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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (Band 3): Die Hirtenvölker der passiven Menschheit — Leipzig: Teubner, 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.66507#0056
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Polarnomaden.

der Jakuten, worin sie die untere Fichten- und Lärchenrinde zerstoßen,
die im Winter ihr tägliches Brod ersetzt. Die Mörser bestehen aus
einem Stabgerippe, welches in der Weise der Jurtenwände mit Kuh-
mist bekleidet und sest gefroren ist (Erman II. 277). So muß denn
hier im Norden der.Frost verrichten, was im Süden die Sonnen-
gluth oder das Feuer bewerkstelligen muß.
Die Fahrzeuge
für Reisen zu Wasser und zu Lande haben nicht minder Eigenthüm-
liches, als die übrigen Gerätschaften der Polarnomaden. Erstere
kommen nur bei denen vor, die außer der Rennthierzucht auch noch
den Fischfang betreiben, wie die Lappen, die im Sommer an den.
Seestrand herabkommen.
Diese Lappen bauen ihre Kähne aus Fichten- und Tannenholz^
das sie in den Wäldern zuvor in dünne Breter spalten. Diese
Breter werden nicht etwa mit Nägeln befestigt, sondern im eigent-
lichen Sinne des Wortes zusammen genäht. Dazu gebraucht
man theils die zarten Wurzeln der Bäume, theils aber die zusam-
mengedrehten und getrockneten Sehnadern der Rennthiere. Die Fu-
gen werden mit Moos verstopft. An den Seiten werden zwei oder
vier Riemen mit Holzpflöcken befestigt, und daran leitet man bei der
Flußfahrt den Kahn, deren oft ein Mann zwei regiert (Scheffer S.
286 f.). Wir werden die weitere Ausbildung dieser Bauart der Fahr-
zeuge in einem ganz entgegengesetzten Clima, in der Südsee, später
wiederfinden.
Nicht minder eigenthümlich sind die Reise schlitt en der Lapp-
länder, die gewissermaßen ein Mittelding zwischen einem Kahne und
einem Landfahrzeuge bilden. Der Gestalt nach gleichen sie einem
mittendurchschnittenen Boote, dessen Vordertheil spitzig in die Höhe
gebogen ist, während der Hintertheil breit und platt ist und aus einem
schlichten Brete besteht. Der Schlitten besteht aus vielen langen,
schmalen Bretern, die auf einer oder mehreren Rippen mit hölzer-
nen Nägeln befestigt sind. Der Boden ist eine Hand breit, die
übrigen Bretter aber sind etwas schmäler. Kufen oder Fahrhölzer
haben diese Schlitten eben so wenig, als eine Deichsel; der Boden
selbst schleift auf der Schneestäche hin, und der Strick, woran das
Rennthier zieht, ist durch ein Loch am spitzigen Ende eingezogen
(Scheffer S. 287). Diese Schlitten heißen Bulke, sind an 7 Fuß
lang,-16 Zoll breit, 8 Zoll tief an den Seiten, die Rückwand ist
l6 Zoll hoch. Vorn hat die Oberseite ein ovales Halbdeck aus
Seekalbfell. In diesen Schlitten wird der Reisende eingeschnürt,
Der Lappländer fahrt lieber im offenen Schlitten (Kföre achian), wo
er schnell aufspringen kann. Die dritte Art ist der Packschlitten.
(Raid achian) der viel größer als der vorige, 8 — 9 Fuß lang unv
 
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