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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Wolf, Georg Jacob: Die Frühjahrausstellung 1911 der Münchner "Secession"
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0406

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DIE FRÜHJAHR AUSSTELLUNG DER MÜNCHNER „SECESSION

Linie auch hier und versteht nun mit einem nur ein schaler Rest, und sein Bestes ist
Mal, warum diese Landschaften so feiertäglich grotesk verzerrt . . . Liebermann, Corinth,
und behaglichaussehen. — Auch Rene Rein icke Orlik, die Kollwitz, Haug, Rossmann, Sam-
hat seinem künstlerischen Wesen nach mit berger, Julius Diez : sie alle sagen uns mit
der „Secession" nichts zu tun. Seine eleganten ihren graphischen Arbeiten nichts Neues, ihre
Typen haben für mich immer etwas Konven- gestandene Kunst gibt keine Ueberraschungen
tionelles gehabt; Zeichnungen dagegen von der mehr. Dagegen erstaunt man über die dekora-
Art des Blattes „ Pfarrer und Bauernburschen", tive Farbigkeit, die Robert Engels in seine
lassen Reinicke als einen äußerst geschick- szenarischen Skizzen legte, freut sich der
ten und delikaten Zeichner erkennen. Mit prächtigen Aktzeichnungen Hermann Groe-
Schlittgens Skizzenblättern — das gestehe bers (Abb. S. 364,) und der starken Wirkung,
ich offen — kann ich, im Gegensatz zu den die Landenbergers lebensvoll modellierter
Bildern des Künstlers, nichts anfangen, ihr Kopf eines Bauernmädchens ausübt. Wolfs-
Strich ist fahrig und ungraphisch, und erst feld und Uhl bekunden reife graphische Tech-
nach langem Suchen kristallisiert sich die nik (Abb.S.369 und geg. S.361), Thiemann tut
gültige Linie aus dem Striche-Chaos; bei sich mit einigen farbigen Holzschnitten hervor,
glänzenden Zeichnern (ich erinnere an Zügel, Uhl besonders scheint mir von den jüngeren
von dem wir auch diesmal wieder ein Dutzend Münchner Graphikern einer der Zukunftsvoll-
prächtiger Blätter sehen) sitzt jeder Strich sten zu sein, namentlich freue ich mich seiner
von Anbeginn, und die Silhouette ihrer Zeich- immer deutlicher zutage tretenden Hinkehr zur
nungen ist sauber und gibt einen Bildein- Gegenständlichkeit, zur Natur. Er sieht heute
druck. Auch Hodlers Zeichnungen können mit den Augen eines Stauffer-Bern die Dinge
mir nicht gefallen. Hier, wo die Monumen- an und rückt ihnen mit der nämlichen techni-
talität fehlt, bleibt von Hodlers starker Kunst sehen Akribie zu Leibe wie dergroße Schweizer.

richard kaiser aus dem chiemgau

Frühjahr-Ausstellung der Münchner Secession

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