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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Kuzmány, Karl Michael: Die Frühjahrausstellungen der Wiener Secession und des Hagenbundes
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0479

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DIE FRÜHJAHRAUSSTELLUNGEN DER WIENER SECESSION UND DES HAGENBUNDES

ihrer Persönlichkeit. Darum weiß Hugo Baar
(Neutitschein) dem oft von ihm gemalten Win-
ter in den Beskiden immer etwas abzugewinnen,
das fesselt; die zarten Abstufungen der Farbe
im „Abendfrieden" (Abb.S. 453) rufen ein weit-
ausschwingendes Gefühl des Friedens hervor.
Koloristischer gesehen ist, was Adolf Gross,
Leopold Blauensteiner, Josef Beyer und
Gustav Baaiberger („Die Babenberger-Burg
vor Krems") bringen. Treffsichere Skizzen von
Maurus Goth (Budapest), J. V. Krämer und
Anton Bleichsteiner, die intimen Guaschen
von Rudolf Sieck (München), eine sehr wir-
kungsvolle „Aussicht" von Alois Kalvoda
(Prag), — an einer Baumkulisse vorüber der
Blick ins durchsonnte Gelände — endlich,
trotz ihrer scharf linearen Komposition, die
Holzintarsien des Grafen Herbert Schaff-
gotsch gehören auch noch hieher.

Den schon erwähnten Radierern ist nach-
träglich Jaromir Stretti-Zamponi (Prag) an-
zureihen, und als Zeichner kommen Oskar
Laske und Leopold Forstner hinzu, der in
den Studien für Kunstverglasung und Mosaik
einen Blick in seine Werkstatt tun läßt. Andert-
halb Dutzend Blätter, doch beileibe keine

Dutzendware, weisen die Hand von Ferdinand
Staeger (München). Es sind zart umreißende
Zeichnungen, in denen eine mit krausen Ein-
fällen beschäftigte Phantasie sich auslebt. Die
stilistische Mode einer mit Biedermeiertum
verwobenen Dekadenz, eine jeweilig satirische
oder sentimentale Absicht ist mit ihren Vor-
bildern nicht zu verkennen; Staeger weiß seine
Tendenz liebenswürdig hervorzukehren.

Die Plastik ist spärlich, doch gut vertreten.
Karl Stemolak hat eine ziere „Susanne"
aus dem Stein geholt (Abb. S. 444), Michael
Powolny einen Putto mit Blumen lebensgroß
in Majolika gebildet; Franz Barwig, von
seiner Holzschnitzerei zeitweilig sich abkeh-
rend, entschädigt durch adelig behende Tier-
bronzen (Abb. S. 456). Mit Talentproben
haben sich Arpad Murmann und, von be-
deutenderen Werken her bekannt, Elsa Köves-
häzy-Kalmar beteiligt. Nicht nur, weil er
die Ausstellung sehr gefällig dekorativ ausge-
staltet hat, ist der Architekt Alfred Keller
zu erwähnen; die Photographien von ihm aus-
geführter Bauten zeigen diese dem verschie-
denen Charakter der landschaftlichen Umge-
bung schön angepaßt.

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