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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 22.1872

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Miller, Fritz von: Der Erzguß und seine Bearbeitung
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Griechische Gedichte auf Werke von Erz
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Beschreibung der Kunstbeilagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9047#0045

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24

Verständniß den Reiz der Arbeit zu erhöhen, wirken als eben so
viele Nachtheile, wenn nicht schon im Modell darauf Bedacht ge-
nommen ist, und bei sorgfältigster Beachtung der Formen wird der
Künstler in der vollendeten Arbeit dann oft vermissen, was in Thon
oder Gyps fast unbewußt der Arbeit die gewünschte Wirkung gab.

Es braucht kaum eigens gesagt zu werden, daß bei den gegen
früher so sehr veränderten Verhältnissen ebenso, wie in jedem an-
dern Zweig der Kunstindustrie auch für den Erzguß ein Zurück-
geben auf die Entstehungsweise jener älteren Arbeiten nicht mehr
niöglich ist; der richtige Weg zur Beseitigung der Fehler, die den
heutigen Broncewerken da und dort noch anhängen, scheint mir
nicht in der Aufsuchung glücklich überwundener technischer Schwierig-
keiten, auch nicht in der Vermeidung der Ciselirung, wie alles dessen
zu liegen, was das Metall erst zum Metalle macht — dagegen
dürfte es zu den Aufgaben jener kunstindustriellen Bestrebungen
wie gerade unsere Zeit sie sich gestellt hat, gehören, der technischen
Fertigkeit des Metallarbeiters, wie sie allein die Werkstatt geben
kann, jenes künstlerische Verständniß beizugesellen, das unumgänglich
nöthig ist, wenn derselbe in den Geist des von dem Künstler für
Metallguß bestimmten Werkes eingehen, zwischen dem zu Wenig
und zu Viel einer nothwendigen Ueberarbeitung zu wählen wissen
soll. Wurden talentvolle Leute durch die Vorurtheile, wie sie all
zu lange gegen das Ciseliren unter Künstlern und Laien bestanden,
häufig abgehalten sich einem Kunstzweige zuzuwenden, dem im All-
gemeinen so wenig Anerkennung jzu Theil wurde, so dürfte eine
Aenderung hierin vor Allem zu wünschen sein. Ebenso aber er-
scheint es mir nothwendig, daß auch der junge Bildner ein ein-
gehenderes Verständniß desjenigen Materials gewinne, das denn
doch mehr als jedes andere unseren klimatischen Verhältnissen ent-
spricht , daß er sich vertraut mache mit -.den Nachtheilen, loie mit
den Vorzügen desselben und erstere zu vermeiden, letztere auszu-
nützen trachte, mit andern Worten, daß er schon im Modell ein
Erzwerk schaffe. Dann erst wird die Erzplastik wieder zu dem
werden, als was sie sich uns in den bewunderten Vorbildern der
vergangenen Jahrhunderte zeigt: zu einem nicht blos äußerlich,
sondern seinem ganzen Wesen noch eigengearteten, charakteristischen
Zweige der Kunst.

Griechische Gedichte aus Werke von Erz re.

Wir haben im vorigen Hefte eine Reihe von deutschen In-
schriften gebracht; der vorstehende Aufsatz, in welchem von der leben-
digen Behandlung des Erzes die Rede ist, bietet die Veranlassung
aus der sogenannten griechischen Anthologie, aus dieser merk-
würdigen Blumenlese von Epigrammen einige von den letzteren aus-
zuwählen, welche zeigen, wie das Alterthum das spröde Material
des Erzes einer erstaunlichen Beseelung und Belebung für fähig
hielt. Daran reihe sich noch ein Epigramm auf einen Fingerring.

Auf Myrons Kuh.

1.

Weide die Heerde, du Hirt, seitab; daß du nicht etwa Myrons
Kühchen, als lebend, hinaustreibst mit den andern Küh'n.

2.

Dieß nicht in Formen gegoß'ue, vielmehr vor Alter vererzte
Kühchen mit eigener Hand heuchelte Myron uns vor.

