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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Raupp, Karl: Künstlerleben der sechziger Jahre auf dem Lande und in der Stadt, [2]
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Reinhold Begas†
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0617

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REINHOLD BEGAS f

munter und aufgeregt, die Ueberraschung groß, bei anderen beobachten konnte, kann sich dem
und laut äußert sich die Begeisterung. Da Eindruck entziehen: es ist eine Meisterleistung
geht nochmals die Türe auf, von einem Adju- ersten Ranges. Es dauert lange, bis der Rund-
tanten nur begleitet erscheint Napoleon wieder, gang beendet ist, sehr lange, aber die Spannung
Alles ordnet sich schnell an den Plätzen und hält an unter den Zuschauern bis zum Schluß,
schaut. An dem ersten Tisch bleibt Napoleon wo dann Napoleon, von lautem Beifall begleitet,
stehen, der Adjutant stellt einen Herrn vor. nach gnädigem Gruße mit seinem Adjutanten
Dieser ist sichtlich verlegen, er kann sich dem verschwindet.

Eindruck, daß Napoleon vor ihm steht, nicht Was dann noch kam, war begeisterte An-
entziehen und gibt verlegene und verkehrte erkennung, allerhand Reden und improvisierte
Antworten. Aber die Fragen, die Napoleon Vorträge. Nach Mitternacht dachten die ersten
auch, an den Tischen entlang gehend, an die an das Heimgehen, die letzten noch lange
einzelnen vorgestellten Herren richtet, sind nicht. Ein von W. Diez mit lithographischer
ebenso frappierend als originell, mit einem Tinte gezeichnetes Gedenkblatt schließt seinen
wunderbaren Französisch vermischt, in ihrer gereimten Text: „Und des Himmels Nebel
Art ebenso witzig als für den Gefragten ver- hangen, schwer herab auf Gedeon!"
legentlich! Alles spannt und lauscht, ruhig Der schwarze Lockenkopf Gedons liegt da
geht der Cercle weiter, die Reihe hinauf, die auf beiden Armen, er schläft — das Bier
Reihe hinunter und eine Fülle von Bonmots hatte bei dem fidelen Abend allzugut gemundet
vonseiten Napoleons sind schon gehört und und gewirkt.

behalten worden. Und keiner, den Ebert an- So harmlos einfach war's, wenn Münchner

redet, und wenn er schon längst den Vorgang Künstler in der Kneipe zusammenkamen.

REINHOLD BEGAS f

Am 4. August, nur drei Wochen nach
seinem 80. Geburtstag, der dem
Meister so große Ehrungen gebracht
hat, ist Reinhold Begas in seiner Vater-
stadt Berlin gestorben. In dem Wider-
streit der Meinungen um seine Kunst
ist wohl eines von allen anerkannt wor-
den: er war ein seltener Könner, ein
Künstler, der, mit unerhörtem Reich-
tum der Phantasie und großem Schön-
heitsgefühl begabt, seinen Werken den
Stempel der Meisterschaft aufzudrücken
wußte. Mit verschwenderischem Geist
hat er über seine Gestalten eine Fülle
von Leben und Anmut ausgegossen.
Aus der Schule von Rauch hervorge-
gangen, hat er den erstarrten Klassi-
zismus jener Jahre siegreich überwun-
den, als Revolutionär im Lager der
Jugend freudig begrüßt; das Rom des
Barock, im besonderen Bernini und
dann wohl auch die Franzosen des
17. und 18. Jahrhunderts, wie Girardon,
Coyzevox und Pajou haben den jungen
Begas wohl stark angeregt und seiner
stark dekorativen Begabung, seinem
stürmischen Temperament und seiner
Freude an der Schönheit zunächst die
Richtung gegeben. Seine durchaus
malerische Anschauung der Dinge hat
eine Formsprache bedingt, die natur-
gemäß mehr dekorativ wie monumental
sein mußte. Dies zeigt sich bei einem
Vergleich seiner beiden größten Denk-
mäler, dem Kaiser Wilhelms und Bis-
marcks, in welchen er, was die Anfor-
derung an Monumentalität anbelangt,
josef körschgen auferweckung. grabmal die Aufgabe nicht restlos zu lösen ver-

Große Kunstausstellung Düsseldorf 1911 mochte, mit dem Berliner Neptuns-



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