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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale - Beiblatt für Denkmalpflege — 1908

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Tietze-Conrat, Erica: Die Restaurierung der hl. Dreifaltigkeitssäule in Wien in den Jahren 1775 und 1776
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https://doi.org/10.11588/diglit.26206#0019
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E. Tietze-Conrat Die Restaurierung der hl. Dreifaltigkeitssäule in Wien

26

man nicht oft genug empfehlen kann, wo es sich um
die Erneuerung der Farbe bei Skulpturen handelt.

Einen zweiten großen Posten betrugen die Re-
paraturen des Vergolders Heinrich Hofmann, der die
bronzenen Bestandteile putzen und zum großen Teil
erneuern mußte. In einem seiner Überschläge war
auch die Herrichtung der Laternen inbegriffen, die
auf der umzäumenden Balustrade aufgestellt waren;
doch wurden diese ganz kassiert. Bei den Verhand-
lungen mit Hofmann ist auch folgendes für die Ge-
schäftsführung bezeichnend. Gegen Schluß der Ar-
beiten werden zwei Überschläge über die Vergoldung
des Wappenschildes mit dem Löwen eingeholt; der
Referent meint nun, man solle Hofmann zu bewegen
suchen, die Arbeit um den von seinem Konkurrenten
vorgeschlagenen Preis zu tun; allerdings sind es
sachliche Bedenken, die ihn zu diesem Verfahren
verleiten, da zu besorgen wäre, daß von einem neuen
Arbeiter die Arbeit nicht gleich in der Farbe aus-
fallen möchte.

Daß es bei den Ausschreibungen von Kon-
kurrenzen, die Josef II. aus Billigkeitsgründen immer
wieder anordnete, nicht immer einwandfrei zuging,
zeigen auch die Protokollberichte, die über die Ver-
leihung der Steinmetzarbeiten referieren.

Der lückenlose Bericht des Arbeitsganges möge
jetzt folgen, da er zahlreiche neben den künstlerischen
Intentionen mitwirkende Faktoren vorführt, die man
für gewöhnlich zu übersehen pflegt.

10. Sitzung vom 3. September 1774.

22. Die Hof kam er ersuchet, die Reparierung
bey der hl. Dreifaltigkeitssäule, wozu einstweilen
ein Betrag bei der Cameralcasse per 1000 fl. ange-
wiesen wird.

ad 22. Der Oberhofarchitekt (Hillebrand)
soll die Sache untersuchen, Überschlag der Re-
paraturkosten erbringen etc.

Die Angelegenheit wurde hinausgezogen; erst
dreiviertel Jahr später folgt der Bericht Hillebrands,
indem er für den Aufschub gute Gründe angibt:

6. Sitzung Juni-Juli 1775.

78. Ober-Hof-Archikt berichtet den 16ten dies-,
in betref. der ihme bereits im Monat August v. J.
aufgetragenen Beaugenscheinigung und sohinnigen
Kostens-Ausweis über die vorzunehmende Re-
parirung der Heil. Dreyfaltigkeit Säule auf dem
Graben; wie dass sothaner Auftrag nicht so lange
wäre verschoben geblieben, wenn nicht zu einer
wahren Untersuchung, und Überschlags-Verfassung
ein vollkommenes Gerüste, so zugleich zur Arbeit

mit dienlich, zu errichten nötig gewesen wäre,
um andurch die doppelten Kösten zu erspahren;
dasselbe aber herzustellen wäre damals zuspatt
an der Zeit gewesen, weilen er mehr besagten Auf-
trag erst im Monat September v. J. erhalten, allwo
die üble Witterung schon ihren Anfang genommen,
folglich mit der meist in Küt bestehenden Arbeit
fürzugehen nicht wohl rathsam gewesen wäre. Dass
aber gleichwohlen biß jetzo diese Arbeit verschoben
worden, waren theils die fürgewesten Frohnleich-
nams-Umgänge und teils seine aufhabendbekannte
Verrichtungen die Schuld. Solte aber dermalen
der Anfang zur erwehnten Reparierung zu machen
hohen Orts beangenehmt werden, so hätte er noch-
mahlens beyzufügen: daß bevor ein Vollkommenes
Gerüst zu Untersuchung der sämtlichen Schad-
haftigkeiten und Herstellungsbeköstigung zu er-
richten seye; worüber er sich aber in balde die
hohe Verordnung erbätte, um die nötige Veran-
staltung hiezu veranlassen zu können.

In der Erledigung wird die Errichtung des
Gerüstes aus den oben erwähnten Gründen ge-
nehmigt und: „der Hof-Bau-Amts-Kasse wegen
Erhebung deren von der Hof-Kammer zu gedachten
Bau bereits indessen angewiesenen 1000 fl das
Nötige...“ mitgegeben.

Die Arbeiten scheinen daraufhin begonnen zu
haben; doch mißbilligte Hillebrand mit Recht den
hierbei eingeschlagenen Weg und man entschloß sich
die Arbeit in die Hände eines bewährten Künstlers
zu legen:

10. Sitzung 1775.

14 Ober-Hof-Architect bittet mit jener Arbeit
wegen Überrasplung, und Schleiffung der Heiligen
Dreyfaltigkeit Säulen am Graben in so lange in-
halten zu laßen, bis er dießfalls beylhro Majestät
von der Verantwortung entledigt seyn würde.

23. Ober-Hof-Architect Hillebrand machet die
Anzeige zur weiters nöthigen Verfügung, wie daß
Ihro Majestät nach allerhöchst derselben ruckfolgend
vorgewiesenen Beschau der Heiligen Dreyfaltigkeit
Säule am Graben die Raspelung, oder Tractirung
derselben mit eisenen Instrumenten abzustellen
allergnädigst geruhet hätten.

Erledigung ad 23. Nach der allerhöchsten Ge-
sihung ist unter Einverständis des Ober-Hof-Ar-
chitectens Hillebrand dem Mitglied der hiesigen
Academie vereinigten bildenden Künstler Kögler,
die nach Maaßgab der unterm 19ten X hr>s vorge-
nommenen Beschau, und darnach gegebenen An-
leitung zu besorgende Arbeit an der Votiv-Saule
auf den Graben für den angebothenen Preis über-
 
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