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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Barth, Hans: Die römische Kunstausstellung, [1]: der italienische Palast
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0541

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DIE RÖMISCHE KUNSTAUSSTELLUNG

der Italiener hat die Jury mit etwas mehr Strenge berückenden Farben und den prickelnd grotesken
ihres Amtes gewaltet als bei der Skulptur, und Spiel- Reiz, der über seinen Bildern liegt. Es folgen die
arten der „Sardischen Seele" oder des Kollegiums Holländischen Säle, wo in der Retrospektiven Ab-
der drei griechischen Professoren (Tres — podices teilung u. a. Bisschops „Unterbrochenes Gebet",
— faciunt collegium) fehlen hier, Gott sei Dank, sowie zahlreiche Gemälde von Weissenbruch,
völlig. Allerdings verdient kaum ein Zehntel der Poggenbeek, Mauve u. a. zu sehen. Von Leben-
Bilder Beachtung. Sehr schön sind venezianische den findet man einige Israel, eine liebliche Mäd-
Studien von Guglielmo Ciardi und von Fragia- chenstudie von Van der Waay, eine Marine von
CO.mo, Böcklinisch angehauchte Mondscheinland- H. W. Mesdag, ein Familienbild von Schwartze
schaffen von Discovolo und ein „Ponte Sisto" van Duyl, endlich interessante Zeichnungen von
von Pio Joris. Dem leider verstorbenen seelenvollen Hoynck van Papendrecht (Russischer Feldzug
Campagnamaler Coleman ist ein großer Raum ge- 1812). In der Schweiz drängt natürlich Hodler
widmet, wo wir etwa fünfzig seiner einzigen Szenerien mit seinem „Marignano" und seinem „Holzhacker"
aus der Campagna bewundern, von derVia Appia und alle anderen zurück. Nur Buris realistische
den Albanerbergen bis zum Kap der Circe und zum Bauernszenen halten daneben Stand, wie auch,
schneebedeckten Gran Sasso. In die Pontinischen in ganz anderer Hinsicht freilich, Weltis Radie-
Sümpfe führt uns Raggio, in die ... Pariser Sümpfe rungen Interesse wachrufen. Eine ganze Reihe
Innocenti, der in mancher Hinsicht bei Zuloaga Säle des italienischen Palazzo ist den Skandina-
in die Schule geht. Im Porträt ragt der massiv ge- viern reserviert. Auch sie sind sehr gefährliche
niale Mancini über seinesgleichen, nicht allein im Gäste und vollenden, was die beiden Spanier
italienischen Hause, weit hervor. Neben ihm nennen nicht getan. Bei den Dänen nennen wir nur
wir noch Balla mit einem Bildnis des Bürger- Ancher, Ha.mmershöi, Paulsen, Kröyer, bei
meisters Nathan und des letzteren Tochter, Annie den Norwegern Krohg mit seinem wundervollen
Nathan, mit einem vorzüglichen Damenporträt, „Piloten", Münch mit dem „Kranken Mädchen"
ferner die von der Skulptur zur Malerei überge- aus der Nationalgalerie in Christiania, Thau-
gangene hochbegabte Marcella Lancelot-Croce low („Häuser im Schnee"), Wentzel („Kinder
mit mehreren Werken. Die beiden Spanier Zuloaga beim Frühstück"), Sohlberg mit seiner schönen
und Anglada, die, weiß der Himmel warum, nicht „Sommernacht am Bergsee" (Museum Christiania).
bei ihren Landsleuten ausstellen wollten, haben In der Skulptur Lerche mit einem Bronzebildnisse
Sondersäle. Sehr zum Nachteil der Italiener, denn Liebermanns und Vigeland mit einem als Taucher
das Publikum strömt an den Italienern vorbei fast aufgefaßten Beethoven, der sich splitternackt und
nur zu den beiden Hidalgos. Beide haben in Rom mit erhobenen Fäusten in kühnem Kopfsprung in
einen Riesenerfolg. Zuloaga mit seinen Toreros, die ... Tonwellen hineinstürzt. Schweden hat außer
seinem unsterblich-häßlichen Zwerge Gregorio, und den Aquarellen von Arosenius, Sahlin und
nicht zuletzt mit seinem famosen „Onkel Daniel" Larsson („Haus in der Sonne" u. a.) eine Menge
und dessen gepuderter Familie, dem vollkommen- Skizzen und Radierungen von Zorn,dann von Björck
sten Ausdrucke genial verlotterter Boheme. Ang- die reizende Baronin von T. mit dem vielverspre-
lada wirkt nicht minder durch seine eigentümlich chenden Mäulchen, Bernhard Oestermanns

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