als von den dichterischen und malerischen Traditionen die
Rede ist, wirkt der Versuch nicht innerlich überzeugend.
Wenn Bohne sowohl den Dichter wie den Zeichner „impressio-
nistisch" nennt, verhüllt Klio schaudernd ihr Haupt.
K. Sch.
Elisabeth Ney von Eugen Müller-Münster. Die
seltsamen Lebensschicksale der Elisabeth Ney und des Edmund
Montgomery, 1833 — 1907. Verlegt bei Koehler & Amelang,
Leipzig.
Elisabeth Ney war eine geschickte, zu ihrer Zeit erfolg-
reiche Bildhauerin, die gekrönte Häupter und berühmte
Männer zu deren Zufriedenheit modellierte, weil die Köpfe
in einer mäßig begabten Weise ähnlich gerieten. Sie war
daneben ein schönes Menschenkind und ein „unabhängiges
Weib", das von seiner Vorurteilslosigkeit eine übergroße
Meinung hatte. Edmund Montgomery war ihr Mann, den
sie aber als Verhältnis behandelte; ein Arzt, schön wie sie
und auch ein wenig „junger Gott". Der Verfasser hat die
Lebensschicksale des Paares in Deutschland und später in
Nordamerika ungewöhnlich unkritisch und banal erzählt. Die
Tatsachen und Briefe sind aber interessant genug, um trotz-
dem zu wirken. Der feinste Gewinn des Buches ist, daß
man in der Heldin Gottfried Kellers Berliner Liebe, das
Urbild von „Dortchen Schönfund" im „Grünen Heinrich",
kennen lernt. K. Sch.
Möller van den Bruck: Der preußische Stil. Neue
Fassung, mit einem Vorwort von Hans Schwarz und dreißig
Bildtafeln. Wilh. Gottl. Korn-Verlag, Breslau.
Das Buch ist interessant und ernst genug, um eine Neu-
auflage zu rechtfertigen. Den Einfluß auf die Gegenwart,
den der Verlag ihm zuschreibt, hat es nicht und kann es
nicht haben. Schon um seiner pathetischen Sprache und
Übersteigerungen willen nicht. Immerhin muß ein Buch, das
eine Kriegsgeburt war und jetzt noch lesenswert ist, seine
Meriten haben. Und die hat es auch. K. Sch.
Bilderhefte des deutschen Ostens. Heft X: Käte
Kollwitz von Wilhelm Worringer. Gräfe und Unzer-
Verlag, Königsberg i. Pr.
Zehn gut ausgewählte Arbeiten von Käte Kollwitz, Zeich-
nungen, Graphiken und zwei Plastiken, in sauberen Repro-
duktionen. Dazu eine Einführung Worringers, die zu kurz
ist, um sich richtig entfalten zu können, die aber immerhin
auf knappem Raum Richtiges und weniger Richtiges zu sagen
vermag. Wann endlich wird diese Künstlerin nur sachlich
künstlerisch gewürdigt werden? Eigentlich sollte es ihr pein-
lich sein, so viel Schönes über ihren Charakter und ihr Ethos
zu hören und so wenig über ihr Talent. Worringer tut sein
Bestes' aber auch er entzieht sich nicht der Suggestion des
Sentimentalischen. K. Sch.
Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst. Neue
Folge, Band VIII, Heft 2. Verlag Knorr & Hirth G. m. b. H.,
München 1931-
Eine Angabe des Inhalts dieses offiziellen Organs der
Münchner kunstwissenschaftlichen Gesellschaft muß genügen:
S. Guyer schreibt „vom Wesen der byzantinischen Kunst",
Rudolf Berliner über „Peter Vischer-Probleme", Thomas
Muchall-Viebrook über die Zeichnungen Hans Holbeins des
Jüngeren, Hans Rose über den Englischen Garten in Mün-
chen und E. Tietze-Conrat über die Ikonographie der Re-
naissance. K. Sch.
Die Schweiz, Landschaften und Baukunst von
Martin Hürlimann. Orbis terrarum. Atlantis-Verlag, Berlin-
Zürich.
Dem Band „Deutschland" folgt nun in kurzem Abstand
dieser starke Band über die Schweiz. Die Abbildungen sind
in der Wahl und im Druck wieder vorzüglich; die meisten
Aufnahmen sind überzeugend. Sogar die reinen Bergland-
schaften, die kaum zu photographieren sind, weil das Räum-
liche immer falsch wirkt, sind so anschaulich, wie sie sein
können. Wer die Schweiz liebt — und wer müßte sie nicht
lieben! —, wird mit diesem Buch vor sich seine Reisen in
der Einbildungskraft glücklich wiederholen oder neue vor-
bereiten. K. Sch.
