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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Leipziger Jahresausstellung 1911: in Verbindung mit dem Deutschen Künstlerbund
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0489

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LEIPZIGER JAHRESAUSSTELLUNG 1911

weiblicher Akt gut daneben und beansprucht sein
besonderes Interesse. Slevogt ist mit einem feinen
Mädchenporträt da, Kalckreuth mit einem vor-
nehm-schlichten, ein kleinwenig zu sauber gemalten
Jungenporträt. Eine kleine Buchenwaldlandschaft
von Trübner aus den Siebzigerjahren ist prachtvoll.
Sein Gigantenkampf ist von jeder Ausstellung her
bekannt. Ludwig von Hofmann bewegt sich weiter
auf seiner abwärtsführenden Bahn. Ich konstatiere
das nicht ohne Bedauern. Aehnliche Gefühle be-
schleichen einen vor Hans Oldes Bildern. Das
Liliencron-Porträt ist als Ganzes doch ein schwaches
Bild. Im übrigen ist das Porträt gut vertreten. Be-
sonders hervorheben möchte ich hierbei noch: Karl
Haider mit dem ausgezeichneten Konterfei seiner
Gattin, Hermann Gröber mit dem Bildnis des
Grafen B., Karl Wohlrab mit dem Porträt eines
alten Herrn,johannsen, Meyer-Buchwald,Agnes
von BOlow, Fritz Rhein, der in diesem Jahre
mit dem Villa-Romana-Preis ausgezeichnet wurde,
Robert Sterl und K. von Kardorff.

Von Hans Thoma tauchen immer wieder neue
Kostbarkeiten auf. „Goldene Wolken" gehört zum
Schönsten und Tiefsten, was die Ausstellung birgt,
und man freut sich, daß dadurch die Zweifel, die
einen vor einzelnen Bildern von Thoma beschlei-
chen, zu Schanden werden. Schramm-Zittau lernen
wir in seiner „Heimkehr" wieder von einer neuen
und interessanten Seite kennen. Max Liebermann
zeigt zwei seiner lebendigen Strandlandschaften. Die
große „Isartallandschaft" von Richard Pietzsch
ist bis auf die oberste, etwas liederliche Wolken-
partie, außerordentlich fein und zeigt schon mehr

wie seine früheren Bilder ein Eingehen auf den
Rhythmus der Linie. Sein anderes Bild „Zucker-
schuppen" finde ich direkt schlecht. Leo Putz
„Studie zum Bildnis" ist malerisch wundervoll.
Brockhusen geht auf seinem eingeschlagenen Weg
weiter, „Baumgartenbruck" ist ein Bild stärksten
Ausdrucks. Ich würde gerne noch über eine Reihe
guter Bilder, wie die von Buchwald-Zinnwald,
Gerbig, Oppler, Pankok, Peter Bayer, Feicks
und vielen anderen etwas sagen, aber innerhalb des
mir disponiblen Raumes ist es leider nicht möglich.

Die Graphik ist nicht reichlich vertreten, aber
gut. Hierbei seien hervorgehoben einige Radierungen
und Holzschnitte von Bossert, von BOrck, die vier
Blätter zu den „Kronprätendenten" von Kolb, zwei
Holzschnitte von Solltmann und eine Radierung
„Liebespaar" von Leistner. Den Mittelpunkt bildet
der neueste Kupferstich von Otto Greiner „Natur".

Die Plastik ist meistenteils so ungenügend pla-
ziert, daß man nur schwer zu einem reinen Genuß
dieser Werke kommt. Ein paar Werke sind gut auf-
gestellt, die übrigen sind als Lückenbüßer verwandt.
Von Klinger gefällt mir die Bronze „Porträt Stein-
bach" am besten. Die Bronze-Maske Wilhelm Trüb-
ners von B. Elkan ist außerordentlich lebendig er-
faßt und sehr fein in der Behandlung. Erwähnt seien
noch: Hermann Hahn mit einer ausgezeichneten
Marmorbüste, Selmar Werner, A. Molitor, von
Hugo, Fr. Klimsch, F. Pfeifer, Karl Seffner,
Kunzsch, Stuckenbruck, Heinrich u. a.

Den Villa-Romana-Preis für Plastik hat Ludwig
cauer-Berlin erhalten auf sein Werk: „Speerträger."

gs.

josefstoitzner schloss laudon. weidlingau

Frühjahr-Ausstellung der Wiener Secession

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