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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Clemen, Paul: August Neven du Mont
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0302

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AUGUST NEVEN DU MONT

Frische und Ursprünglichkeit, etwas von dem nachdem drinnen alles voll ist — aufhören, ehe
Glücksgefühl des Malers ist in die Bilder über- man selbst oder der Beschauer müde ist",
gegangen, und der Maler wieder empfindet: Ii Der Begriff „Geschmack" in der Malerei, ist
Das höchste Glück dieser Erde liegt auf dem heute bei manchen kritischen Beurteilern fast
Rücken der Pferde. Auch von dem heißen verfemt und mit einer leisen Mißbilligung
Atem der Jagd teilen diese Bilder etwas mit versetzt. Ein geschmackvoller Mensch bei
— und nicht auch eine hohe Kultur? Ich er- einem Maler, das heißt im besten Falle: ein
innere mich an das, was Richard Schaukai Mann von Gleichgewicht und Mittelmaß, aber
einmal seinen Herrn Balthesser sagen läßt: kein Temperament. Bei den Worten: „guter
„Wenn ein schlanker Mensch mit stahlharten, Geschmack" sehen viele nur die Gefahren:
elastischen Sehnen, bekleidet mit einem roten das Begrenzte, das Konventionelle. Zum guten
Frack aus weichem Tuch und schneeweißen Geschmack in der Kunst gehört aber die ab-
Bridges, die vom Knie abwärts keine eigene solute Selbstsicherheit, und das ist etwas, was
Falte werfen, die Arme eng und doch leicht ein Temperament nicht flieht, sondern was
an den Leib gehalten, in den Bügeln eines ein starkes Temperament braucht. Diese vor-
galoppierenden Jagdpferdes steht — das sind nehme und ruhige Selbstsicherheit hat heute
Dinge, die mir Kultur bedeuten." Es sind das das englische Porträt, und das deutsche hat
vielleicht nur associative Werte, aber auch sie — alles Englische dabei selbstverständlich
darüberhinaus: auch rein malerich stehen diese ins Deutsche übersetzt — zumeist nicht. Das
Bilder am höchsten in dem Oeuvre Neven liegt ebenso an den Modellen, wie an den
Du Monts, durch die prachtvolle Verve und Künstlern. Es gibt zuletzt eben nur eine Kul-
Frische des malerischen Vortrags und durch tur — und der Künstler darf nicht außer-
den außerordentlichen Geschmack in der An- halb dieser Kultur stehen wollen. Es wäre
Ordnung und im Aufbau. Unter den lebenden ein Verhängnis, wollten wir von Frankreich
Engländern wüßte ich keinen, der diese Gattung zu England übergehen, um jetzt etwa zur
Landschaften glänzender in ihrer Farbigkeit und Abwechslung die Engländer nachzuahmen —-
zugleich in ihrem Duft gemalt hat — am nächsten wir haben viel zu lange nach Paris geblickt,
steht der Künstler vielleicht, ohne es zu wissen, solange, daß viele das Schielen gelernt und das
einigen neuen Amerikanern: dem älteren Tryon, eigene Sehen faßt verlernt haben— aber es
dem jüngeren Dabo. Es sind oftnur Skizzen, aber gibt doch allerlei drüben in England und in der
„Fertigmachen", hat William Morris Hunt ein- englischen Kunst, nicht, was wir absehen sollen,
mal gesagt, „heißt irgendwo außen aufhören, sondern woran wir lernen könnten.

AUGUST NEVEN DU MONT NACH DEM REGEN

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