DIE XXII. AUSSTELLUNG DER BERLINER SECESSION
so mancher kein Verständnis aufbringen konnte, mann, eine Gierkebüste, nicht gerade stark im
wird hier besonders mit dem streng kompo- Ausdruck, und ein elegantes Damenbildnis
nierten Bildchen „Mutter und Kind" Freunde in Marmor Fritz Klimsch (Abb. S. 474), der
finden. Ein Künstler wie Jean Puy wirkt vor diesmal einen größeren Erfolg erzielt hat. Als
allem durch sein ungemein glückliches Kolorit freundlichen Beschluß nennen wir Thomas
(Abb. S. 472). Theodor Heines altbekannten köstlichen
In der Plastik läßt sich durchgehends eine „Teufel", dem sich ein höchst amüsanter, in
gesunde Tendenz zur Vereinfachung der For- Zinn gegossener „Engel" ebenbürtig zugesellt
men, zur Unterdrückung alles Nebensächlichen hat.
feststellen, diese Grundanschauung spricht sich
in erfreulicher Weise bei einer Reihe jüngerer GEDANKEN ÜBER KUNST
Bildhauer aus. Kolbes „Tanzende" scheint
mir in ihrer bei aller Beweglichkeit plastisch Man sollte die Kunstwerke nicht benennen.
c r- . , , 7, , Da haben Sie recht, der Titel ist überflüssig und ist
aufs Sicherste gebundenen Form zu den ge- eine Konzession an das Publikum. Aber hätte ich
lungensten Arbeiten dieses Künstlers zu zählen von meiner >Nacht< behauptet, sie ist eine Schwarz-
(Abb. S. 463), auch Barlach hat kaum zuvor weiß-Studie, so hätten sich Esel gefunden, welche fest-
em so eindrucksvolles Werk geschaffen, wie gestellt hätten dem sei nicht so, sie fänden auch
0 , „ ö /Att. o a*,™ o andere Farben darin. — Bei den Literaten, da mögen
die „Sorgende Frau" (Abb. S. 479). Streng die Kritiker nach ldeen suchen, da mögen sie Jagd
und edel wirkt Hallers „Figur für Archi- auf Intentionen machen. Der wahre Künstler hat
tektur" (Abb. S. 462), bis ins Letzte von keine und kennt keine. Man gebe sich doch nur
innen heraus gearbeitet erscheint Richard einmal Rechenschaft von dem, was wir sehen Meine
~ t. r- i_- /all f> so unverstandene ^Nachte ist doch außerordentlich
Scheibes vornehme Frauenbuste (Abb.S.467). einfach! wäre ich ein unbeteiligter Beschauer, so
Ein Bronzekopf stammt von Fritz Behn würde ich mich vor allen Dingen fragen: > Was sehe
(Abb. S. 478), eine ich?* Ich sehe acht
große „Eva" (Abb. ,V Figuren, von denen
?■ Anr-s a vier le zu zweien, zwei
S.4 75) von Alexan- einzdn uegen undeine
der Oppler, einen im Zentrum, und auf
scharf geschnitte- dieser kniet eine an-
nen Männerkopf d/re: ?as se,he (c*>
. „ wr das ist da, und gerade
sandte Erich Wild das wollte ich %alen>
aus Rom. Unter den S~ ""V so gut ich es konnte,
Tierplastiken zählt f ] \ nicht mehr und nicht
Gauls „Ente" (Abb. 3llsfe %> weniger Ich bediene
^ *ca\ • i.^ ' j mich des Kataloges
S. 4b6) nicht zu den j v • heim Bilderbetrachten
gelungensten Arbei- -^LSW\W\W nur gelegentlich, um
ten des Künstlers, '^f^^^B^^'"' -fflSflra da' "e"n 'cn es
we" von dem'jun ' Künstlers in Erfah-
erfreuliches Zeug- ■■jSKf^^^BK^^tS ' sehen, und das ist mir
nis für die Fort- ^ ^ ^'^ ^ n'Jc^ .''*"mtt ßc^m~
ken ist Langers fei |^^|bwKB^ 'jj^ '■■ ' ' '^m1**- "0-cJ1 'an»e keine neue
, a " ■ p p ÄlrMPmL^ Kunst macht der Rock
mernae senur rci- max slevogt bildnis des Herrn o. h. nicht den Mann.
chard engel- XXII. Ausstellung der Berliner Secession Liebermann
Die Kunst für Alle XXVI.
