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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 2.1901-1902

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Köper, Adolf: Die Silberschmiede Kirstein
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https://doi.org/10.11588/diglit.6477#0046

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26

Adolf Köper • Die Silberschmiede Kirstein.

ber getriebene Schaustücke, die eine ge-
radezu virtuose Behandlungsart zeigen.
Auf hoher Kuppe je eine Burg aus dem
Elsass, (Landsperg und Spesburg) zu der
sich Pfade hinaufschlängeln mit reichen
Verzierungen.

Jedenfalls ist J. F. Kirstein ein Sil-
berschmied, der in der Art seiner Mo-
dellierung der Figuren, in der Heraus-
arbeitung von Licht und Schatten, von
stark betonten und untergeordneten Par-
tien so viel künstlerische Feinheit bekundet,
dass er den besten älteren Meistern seines
Faches zugesellt werden darf, an deren
Schöpfungen er sich zugestandenermassen
selbst gebildet hatte. Er starb am 4. Juni
i838. Sein Werk wird ein glänzender
Ruhmestitel in dem elsässischen Kunstleben
bleiben.

In seinem Sohne Joachim-Friedrich
Kirstein (i8o5-i86o) erstand ihm ein wür-
diger Schüler
und verständ-
nisvoller Mitar-
beiter. Den ver-
änderten An-
schauungen und
Zeitverhältnis -
sen Rechnung
tragend, pflegte
Kirstein derjün-
gere allerdings
mehr die Bild-
hauerkunst; er
bildete sich an
Ohmacht und
David d' Angers
und besuchte
die Akademie
in Paris. Es ist
hier nicht der
Ort, um auf die
vonKirsteinge-
fertigten Denk-
mäler und Re-
liefs näher ein-
zugehen. Von
ihm stammt
eine frisch und
lebenswahr er-

fasste Statuette seines Vaters. Dann führte
Kirstein eine grosse Gruppe Petrarka und
Laura, die ihm 1834 die grosse goldene
Medaille im Salon eintrug. Für die St.
Nikolauskirche arbeitete Kirstein ein Grab-
monument für den «unerschrockenen Ver-
künder der evangelischen Wahrheit» Dr.
Isaac Haffner, das in edler Auffassung die
allegorische Gestalt der trauernden Kirche,
und darüber in Medaillonrelief den Kopf
des Predigers zeigt. Als Basrelief in Marmor
arbeitete Kirstein die Darstellung des gött-
lichen Kinderfreunds, umgeben von Müttern,
die ihre Kleinen zu ihm führen. Endlich sei
erwähnt, dass auch er sich gelegentlich
in der Goldschmiedetechnik mit Glück ver-
suchte. Zu seinen hervorragendsten kunst-
gewerblichen Leistungen zählt ein in Silber
gearbeitetes Gefäss, dessen Ständer durch
zwei Figuren gebildet ist, einer herkules-
artigen und einer von dieser emporge-
hobenen weib-
lichen Gestalt,
welche eine fein
ciselierte Scha-
le mit der Ge-
bärde des Tra-
gens hält. Der
jüngere Kir-
stein neigtesich
in der Form
seiner Silber-
arbeiten gerne
den edlen Schö-
pfungen der
Renaissance zu.
Sein Name ist
auch mit einer
interessanten,
dem Bürgerspi-
tal gehörigen,
im Hohenlohe-
museutn aufbe-
wahrten silber-
nen Taufkanne
verknüpft, auf
der, in der ei-
gentlichen Re-
naissanceform
gehalten, me-

Joachim Friedrich Hirstein, der Sohn
 
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