieten und diese
englische Landhaus hat für ein paar Jahre blühende Welt plötzlich gedämpft durch den
stilbildend auf den deutschen Privatbau ein- schwer lastenden Londoner Nebel sahen,
gewirkt, um jetzt von dem amerikanischen oder die von den Glasgow-Boys die phan-
Landhaus abgelöst zu werden. Aber die Ma- tastische Weichheit und Breite der Töne ent-
lerei? Der temperamentvollste unter den lehnten, er wäre wohl als ein glänzender und
deutschen Kunstschriftstellern der Gegenwart geschmackvoller Malenkönner, aber doch nur
hat in seinem Buch über „die großen Eng- als ein Anempfinder einzuregistrieren. Seine
länder" diese großen Engländer als sehr kleine Bedeutung liegt gerade darin, daß er bei diesem
Maler uns vorstellen wollen — ein Altweiber- Uebergang aus der deutschen in die englische
Rokoko sieht er in dem spärlichen Nachleben Welt, bei dem er sich nun selbst an den
der englischen Kunst auf dem Kontinent, die Besten der englischen Kunst messen mußte
letzte Zuflucht sanfter Seelchen, und für die und sich an ihnen gemessen sah, doch einer
älteren Klassiker der englischen Bildnismalerei für sich blieb, und daß er in diese englische
hat er den Namen der Porträt-Manufacturers Luft soviel strotzende Kraft, Verve und jugend-
erfunden. Das eine bleibt bestehen: es gibt liehe Frische hineintrug, daß die englischen
heute kaum eine Verbindung zwischen deutscher Malerkollegen verblüfft diesen Zugewanderten
und englischer Malerei. doch als etwas ganz Eigenes anerkennen muß-

Wäre August Neven Du Mont, der jetzt ten. Das scheidet ihn schon von George
vor anderthalb Jahren durch einen allzufrühen Sauter, den ganz anglisierten Bayern, der wie

Neven Du Mont ein Sonnenkind des
Glückes war, sich in vielem mit ihm be-
rührt, der aber in der ästhetischen Auf-
fassung der Erscheinung ganz ein Eng-
länder geworden ist, poetischer in seiner
Farbe wie der Norddeutsche Neven, und
wie im Namen, so in seiner Malerei, diese
Note nicht verleugnet. Neven Du Mont
hat uns gerade gezeigt, was unsere Ma-
lerei von der englischen Art des Sehens
aufnehmen kann und aufnehmen darf,
und was ihr vielleicht als fremder Ein-
schuß nottut.

August Neven Du Mont, der am
27. Juni 1909 im Alter von nur 43 Jah-
ren verstorben ist, war ein geborener
Kölner und hatte auf der benachbarten
Düsseldorfer Akademie seine erste Aus-
bildung gefunden. Zum Historienmaler,
zu dem ihn sein Lehrer Peter Janssen
machen wollte, taugte er nicht. Seine
ersten selbständigen Bilder zeigten ihn
schon auf dem Wege der Freilichtmalerei.
Auf ausgedehnten Reisen durch ganz
Europa suchte er dies Bedürfnis nach
freier Luft zu befriedigen. Er studierte
in Spanien den Velasquez und sah die
brennenden und flimmernden Töne des
Wüstenhimmels in Marokko, aber seine
eigene Welt ging ihm doch erst auf bei
seinem Besuche in England im Jahre
1895 — im nächsten Jahre siedelte er
ganz dorthin über, und von den ihm
august neven du mont die frau des kcnstlers noch beschiedenen 15 Jahren hat er nun

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