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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale - Beiblatt für Denkmalpflege — 1908

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Heft 1
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Tomkowicz, Stanisław: Neuentdeckte mittelalterliche Wandmalereien in Krakau
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https://doi.org/10.11588/diglit.26206#0012
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S. VON Tomkowicz Neuentdeckte mittelalterliche Wandmalereien in Krakau

12

I I

werden mußte, woraus sich das langsame Tempo
derselben erklärt.

Alle auf diese Art bis jetzt bekannt gewordenen
Malereien, welche dekorativ, nicht aber inhaltlich sich
zu einem Zyklus zusammenschließen, bedecken die
Umfassungsmauer des einen beinahe quadratischen
Umgang bildenden gotischen Kreuzganges, der, in
der Zeit um 1400 errichtet, schon an sich eine der
interessantesten mittelalterlichen Hofanlagen in Kra-
kau darstellt. Sie werden von den gegenüber befind-
lichen großen Fensteröffnungen im allgemeinen gut

bemalten Flächen nur durch einen etwa 0’03 m breiten
Streifen umrahmt, welcher ursprünglich durchgehends
zinnoberrot war und auf der flachen Wand die archi-
tektonische Umrahmung begleitet. Bei zweien der
bisher aufgedeckten Bilder waren auch die Schild-
bögen selbst mit parallelen Längsstreifen polychro-
miert. Eine ähnliche Abgrenzung derselben nach
unten ist zwar höchst wahrscheinlich, aber nicht
mehr mit Sicherheit festzustellen.

Die ursprünglich angewandte Technik war die
des Fresko. Die dabei benutzten Farben waren

Fig. 2 Wandgemälde im Kreuzgange des Augustinerklosters in Krakau

beleuchtet. Jedes der Bilder nimmt die ganze obere
Hälfte der Lünettenwand ein und hat somit die
Form eines gleichschenkligen, oben in einen Spitz-
bogen auslaufenden Dreieckes. Die Höhe der in
allen Feldern ungefähr gleichgroßen bemalten Fläche
beträgt bis zum Scheitel des Spitzbogens etwa 4 m,
die untere Breite etwa 5 nt. Von dieser Höhe muß
noch ein horizontal abgegrenzter etwa 1’10 m hoher
unterer Sockel oder Fries abgerechnet werden, wel-
cher bei einigen der Bilder ein gesondertes Feld
gebildet zu haben scheint, aber leider am leichtesten
erreichbar und der Vernichtung preisgegeben, meist
nur fragmentarisch erhalten ist. Sonst werden die

Kadmiumgelb, Zinnoberrot und Grün, im ganzen un-
gebrochen und in hellen Nüancen gehalten, daneben
ein aus Rot und Schwarz gemischtes Braun. Daraus
ergab sich der rötlich-gelbe Ton, der für die unterste
Malschicht charakteristisch ist. Das Datum dieser
ersten Bemalung ist nicht genau festzustellen, da
historische Angaben darüber fehlen. Die Kirche
wurde in der zweiten Hälfte des XIV. Jhs. erbaut,
die Einwülbung des Kreuzganges könnte aber um
einige Jahrzehnte jünger sein. Die Malereien sind
bestimmt erst nach derselben ausgeführt worden, da
sie sich der durch sie entstandenen Einteilung der
Wand anschließen. Auch beweist der an vielen Stellen
 
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