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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale - Beiblatt für Denkmalpflege — 1908

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Heft 4
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Tietze, Hans: Der Kampf um Alt-Wien,II: ein Verkehrshindernis
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https://doi.org/10.11588/diglit.26206#0067
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Fig. 26 Hohe Warte 31

Der Kampf um Alt-Wien

II. Ein Verkehrshindernis

Zentralisation oder Dezentralisation der Denk-
malpflege, Regelung ihrer Tätigkeit nach straffen
Grundsätzen eines wissenschaftlich durchgearbeite-
ten Systems oder Anpassung an die lokalen Be-
dürfnisse des einzelnen Falles? Die Lösung dieser
offenen Fragen erfolgt leider nur allzu oft in dem
Sinne, daß gegen die Forderungen einer systematischen
Denkmalpflege die angeblich unabweislichen Bedürf-
nisse der lokalen Verhältnisse ausgespielt und die
Ansätze eines lokalen Fleimatschutzes mit irgend
einem ästhetischen Dogma niedergeschmettertwerden.
Um dieser doppelten Gefahr zu entgehen, möchte
ich in zweifacher Eigenschaft, als Nachbar der be-
drohten Stelle und als kunstwissenschaftlicher Ver-
treter der Denkmalpflege gegen eine geplante neuer-
liche Zerstörung eines Alt-Wiener Stadtbildes Ein-
spruch erheben.

Die Bezirke, die den Norden von Wien bilden,
haben in höherem Maß als dies bei den meisten

anderen der Fall ist, ihren ursprünglichen Charakter
gewahrt. Das Hauptwachstum der Stadt erfolgte in
den anderen Richtungen1), in denen die Stadt sich
in die Ebene verliert, während hier die alte Wohl-
habenheit dieser Weinbauerorte, ihre schon im
XVIII. Jh. in ziemlich starkem Maßstab erfolge Be-
siedelung durch Villen und Landhäuser2), endlich die
hügelige Beschaffenheit des Terrains dem Entstehen
uniformer Häuserviertel einen hartnäckigen Wider-

*) Häuserzuwachs; gegen Süden z. B. Simmering 1713
106 Häuser, 186g, 461, 1890 1020; gegen Westen z. B.
Hernals 1713 95 Häuser, 1869 818, 1890 1386; gegen
Norden z. B. Unter-Döbling 1713 40 Häuser, 1869 127,
1890 170; dagegen schon Ober-Döbling 1713 31 Häuser,
1869 323, 1890 569.

2) Josef von Hammer, Wiens Gärten und Um-
gebungen, 1799, spricht von Döblings Sitz voll suburbani-
scher Villen (V. 1378) usw.
 
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