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Wolf, Georg Jacob: Schüler-Ausstellung der Münchner Akademie
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0592
SCHULERAUSSTELLUNG DER MÜNCHNER AKADEMIE
sen Schülerarbeiten Umschau. Ein solcher Ueber-
blick wird zugleich zum Urteil über die kunstpäda-
gogischen Fähigkeiten unserer Akademieprofessoren.
Mancher ist für seine Person ein starker Künstler, aber
ein Schuß zuviel Individualitätsbewußtsein kann ihm
die Qualitäten des richtigen Lehrers nehmen; er hat
keine „Schule" um sich, sondern eine Schar von
Imitatoren. Das tritt besonders markant in die Er-
scheinung bei solchen Lehrern, die ein thematisch
engumgrenztes Lehrgebiet haben; z. B. bei Zügel,
in dessen Tiermalerei-Klasse lauter kleine Zügel
stehen. Auch bei der Schule Herterichs ist diese
Wahrnehmung zu machen. Einen besonders guten
Eindruck hinterließ mir die Besichtigung der Kom-
ponierklasse Angelo Janks, der Radierklasse Peter
Halms, der Zeichenklasse Becker-Gundahls, mit
dessen Berufung die Akademie sicher einen guten
Griff getan hat. Bei Jank findet man einige junge
Künstler, die ich unbedenklich als „reif" erkläre.
Ich denke dabei besonders an Muelli und an
Schult, die beide auch mit wohlverdienten Aus-
zeichnungen bedacht wurden. Indessen ist bei Jank
noch mancher andere, dem man unbedenklich eine
große Zukunft prophezeit, wenn er die hier gege-
benen Versprechungen dereinst einzulösen vermag.
Ebenso trifft man in den Schulen der anderen mo-
dernen Lehrer der Akademie, bei Habermann, Stuck,
Herterich, Marr usw., manche respektable Arbeit.
Diese erquickliche Tatsache verbürgt eine reiche
Nuancierung des Künstlertums unseres malerischen
Nachwuchses. Dagegen ist der graphische Unter-
richt monopolisiert, sein Leiter ist Peter Halm, als
Techniker des Grabstichels und der Radiernadel eine
internationale Autorität. In seiner Werkstatt, aus
der schon so viele bedeutende Griffelkünstler her-
vorgegangen sind, arbeitet zurzeit als stärkste Be-
georg kolbe kriechendes mädchen
Aus der deutschen Ausstellung Rom 1911
georg schreyogg □ wilhelm trcbner
Aus der deutschen Ausstellung Rom 1911
dieser Mißstand nicht abschrecken, denn hier weiß
er die Zukunft Kunst-Münchens beschlossen; will
er ihr das Prognostikon stellen, so hält er unter die-
sen Schülerarbeiten Umschau. Ein solcher Ueber-
blick wird zugleich zum Urteil über die kunstpäda-
gogischen Fähigkeiten unserer Akademieprofessoren.
Mancher ist für seine Person ein starker Künstler, aber
ein Schuß zuviel Individualitätsbewußtsein kann ihm
die Qualitäten des richtigen Lehrers nehmen; er hat
keine „Schule" um sich, sondern eine Schar von
Imitatoren. Das tritt besonders markant in die Er-
scheinung bei solchen Lehrern, die ein thematisch
engumgrenztes Lehrgebiet haben; z. B. bei Zügel,
in dessen Tiermalerei-Klasse lauter kleine Zügel
stehen. Auch bei der Schule Herterichs ist diese
Wahrnehmung zu machen. Einen besonders guten
Eindruck hinterließ mir die Besichtigung der Kom-
ponierklasse Angelo Janks, der Radierklasse Peter
Halms, der Zeichenklasse Becker-Gundahls, mit
dessen Berufung die Akademie sicher einen guten
Griff getan hat. Bei Jank findet man einige junge
Künstler, die ich unbedenklich als „reif" erkläre.
Ich denke dabei besonders an Muelli und an
Schult, die beide auch mit wohlverdienten Aus-
zeichnungen bedacht wurden. Indessen ist bei Jank
noch mancher andere, dem man unbedenklich eine
große Zukunft prophezeit, wenn er die hier gege-
benen Versprechungen dereinst einzulösen vermag.
Ebenso trifft man in den Schulen der anderen mo-
dernen Lehrer der Akademie, bei Habermann, Stuck,
Herterich, Marr usw., manche respektable Arbeit.
Diese erquickliche Tatsache verbürgt eine reiche
Nuancierung des Künstlertums unseres malerischen
Nachwuchses. Dagegen ist der graphische Unter-
richt monopolisiert, sein Leiter ist Peter Halm, als
Techniker des Grabstichels und der Radiernadel eine
internationale Autorität. In seiner Werkstatt, aus
der schon so viele bedeutende Griffelkünstler her-
vorgegangen sind, arbeitet zurzeit als stärkste Be-
georg kolbe kriechendes mädchen
Aus der deutschen Ausstellung Rom 1911
georg schreyogg □ wilhelm trcbner
Aus der deutschen Ausstellung Rom 1911
dieser Mißstand nicht abschrecken, denn hier weiß
er die Zukunft Kunst-Münchens beschlossen; will
er ihr das Prognostikon stellen, so hält er unter die-