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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Sievers, Johannes: Die Winterausstellung der Königl. Akademie der Künste zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0330

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DIE WINTERAUSSTELLUNG DER KONIGL. AKADEMIE DER KÜNSTE ZU BERLIN

Technik hergestellt sind. — Unter den Plastikern von Klimsch oder Peter Breuers Wernerbüste,
gebührt Rodin die Krone: seine Büste Gustav Arbeiten, die in ihrer durchgehend kräftig natura-
Mahlers ist das lebendigste, dabei vornehm zurück- listischen Auffassung bei vornehmer Stilisierung und
haltendste Bildwerk, dem man seit langem begegnet Unterdrückung der Nebensächlichkeiten ein erfreu-
ist, eine Skulptur, deren schlagender Gesamtwir- liches Bild von der Hebung des Niveaus ergeben,
kung man sich ebenso hingeben, wie man sich der Dagegen sieht es mit den gezeigten Schöpfungen
Durcharbeitung jeder einzelnen Partie erfreuen kann. der Malerei recht dürftig aus, die wenigen Stücke
Das zweite Rodinwerk, die Büste Bernard Shaws, ist von großer Qualität können daran nichts ändern,
höchst geistvoll in der Modellierung aber weniger Ein reifes, abgerundetes Werk, das der in letzter
groß in der der Gesamterscheinung. Zu den besten Zeit in einer Künstlerfehde viel besprochenen „al-
Leistungen deutscher Bildhauerkunst möchte ich ternden" Kunst Liebermanns das glänzendste Kraft-
Hildebrands edles Porträtrelief Anton Dohms Zeugnis ausstellt, ist sein Bildnis des Frankfurter
zählen. Der Durchschnitt der plastischen Arbeiten Oberbürgermeisters Adickes — kein Porträt in die-
ist höher wie man ihn sonst von Ausstellungen her sem Saale vermag es auch nur von ferne zu errei-
gewöhnt ist, noch manches ausgezeichnete Werk chen, weder die ölig-unbedeutenden Werke derer,
wäre zu nennen. So Lederers Richard Strauß- die man besser verschweigt, noch Arbeiten aner-
Bildnis, die Büste des Unterstaatssekretärs Schwartz- kannter Größen wie z. B. Zorn es ist, der ein eben-
kopff von Götz, verschiedene kühn modellierte so elegantes wie glattes Bild des amerikanischen Bot-
Köpfe des Belgiers Lagae, das Porträt Professor schafters Hill gemalt hat oder Bonnat, welcher ein
Vahlens von Brütt, das des Geheimrats Brunner äußerlich höchst kultiviertes aber doch recht salon-
mäßiges Damenbildnis zeigt. Mel-
Chers läßt in verschiedenen Werken
die frühere Farbenfreudigkeit vermissen
und gerät in etwas konventionelle Aus-
drucksformen, Franz von Stuck ex-
perimentiert nicht gerade sehr vorteilhaft
mit einem großen Familienbildnis und
einem ganz kleinen Herrenporträt; man
erfreut sich an einem guten Zügel,
der aber nicht viel Neues bietet oder
einem blumenüberwucherten Gärtchen
von Otto H. Engel und konstatiert im
übrigen die Anwesenheit von so und
soviel Werken, die für die Entwick-
lung ihrer Schöpfer nichts Wesent-
liches hinzuzufügen vermögen, ob sie
nun von Hans Herrmann, Hugo Vo-
gel, Arthur Kampf, Eduard von
Gebhardt, Kallmorgen oder Fren-
zel stammen. Freunde GREiNERscher
Malkunst wird ein „Prometheus" aus
dem Besitz Dr. Georg Hirzeis in Leipzig
interessieren, der eine Wiederholung
des Stückes bei Dr. Joachim Zimmer-
mann in Berlin ist. Die Architekturab-
teilung steht beinahe unter einem noch
ungünstigeren Stern wie die der Ge-
mälde, man sieht fast nur Entwürfe für
Bauten, denen man nur dringend die
Ausführung nicht wünschen kann, oder
Aufnahmen nach vollendeten, bei de-
nen man lebhaftes Bedauern empfin-
det über die wieder versäumte Gele-
genheit, etwas Gutes zu schaffen. Noch
immer tobt die Stübauerei in deut-
schen Landen: traurige Zeugen treten
einem hier in den Entwürfen für die
Kölner Rheinbrücke oder das Posener
Kaiserschloß entgegen. Das Gute wagt
sich nur schüchtern vor: ein vornehm-
zurückhaltender Entwurf Lederers für
ein Goethedenkmal in Chicago, ein mo-
^ numentales Denkmalprojekt von Bruno

""•^3-. - Schmitz und schließlich Modelle und

Pläne von Ludwig Hoffmanns Alt-
leutehaus auf dem Gute Buch, das
der Stadt Berlin gehört und zu einem
wahren Sammelplatz vorzüglicher mo-
carl larsson selbstbildnis (1909» derner Bauten geworden ist.

Im Besitz des Künstlers J. Sievers

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