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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 2.1901-1902

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Die lothringische Glasindustrie
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https://doi.org/10.11588/diglit.6477#0054

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34

Die lotJiriiigische Glasindustrie.

Glasfäden oder flacher Glastäfelchen von
verschiedener Stärke erzielt wurde. Diese
Versuche Hessen auch schon erkennen, dass
durch entsprechend gezeichnete Formen
beim Ausblasen sich die verschiedenen
eingeschmolzenen Farbenflüsse in be-
stimmter Weise verteilen lassen, resp.
dass dieselben je nach der Form des
Gefässes ihre Formen auch mit verändern,
und gleichzeitig mehr oder weniger auf
der Fläche verschwimmen und so zu einer
Fülle von Kombinationen führen. Es war
sehr richtig gefühlt, Aetzungen, Ueber-
malungen oder eingebrannte Emailfarben
zu vermeiden. Man beschränkt sich heute
in Vallerysthal ausschliesslich darauf, vor
den Oefen Glasflüsse einzuschmelzen, weiche
Pasten ineinander zu ziehen und entweder
durch eine Art Vertreiben der Ränder bis
zur vollständigen Verschwommenheit zu
vermengen oder absichtlich hart neben
einander zu setzen. Zarte Linien, auf
den oberen Ueberfang mit flüssigem
Glas gezeichnet, sollen in einigen Vasen
den mehr verschwommenen Farbenflecken

« feste Haltung» geben. Auf die geschilderte
Weise waren gewissermassen die Grund-
prinzipien für die neue Technik in Vallerys-
thal gefunden worden. Die ersten Versuche
bewiesen deutlich, dass die Schwierigkeit
der Technik alle andern Rücksichten vor-
erst zurücktreten lassen musste. Aber
schon heute werden sehr beachtenswerte
Kombinationen erreicht und auch der
Form der Gläser wird grössere Beachtung
zugewendet.

Ging von dem kleinen Nancy unter
der Führung Galle's die moderne deko-
rative Kunst Frankreichs aus, so gebührt
Vallerysthal der Ruhm, in selbständiger
Weise an der Bildung einer neuen Tech-
nik und neuer Formen mitgearbeitet zu
haben; neben Tiffany und Galle behauptet
es in der heutigen Glasindustrie eine
bedeutungsvolle Stellung, weil es die
glänzenden Errungenschaften der modernen
Technik in den Dienst einer geläuterten
Geschmacksbildung treten zu lassen ge-
willt ist, getreu den grossen Traditionen
seiner Vergangenheit.

Aus der Keramischen Abteilung der
Strassburger Künstle«crncschulc.
 
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