alois kolb hochzeitskarte (radierung)
ALOIS KOLB
Von Richard Braungart
Wer sich dauernd, sei es beruflich oder aus vorläufig wenigstens, absolut unabänderlich be-
Liebhaberei, mit der Entwicklung der stehen: Die Abneigung gegen den Inhalt eines
modernen Kunst in Deutschland beschäftigt, Bildes, gegen seinen „literarischen" Gehalt,
dem kann es nicht entgangen sein, welche hohe wie man das, ebenfalls mit Benützung eines
Bedeutung allmählich die Original - Graphik Modewortes, genannt hat.
(und speziell die sog. Gebrauchsgraphik) ge- Man müßte nun freilich völlig blind sein,
wonnen hat. In der Malerei wollte man die Berechtigung
hat sich immer mehr das Prin- dieser Einseitigkeit nicht er-
zip durchgesetzt, daß das rein ' ■ kennen und anerkennen. Sie
malerische Können, also die 7/^ " V war — und ist vielleicht bis
Technik, alles, der Inhalt aber £ ^ zu einem gewissen Grade
nichts oder bestenfalls eine , heute noch — sehr notwen-
gerade noch zu duldende Zu- Ä dig, um die Malerei, die all-
gabe sei. Ein Stilleben, ein \. ■' zusehr im Stofflichen befan-
Landschaftsausschnitt, ein gen war, wieder zu sich selbst
Porträt, irgend ein Ensemble zurückzuführen und sie für
von Menschen und Dingen aus ^ • /.^^H'^v^ eine Weile vollkommen frei
Vergangenheit oder Gegen- ijUfö&t.^ ~ >A. zu machen, damit sie sich so,
wart: das alles ist dem Be- \} " - ; \\ " von jedem Dienst und Zwang
schauer von heute vollkom- /^^jfcl \ unbeschwert, zu einem brauch-
men gleichgültig. Er sieht / -agf * baren Ausdrucksmittel für
und schätzt nur die Qualität ,Ä i^^§*->^^\ moderne Ideen entwickeln
der Malerei. Doch ist selbst- v^ST \ \ könnte. Niemals hätten wir
verständlich auch diese Schät- A> die wunderbare Differenzie-
zung noch der Wandlung — \\ ** " \fcJ ' w£j rung von Farbe und Licht,
um nicht zu sagen: Mode— die ein Hauptruhm der mo-
unterworfen. Einesaberbleibt, o.r.bossert *s alois kolb dernen Malerei ist, so schnell
Die Kunst für Alle XXVI. 14. 15. April 1911
315
40*
ALOIS KOLB
Von Richard Braungart
Wer sich dauernd, sei es beruflich oder aus vorläufig wenigstens, absolut unabänderlich be-
Liebhaberei, mit der Entwicklung der stehen: Die Abneigung gegen den Inhalt eines
modernen Kunst in Deutschland beschäftigt, Bildes, gegen seinen „literarischen" Gehalt,
dem kann es nicht entgangen sein, welche hohe wie man das, ebenfalls mit Benützung eines
Bedeutung allmählich die Original - Graphik Modewortes, genannt hat.
(und speziell die sog. Gebrauchsgraphik) ge- Man müßte nun freilich völlig blind sein,
wonnen hat. In der Malerei wollte man die Berechtigung
hat sich immer mehr das Prin- dieser Einseitigkeit nicht er-
zip durchgesetzt, daß das rein ' ■ kennen und anerkennen. Sie
malerische Können, also die 7/^ " V war — und ist vielleicht bis
Technik, alles, der Inhalt aber £ ^ zu einem gewissen Grade
nichts oder bestenfalls eine , heute noch — sehr notwen-
gerade noch zu duldende Zu- Ä dig, um die Malerei, die all-
gabe sei. Ein Stilleben, ein \. ■' zusehr im Stofflichen befan-
Landschaftsausschnitt, ein gen war, wieder zu sich selbst
Porträt, irgend ein Ensemble zurückzuführen und sie für
von Menschen und Dingen aus ^ • /.^^H'^v^ eine Weile vollkommen frei
Vergangenheit oder Gegen- ijUfö&t.^ ~ >A. zu machen, damit sie sich so,
wart: das alles ist dem Be- \} " - ; \\ " von jedem Dienst und Zwang
schauer von heute vollkom- /^^jfcl \ unbeschwert, zu einem brauch-
men gleichgültig. Er sieht / -agf * baren Ausdrucksmittel für
und schätzt nur die Qualität ,Ä i^^§*->^^\ moderne Ideen entwickeln
der Malerei. Doch ist selbst- v^ST \ \ könnte. Niemals hätten wir
verständlich auch diese Schät- A> die wunderbare Differenzie-
zung noch der Wandlung — \\ ** " \fcJ ' w£j rung von Farbe und Licht,
um nicht zu sagen: Mode— die ein Hauptruhm der mo-
unterworfen. Einesaberbleibt, o.r.bossert *s alois kolb dernen Malerei ist, so schnell
Die Kunst für Alle XXVI. 14. 15. April 1911
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