Verlorene Werke deutscher romantischer Male-
rei. Herausgegeben von Georg Jacob Wolf. Verlag
F. Bruckmann A. G., München 1931.
Es ist ein aktueller und guter Gedanke gewesen, die beim
Brand des Münchner Glaspalastes verbrannten Bilder deut-
scher Romantiker abzubilden und sie zu beschreiben. Es
läßt sich so der Verlust ermessen und Übersicht gewinnen.
Dieses Buch wird in der Bibliothek keines Forschers mo-
derner Kunst fehlen dürfen; es ist ein ergänzendes Handbuch.
K. Sch.
Gemalte Musik von H. 0. Boehm. Als Beitrag zu
der von Prof. Anschütz, Hamburg, ins Leben gerufenen
Farbetonforschung.
Acht farbige Tafeln, die Musik malerisch einfangen wol-
len. Als Zeichen der Zeit der Aufmerksamkeit würdig. Als
Versuch, die Kunstarten noch mehr, als es schon geschehen
ist, zu vermischen, sehr bedenklich, als Talentäußerung recht
mäßig. K. Sch.
Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler,
von der Antike bis zur Gegenwart. Herausgegeben von Hans
Vollmer. 25. Band: Moehring — Olivie. Verlag von E.A.See-
mann, Leipzig 1931.
Jeder neue Band stärkt die Hoffnung, daß das groß — zu
groß — angelegte, bedeutende Unternehmen beendet werden
kann. Der gefährliche Buchstabe M ist mit diesem Band
abgetan. Bleiben noch R und S als namenreiche Buchstaben.
Mit fünf Bänden sollte es möglich sein abzuschließen. Möge
es gelingen; dieses ist ein Unternehmen, das jeder Unter-
stützung würdig ist. Stichproben zeigen, daß der Band ebenso
gründlich gearbeitet ist wie die früheren Bände. Die not-
wendige Kürze ist kein Nachteil. K. Sch.
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Rede ist, wirkt der Versuch nicht innerlich überzeugend.
Wenn Bohne sowohl den Dichter wie den Zeichner „impressio-
nistisch" nennt, verhüllt Klio schaudernd ihr Haupt.
K. Sch.
Elisabeth Ney von Eugen Müller-Münster. Die
seltsamen Lebensschicksale der Elisabeth Ney und des Edmund
Montgomery, 1833 — 1907. Verlegt bei Koehler & Amelang,
Leipzig.
Elisabeth Ney war eine geschickte, zu ihrer Zeit erfolg-
reiche Bildhauerin, die gekrönte Häupter und berühmte
Männer zu deren Zufriedenheit modellierte, weil die Köpfe
in einer mäßig begabten Weise ähnlich gerieten. Sie war
daneben ein schönes Menschenkind und ein „unabhängiges
Weib", das von seiner Vorurteilslosigkeit eine übergroße
Meinung hatte. Edmund Montgomery war ihr Mann, den
sie aber als Verhältnis behandelte; ein Arzt, schön wie sie
und auch ein wenig „junger Gott". Der Verfasser hat die
Lebensschicksale des Paares in Deutschland und später in
Nordamerika ungewöhnlich unkritisch und banal erzählt. Die
Tatsachen und Briefe sind aber interessant genug, um trotz-
dem zu wirken. Der feinste Gewinn des Buches ist, daß
man in der Heldin Gottfried Kellers Berliner Liebe, das
Urbild von „Dortchen Schönfund" im „Grünen Heinrich",
kennen lernt. K. Sch.
Möller van den Bruck: Der preußische Stil. Neue
Fassung, mit einem Vorwort von Hans Schwarz und dreißig
Bildtafeln. Wilh. Gottl. Korn-Verlag, Breslau.
Das Buch ist interessant und ernst genug, um eine Neu-
auflage zu rechtfertigen. Den Einfluß auf die Gegenwart,
den der Verlag ihm zuschreibt, hat es nicht und kann es
nicht haben. Schon um seiner pathetischen Sprache und
Übersteigerungen willen nicht. Immerhin muß ein Buch, das
eine Kriegsgeburt war und jetzt noch lesenswert ist, seine
Meriten haben. Und die hat es auch. K. Sch.
