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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale - Beiblatt für Denkmalpflege — 1908

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Heft 1
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Tomkowicz, Stanisław: Neuentdeckte mittelalterliche Wandmalereien in Krakau
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https://doi.org/10.11588/diglit.26206#0017
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S. VON Tomkowicz Neuentdeckte mittelalterliche Wandmalereien in Krakau

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nur durch größere Kraft desselben Tones, hie und
da auch durch etwas dunklere Schraffierung bewirkt.
Die Nimben um die Heiligenköpfe waren nicht ver-
goldet, sondern sind ockergelb und haben eine dop-
pelte dunkelbraune Umrißlinie.

Die photographische Aufnahme des Bildes wurde
vor Beginn der Restaurierung angefertigt (Fig. 4).
Das Bild enthält in einer figurenreichen Komposition
die Kreuzigungsszene Christi. Die Figuren haben

digerweise ohne Lendentuch mit entblößter Scham
dargestellt. Das Kreuz hat lange Querbalken, sein
Kopfende trägt ein weißes rotumrändertes Band mit
dem Titulus in Minuskeln, die unter den späteren
Kapitallettern der Inschrift zum Vorschein kamen.
Die Dornenkrone ist enggeflochten und tief auf den
Kopf des Heilands gedrückt; der einst wahrschein-
lich vergoldete Nimbus ist dunkelbraun mit zinnober-
rotem Rankenornament, dessen Lilienmotiv kreuz-

Fig. 4 Wandgemälde in der hl. Kreuzkirche in Krakau

etwa dreiviertel Lebensgröße. Christus ist gesenkten
Hauptes, aber noch lebend dargestellt, in dem Mo-
mente, wo ihm der hoch zu Roß reitende Longinus,
bekleidet mit Purpurmantel und Hermelinmütze, die
Seite durchbohrt und der ähnlich bekleidete Stepha-
ton das Rohr mit dem essiggfetränkten Schwamme dar-
reicht. Neben letzterem reitet der Hauptmann, der zum
Heiland emporgewendet die Bekenntnisworte spricht.

Christus, dessen Oberkörper und Kopf den best-
erhaltenen Teil des Bildes ausmacht1,) ist merkwür-

’) Dieses ist wohl einer Übermalung zu verdanken,
die bald nach der Vollendung des Bildes ausgeführt wurde.

förmig angeordnet ist. Zu Füßen des Heilands um-
faßt Magdalena krampfhaft den Kreuzstamm. Sie
ist eine der anmutigsten Gestalten des Bildes; ihr
etwas verzeichnetes Gesicht erscheint sorgfältig mo-
delliert, und auf ihrem mit Ockergelb gemalten Kleide
sind die Lichter durch Kadmiumgelb hervorgehoben.
Unter den Zuschauern sondert sich die schöne Gruppe
der Maria, wie sie von den umgebenden Frauen
unterstützt wird, ab. Alle haben einen durch ein-

Die Technik ist dieselbe, nur die Hand deutlich verschieden.
Bei der Restaurierung wurde diese Übermalung nicht
entfernt.
 
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