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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale - Beiblatt für Denkmalpflege — 1908

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Heft 2-3
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https://doi.org/10.11588/diglit.26206#0056
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NOTIZEN

Denkmäler der deutschen Kunst

Dank At.thoffs und Bodes Energie ist ein Unter-
nehmen ins Leben gerufen worden, welches von der
größten Bedeutung für alle Gebiete der Kunstwissen-
schaft werden dürfte. Der im vorigen Jahr ent-
standene „Deutsche Verein für Kunstwissenschaft“
stellte sich die Aufgabe eine systematische Publi-
kation sämtlicher Denkmale der deutschen Kunst
zu begründen, die eine Analogie zu den Publikationen
der Monumenta Germaniae historica bilden würde.
Die Ausarbeitung eines Arbeitsprogrammes und
Organisationsstatutes für das Unternehmen wurde
Professor Dehio in Straßburg, Professor Goldschmiedt
in Halle und dem Gefertigten anvertraut, deren
Elaborat von der im August stattgefundenen Vor-
standssitzung des Vereines genehmigt wurde.

Die „Denkmäler der deutschen Kunst“ werden
danach eine Quellensammlung der deutschen Kunst
sein, in der die kunstgeschichtlich wichtigen Denk-
malgruppen methodisch veröffentlicht werden. Die
Gruppierung erfolgt nach chronologischen und sach-
lichen Gesichtspunkten unter steter Berücksichtigung
der stilistischen Zusammengehörigkeit. Bei der Be-
arbeitung der einzelnen Denkmalgruppen wird das
ganze Material zu benutzen und daraus bei anzu-
strebender Vollständigkeit alles für das gegebene
wissenschaftliche Problem Bedeutende zu veröffent-
lichen sein. Die bildlichen Reproduktionen werden
von einem Kommentar begleitet, welcher nebst
ergänzenden Beschreibungen alles enthalten soll,
was über die Entstehung der einzelnen Denkmale
nach Ort und Zeit, Künstler und Auftraggeber durch
äußere Daten und Kritik festgestellt werden kann.
Die Publikationen sollen sich nicht auf Denkmäler
beschränken, welche in den Grenzen des jetzigen
Deutschen Reiches entstanden sind, sondern alle
Denkmäler umfassen, welche das künstlerische
Schaffen der deutschen Nation zum Ausdruck brin-

gen oder damit in unmittelbarem Zusammenhänge
stehen.

Nach den oben angeführten Prinzipien wurden
vier Hauptsektionen (Architektur, Skulptur, Malerei,
Kunstgewerbe) gebildet, je mit einer Reihe von Ab-
teilungen, die den einzelnen Denkmalgruppen ent-
sprechen, und die Vorstände der einzelnen Abteilungen
gewählt. Diese Vorstände bilden die Denkmälerkom-
mission, der die Durchführung der Publikationen
übertragen wurde. Sie besteht aus fünfzehn Mitglie-
dern und ist im übrigen ähnlich organisiert wie die
Zentraldirektion der Monumenta Germaniae historica.
Österreich ist darin durch Hofrat Wickhoff (als
Leiter der Abteilung der deutschen Handzeichnungen)
und den Gefertigten (als Leiter der Abteilungen der
Malerei der Völkerwanderungszeit, der karolingischen
Malerei, der monumentalen Malerei der romanischen
und gotischen Periode und der Büchermalerei der
gotischen Periode) vertreten. Die Leiter der einzelnen
Abteilungen werden sich ihre Mitarbeiter wählen,
die ähnlich wie bei der Monumenta Germaniae
historica eine dauernde Anstellung bei dem Unter-
nehmen finden sollen.

Es ist zur Genüge bekannt, welche Bedeutung
den Monumenta Germaniae historica für die Ent-
wicklung der deutschen Geschichtswissenschaft und
der historischen Disziplinen überhaupt beizumessen
ist. Die führende Stellung, welche die deutsche
Geschichtsforschung in der ganzen Welt einnimmt,
ist in erster Reihe auf die fundamentale Umwälzung
in der historischen Methode zurückzuführen, welche
auf der kritischen Bearbeitung der Quellen beruht,
wie sie zum erstenmal den Publikationen der Monu-
menta Germaniae historica zugrunde gelegt wurde.

Eine nicht geringere Bedeutung dürften aber
die Denkmäler der deutschen Kunst für die Ge-
schichte der deutschen Kunst und Kunstgeschichte
im allgemeinen erlangen. Niemand wird sich darüber
täuschen können, daß die Erforschung der deutschen
 
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