3.

Diese Stärke wird muhen, vermuth ich; denn nicht nur Prometheus,
Sondern, o Myron, auch du bildest Lebendiges her.

4.

Wenn meinen Hirten, o Fremdling, du stehest, so sage dieß Wort ihm:
Daß mich der Erzgußmann Myron hier an hat gepflöckt.

5.

Myron, bei deiner Kuh ist betrogen verschmachtet das Kälblein,
Weil es vertraut, in dem Erz wär auch lebendige Milch.

6.

Pfui, daß du, Myron, den Guß nicht beeiltest! Es hat dich, gerinnend,
Eh du die Seele hineinhauchtest, das Erz übereilt.

7.

Nur das Gestelle, woran es geschmiedet ist, fesselt dieß Kühlem.
Läßt man von dem es herab, wird in die Heerd es entflieh'n.
Denn schon brüllet das Erz; so schuf es wie athmend der Bildner:
Schirr ihm ein andres noch an, und es wird ackern vielleicht.

Auf ein Pferd.

Schau, wie der Hengst in erzbeseelender Meisterkunst
Emporgewendet dasteht! Denn scharf blickend bäumt
Den Nacken er, und hat des Haupts dem Winde Preis-
Gegebne Mähnen schon zum Lauf hinausgestreut;

Ich glaube, wenn ein Lenker in die Kiefern ihm
Die Zügel einhing, und dazu die Sporen gäb',

Dann wäre dein Werk, Lysippos, unvermuthet schon
Davon geflogen; denn Kunstodem haucht aus ihm.

Auf eine eherne Skylla.

Blinkte das Erz nicht auf und verriethe des Königs Hephaistos
Meisterlich schaffende Kunst in dem gebildeten Werk,

Meinte wohl Einer, von fern es erblickend, die Skylla leibhaftig
Stund auf dem Lande vor ihm, aus dem Gewässer entrückt.

Also stürmt sie heran, und so wuthgierig entgegen

Gähnt sie, wie wenn sie das Schiff noch in den Wellen zerriß.

Auf den Prometheus.

Zwar hat Homeros, im Buche, das Erz „unermüdlich" gescholten,
Doch distß Künstlergebild hat ihn der Lüge gezieh'n.

Denn hier siehe Prometheus, den Stöhnenden! sieh wie aus tiefstem
Eingeweide die Qual ringt im ermüdeten Erz!

Hercules, Tadel verdient's, daß noch nach deinen Geschossen
Solch unbezähmbaren Schmerz duldet Japetos Sohn.

Auf einen Fingerring.

Steinchen du Jaspis, im Siegel bezirkest der Kühe du sieben;

Eine wie alle beseelt schau'n sie lebendig umher.

Und wohl wären die Rinder vielleicht schon entsprungen, doch nunmehr
Schränket der goldne Pferch in sich das Heerdchen zumal.

Beschreibung der Kunstbeilagen.

Heft 11. Blatt 1. Teller in Silber, Gold und Malachit, entworfen
von Maler Anton Seder.

Blatt 2. Lambris oder Vertäfelung hinter einem Altar für
eine Rennaissance-Kirche, auszuführen in in Wachs gesetztem
Nußbaumholz. Halbkreisförmige Füllungen in den Bögen
auf vergoldetem Hintergrund farbig gemalt.

Anzubringen in einer eckig gebauten Apsis und zwar so,
daß auf 5 Seiten je 3 Bögen kommen. Entwurf von Ad.
Seder.

Heft 12. Blatt 1 und 2. Vase und Schaale für einen Kamin,
in oxydirtem Silber, Elfenbein und grünem Email oder mit
Ledereinlage, ausgeführt bei Herrn Eschenbach, Portefeuille-
sabrikanten in München. Entwurf von Adolph Seder art.
Vorstand.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Redaktionsausschusses von vr Lichtenstein. — Kgl. Hosbuchdruckerei von Or. C. Wolf & >sohn.
 
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