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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Künstlerporträts der Brüder Goncourt
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0558

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KUNSTLERPORTRÄTS DER BRUDER GONCOURT

I. AUGUSTE RODIN

\ m Nachmittag des 17. April 1886 holte mich auch einen kraftvollen Entwurf einer nackten
*» Bracquemond ab, um den Bildhauer Ro- Frauengestalt, einer Italienerin, ein gedrunge-

din zu besuchen. nes doch elastisches Geschöpf, ein Panther,

Er ist ein Mann mit ein wenig bäuerischen wie er sagt; und mit bedauerndem Tone fügt
Zügen, mit hei- er hinzu, er
len Augen, die könne sie nicht
unter krankhaft vollenden,einer
geröteten Li- seiner Schüler,
dem blinzeln, H jB ein Russe, habe
mit langem sich in sie ver-
blondem Bart, a(|K7 liebt und sie
kurz geschore- geheiratet,
nem Haar, run- _ '^^U .,. Ein echter
dem Kopf, dem * -~ tY^B Meister des
Kopf gelasse- 3tML »\ Fleisches, die-
nen doch zähen ser Rodin. Ein
Eigensinns — Wunderwerk
ein Mann, wie jäT' des Bildhauers
ich mir die Jün- ist seine Büste
ger Jesu vor- & *»mßf.- j^gMjfifV«. Dalous, in
stelle. W B. m. j Wachs ausge-

Ich finde ihn i^*'* führt, einem
in seinem Ate- fci grünen, durch-
lier am Boule- **tf' schimmernden
vard Vaugirard, tfW 9k. Wachs, das
dem gewohnten £ ■fc^N Br^ Nephrit vor-
Bildhauerate- täuscht. Man
Her mit seinen '. ; kann sich keine
gipsbespritzten ^fcjjj^». 1^1 Vorstellung
Wänden, sei- 8 I machen von der
nem unglück- liebevollen Mo-
seligen, eiser- 4 H dellierung der
nen Ofen, mit fl Augenlider, der

der kalten WBr « Zartheit des

Feuchtigkeit, I Nasenrückens,

die all diese Mit den Bür-

großen, nassen, 'fr m. J^p^ gern von Calais

in Lappen ge- * ^B-^' ^at ^er Sr°ße

hüllten Ton- ^^^Bbc^ ^ Künstler kein

werke ausströ- —- -^, Glück. Der
men, mit all Bankier, der die
den Abgüssen Geldmittel für
von Köpfen, Edmund klotz speckbacher die Herstellung
Armen, Beinen, wiener Künstierhaus-Ausstellung 1911 <jes Denkmals
dazwischen in Verwahrung
zwei dürre Katzen sich wie phantastische Greife hatte, ist entflohen. Rodin weiß nicht, ob er
ausnehmen. Und darin ein Modell mit ent- Bezahlung erhalten wird, und doch ist das Werk
blößtem Oberleib, das wie ein Holzknecht aus- so weit fortgeschritten, daß er es vollenden
sieht. muß, und das wird ihm an Modellen und Atelier-
Rodin dreht die auf Schemeln stehenden miete 4500 Franken Kosten verursachen.
Tonmodelle in natürlicher Größe seiner sechs Von seinem Atelier am Boulevard Vaugi-
Bürger von Calais, die er mit gewaltiger rea- rard führt uns Rodin zu seinem Atelier bei
listischer Betonung dargestellt hat. Er zeigt uns der Ecole-Militaire, seine für das zukünftige

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