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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Wolf, Georg Jacob: Die Frühjahrausstellung 1911 der Münchner "Secession"
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0404

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DIE FRÜHJAHR AUSSTELLUNG DER MÜNCHNER „SECESSION"

Akkorden. Auch ihn hat, wie so viele, die ins vielleicht für eine ausgesprochene Malerei et-
Monumentale streben, offensichtlich Hans von was zu plakatartig geratenen Ausschnitt aus
Marees beeinflußt, aber er blieb bewahrt von dem Leben. Ein Stilleben von Elisabeth
jener Exzentrizität, in welche bei den meisten Mellinger, eine tunesische Szene vonKAHLER,
das ausläuft, was an Marees unkopierbar ist. ein großes Figurenstück von Essig seien we-
Eberl und Fritsch notierte ich als die nigstens andeutungsweise erwähnt. . . .
Schöpfer reizvoller kleiner Akte, wie sie auch Das ist viel Streben, und es steckt auch in
Otto Kopp malt, der mir indessen als Land- der Ausstellung, soweit die Malereien der Jün-
schafter verheißungsvoller erscheint. Schü- geren in Frage kommen, viel objektive und
leins Städtebilder sind von hoher malerischer subjektive Hoffnung. Fragt man sich aber,
Stimmungskraft (Abb. S. 378), Jagersbachers ob denn all dieses Suchen etwas Gemein-
„Gefangener" (Abb. S. 376), ein wenig hodleri- sames, etwas zeitgenössisch Typisches habe,
sierend, verdankt seine Einprägsamkeit mehr so muß man auf ein freudiges Ja verzichten,
novellistischen als malerischen Momenten, Die frohe und zukunftverheißende Einheit, die
Rall hat ein Herrenbildnis von psychologischer noch zu Leibis Zeit in der guten Münchner
Prägnanz vor einen ziemlich japanisch gera- Kunst nicht vermißt wurde, ist uns längst ver-
tenen Hintergrund gestellt (Abb. S. 371), Hart- loren gegangen. Heute marschiert jeder, wenn
mann gab mit seinem „Markt in Elberfeld" er nicht ein Kopist ist, seine eigenen Wege,
(Abb. S. 384) einen farbenfrohen, wenn auch und eine jede Ausstellung lehrt uns, daß das

Heil der deutschen
Kunst nicht mehr wie
einst in siegreichen
„Richtungen" zu su-
chen ist, sondern daß
sich ihre Zukunft auf
große Persönlichkei-
ten wird stützen müs-
sen. Ihrer dürfen wir
darum nie ermangeln,
wenn wir auf unserer
relativen Höhe behar-
ren wollen : es ist mein
Wunsch, daß auch von
denen, die sich in jun-
ger Schaffensfreude zu
dieser Ausstellung ver-
sammelt haben, viele
zu führenden Persön-
lichkeiten einer Zu-
kunftskunst reifen.
* *

Die graphischen
Werke stehen mit der
jungen Malerei der
Ausstellung in keiner-
lei Beziehung, sie sind
eine Sache für sich,
ein anderes Kapitel.
Man hat zu dieser gra-
phischen Ausstellung
besondere Einladun-
gen ergehen lassen.
Und wen hat man gebe-
ten? Leute, deren Zu-

paul roloff lesendes Mädchen sammenhang mit dem

Frühjahr-Ausstellung der Münchner Secession SeCeSSlOniSmuS nicht

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