^U?enn wir die Völkerstamme auf den verschiedenen Stufen der Kul-
tur betrachten, so finden wir unter andern: auch die Erscheinung,
daß die Enden der niedern über die Anfänge der höhern hinausra-
gen; eine Erscheinung, welche wir nicht allein in der Gliederung jedes
architektonischen Stufenbaues, sondern auch in jedem ähnlich geglie-
derten Organismus der Pflanzen- wie der Thierwelt bemerken. So
finden wir denn auch die Anfänge des Hirtenlebens bei weitem dürf-
tiger und ärmer in den Formen, als die höhern Stufen des Jäger-
oder Fischerlebens. Vergleichen wir z. B. die Zustände der Nord-
amerikaner, bevor dieselben durch die Europäer in Auflösung und
Zerfall geriethen, mit der Lebensweise der lappländischen Nomaden, so
finden wir bst jenen Amerikanern bereits Formen des öffentticken
Lebens zu einer Höhe entwickelt, die wir bei jenen Nomaden ver-
gebens suchen; dennoch aber hat das Nomadenleben, wenn wir das-
selbe in seiner fortschreitenden Entwickelung bei den Mongolen ver-
folgen, Keime in sich, die zu einer Kulturstufe führen, welche jenen
Amerikanern unerreichbar blieb, so lange sie im Zustande des Jäger-
thums verharrten.
Die nächste Frage ist nun aber, wie kamen die Menschen dazu,
aus dem Jägerleben in das des Hirtenstandes überzugehen? Wir
können nicht annehmen, daß freie, ungebundene Jäger, die nie vorher
einen Hirtenstaat gesehen, die mithin auch keine Kenntniß von den
Vortheilen und Vorzügen desselben haben konnten, diese Veränderung
auf einmal und plötzlich, mit Absicht und Vorbedacht vornehmen. Etwas
anderes ist es, wenn in Europa ein Mensch sein bisheriges Gewerbe
aufgiebt, weil es ihn nicht mehr nährt und er ein anderes ergreift,
weil er Beispiele vor Augen hat, daß dasselbe ihm eine bessere, be-
haglichere Lage gewähren muß. Es müssen also anderweite Ursachen
vorhanden seyn und es lassen sich deren auch in der Thal nachwei-
sen, da es noch Hirtenvölker giebt, welche theilweise den Jägerstand
festhalten. Die Eskimos der Nordostküste von America jagen noch
das Rennthier, das die Rennthiertungusen und die Rennthiertschuktschen
als Heerdenthier bereits um sich versammelt haben, ohne die Jagd
I*
tur betrachten, so finden wir unter andern: auch die Erscheinung,
daß die Enden der niedern über die Anfänge der höhern hinausra-
gen; eine Erscheinung, welche wir nicht allein in der Gliederung jedes
architektonischen Stufenbaues, sondern auch in jedem ähnlich geglie-
derten Organismus der Pflanzen- wie der Thierwelt bemerken. So
finden wir denn auch die Anfänge des Hirtenlebens bei weitem dürf-
tiger und ärmer in den Formen, als die höhern Stufen des Jäger-
oder Fischerlebens. Vergleichen wir z. B. die Zustände der Nord-
amerikaner, bevor dieselben durch die Europäer in Auflösung und
Zerfall geriethen, mit der Lebensweise der lappländischen Nomaden, so
finden wir bst jenen Amerikanern bereits Formen des öffentticken
Lebens zu einer Höhe entwickelt, die wir bei jenen Nomaden ver-
gebens suchen; dennoch aber hat das Nomadenleben, wenn wir das-
selbe in seiner fortschreitenden Entwickelung bei den Mongolen ver-
folgen, Keime in sich, die zu einer Kulturstufe führen, welche jenen
Amerikanern unerreichbar blieb, so lange sie im Zustande des Jäger-
thums verharrten.
Die nächste Frage ist nun aber, wie kamen die Menschen dazu,
aus dem Jägerleben in das des Hirtenstandes überzugehen? Wir
können nicht annehmen, daß freie, ungebundene Jäger, die nie vorher
einen Hirtenstaat gesehen, die mithin auch keine Kenntniß von den
Vortheilen und Vorzügen desselben haben konnten, diese Veränderung
auf einmal und plötzlich, mit Absicht und Vorbedacht vornehmen. Etwas
anderes ist es, wenn in Europa ein Mensch sein bisheriges Gewerbe
aufgiebt, weil es ihn nicht mehr nährt und er ein anderes ergreift,
weil er Beispiele vor Augen hat, daß dasselbe ihm eine bessere, be-
haglichere Lage gewähren muß. Es müssen also anderweite Ursachen
vorhanden seyn und es lassen sich deren auch in der Thal nachwei-
sen, da es noch Hirtenvölker giebt, welche theilweise den Jägerstand
festhalten. Die Eskimos der Nordostküste von America jagen noch
das Rennthier, das die Rennthiertungusen und die Rennthiertschuktschen
als Heerdenthier bereits um sich versammelt haben, ohne die Jagd
I*