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so mancher kein Verständnis aufbringen konnte, mann, eine Gierkebüste, nicht gerade stark im
wird hier besonders mit dem streng kompo- Ausdruck, und ein elegantes Damenbildnis
nierten Bildchen „Mutter und Kind" Freunde in Marmor Fritz Klimsch (Abb. S. 474), der
finden. Ein Künstler wie Jean Puy wirkt vor diesmal einen größeren Erfolg erzielt hat. Als
allem durch sein ungemein glückliches Kolorit freundlichen Beschluß nennen wir Thomas
(Abb. S. 472). Theodor Heines altbekannten köstlichen
In der Plastik läßt sich durchgehends eine „Teufel", dem sich ein höchst amüsanter, in
gesunde Tendenz zur Vereinfachung der For- Zinn gegossener „Engel" ebenbürtig zugesellt
men, zur Unterdrückung alles Nebensächlichen hat.
feststellen, diese Grundanschauung spricht sich
in erfreulicher Weise bei einer Reihe jüngerer GEDANKEN ÜBER KUNST
Bildhauer aus. Kolbes „Tanzende" scheint
mir in ihrer bei aller Beweglichkeit plastisch Man sollte die Kunstwerke nicht benennen.
c r- . , , 7, , Da haben Sie recht, der Titel ist überflüssig und ist
aufs Sicherste gebundenen Form zu den ge- eine Konzession an das Publikum. Aber hätte ich
lungensten Arbeiten dieses Künstlers zu zählen von meiner >Nacht< behauptet, sie ist eine Schwarz-
(Abb. S. 463), auch Barlach hat kaum zuvor weiß-Studie, so hätten sich Esel gefunden, welche fest-
em so eindrucksvolles Werk geschaffen, wie gestellt hätten dem sei nicht so, sie fänden auch
0 , „ ö /Att. o a*,™ o andere Farben darin. — Bei den Literaten, da mögen
die „Sorgende Frau" (Abb. S. 479). Streng die Kritiker nach ldeen suchen, da mögen sie Jagd
und edel wirkt Hallers „Figur für Archi- auf Intentionen machen. Der wahre Künstler hat
tektur" (Abb. S. 462), bis ins Letzte von keine und kennt keine. Man gebe sich doch nur
innen heraus gearbeitet erscheint Richard einmal Rechenschaft von dem, was wir sehen Meine
~ t. r- i_- /all f> so unverstandene ^Nachte ist doch außerordentlich
Scheibes vornehme Frauenbuste (Abb.S.467). einfach! wäre ich ein unbeteiligter Beschauer, so
Ein Bronzekopf stammt von Fritz Behn würde ich mich vor allen Dingen fragen: > Was sehe
(Abb. S. 478), eine ich?* Ich sehe acht
große „Eva" (Abb. ,V Figuren, von denen
?■ Anr-s a vier le zu zweien, zwei
S.4 75) von Alexan- einzdn uegen undeine
der Oppler, einen im Zentrum, und auf
scharf geschnitte- dieser kniet eine an-
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Tierplastiken zählt f ] \ nicht mehr und nicht
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S. 4b6) nicht zu den j v • heim Bilderbetrachten
gelungensten Arbei- -^LSW\W\W nur gelegentlich, um
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erfreuliches Zeug- ■■jSKf^^^BK^^tS ' sehen, und das ist mir
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mernae senur rci- max slevogt bildnis des Herrn o. h. nicht den Mann.
chard engel- XXII. Ausstellung der Berliner Secession Liebermann
Die Kunst für Alle XXVI.
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