Bilderhefte des deutschen Ostens. Heft X: Käte
Kollwitz von Wilhelm Worringer. Gräfe und Unzer-
Verlag, Königsberg i. Pr.
Zehn gut ausgewählte Arbeiten von Käte Kollwitz, Zeich-
nungen, Graphiken und zwei Plastiken, in sauberen Repro-
duktionen. Dazu eine Einführung Worringers, die zu kurz
ist, um sich richtig entfalten zu können, die aber immerhin
auf knappem Raum Richtiges und weniger Richtiges zu sagen
vermag. Wann endlich wird diese Künstlerin nur sachlich
künstlerisch gewürdigt werden? Eigentlich sollte es ihr pein-
lich sein, so viel Schönes über ihren Charakter und ihr Ethos
zu hören und so wenig über ihr Talent. Worringer tut sein
Bestes' aber auch er entzieht sich nicht der Suggestion des
Sentimentalischen. K. Sch.
Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst. Neue
Folge, Band VIII, Heft 2. Verlag Knorr & Hirth G. m. b. H.,
München 1931-
Eine Angabe des Inhalts dieses offiziellen Organs der
Münchner kunstwissenschaftlichen Gesellschaft muß genügen:
S. Guyer schreibt „vom Wesen der byzantinischen Kunst",
Rudolf Berliner über „Peter Vischer-Probleme", Thomas
Muchall-Viebrook über die Zeichnungen Hans Holbeins des
Jüngeren, Hans Rose über den Englischen Garten in Mün-
chen und E. Tietze-Conrat über die Ikonographie der Re-
naissance. K. Sch.
Die Schweiz, Landschaften und Baukunst von
Martin Hürlimann. Orbis terrarum. Atlantis-Verlag, Berlin-
Zürich.
Dem Band „Deutschland" folgt nun in kurzem Abstand
dieser starke Band über die Schweiz. Die Abbildungen sind
in der Wahl und im Druck wieder vorzüglich; die meisten
Aufnahmen sind überzeugend. Sogar die reinen Bergland-
schaften, die kaum zu photographieren sind, weil das Räum-
liche immer falsch wirkt, sind so anschaulich, wie sie sein
können. Wer die Schweiz liebt — und wer müßte sie nicht
lieben! —, wird mit diesem Buch vor sich seine Reisen in
der Einbildungskraft glücklich wiederholen oder neue vor-
bereiten. K. Sch.
Verlorene Werke deutscher romantischer Male-
rei. Herausgegeben von Georg Jacob Wolf. Verlag
F. Bruckmann A. G., München 1931.
Es ist ein aktueller und guter Gedanke gewesen, die beim
Brand des Münchner Glaspalastes verbrannten Bilder deut-
scher Romantiker abzubilden und sie zu beschreiben. Es
läßt sich so der Verlust ermessen und Übersicht gewinnen.
Dieses Buch wird in der Bibliothek keines Forschers mo-
derner Kunst fehlen dürfen; es ist ein ergänzendes Handbuch.
K. Sch.
Gemalte Musik von H. 0. Boehm. Als Beitrag zu
der von Prof. Anschütz, Hamburg, ins Leben gerufenen
Farbetonforschung.
Acht farbige Tafeln, die Musik malerisch einfangen wol-
len. Als Zeichen der Zeit der Aufmerksamkeit würdig. Als
Versuch, die Kunstarten noch mehr, als es schon geschehen
ist, zu vermischen, sehr bedenklich, als Talentäußerung recht
mäßig. K. Sch.
Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler,
von der Antike bis zur Gegenwart. Herausgegeben von Hans
Vollmer. 25. Band: Moehring — Olivie. Verlag von E.A.See-
mann, Leipzig 1931.
Jeder neue Band stärkt die Hoffnung, daß das groß — zu
groß — angelegte, bedeutende Unternehmen beendet werden
kann. Der gefährliche Buchstabe M ist mit diesem Band
abgetan. Bleiben noch R und S als namenreiche Buchstaben.
Mit fünf Bänden sollte es möglich sein abzuschließen. Möge
es gelingen; dieses ist ein Unternehmen, das jeder Unter-
stützung würdig ist. Stichproben zeigen, daß der Band ebenso
gründlich gearbeitet ist wie die früheren Bände. Die not-
wendige Kürze ist kein Nachteil. K. Sch.
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