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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (Band 3): Die Hirtenvölker der passiven Menschheit — Leipzig: Teubner, 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.66507#0282
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268 Die Nomaden der heißen Zone.
den in Europa üblichen Speiselöffeln nahe kommend. Ein Kaffee-
löffel meiner Sammlung (Nr. 1738) ist 10 Zoll lang, wovon 6^
Zoll auf den Stiel kommen. Das Holz hat einen schwarzen Kern,
daher die untere Halste schwarz ist. Er ist ohne Verzierung, gleich
zwei aus Loanda (m. S. 1787 u. 1788) stammenden, bei weitem
niedlicheren Löffeln, an denen der Rand durch Brennen schwarz ge-
macht ist. Schön verzierte Löffel der Betjuanen theilt Lichtenstein
(Th. II. Tas. 3. Nr. 5.) mit. Einen Löffel aus röthlichem Holze,
dessen Stiel eine Giraffe vorstellt, besitzt das Dresdener Königl. hi-
storische Museum*). Sehr einfach sind die Löffel aus Horn und Leder.
Die Handarbeiten
der Afrikaner sind nicht minder mannichfaltig, als die der Steppen-
nomaden, und sie entwickeln dabei jene Geschicklichkeit, welche allen
Völkern auf diesen Stufen der Cultur eigen ist. Ihre Gerathe und
übrigen Handwerke sind zweckmäßig, dauerhaft und mit möglichster
Vollendung gearbeitet, es ist die gehörige Zeit und Mühe darauf-
verwendet, und daher haben sie auch die Sauberkeit, die wir an den
Werken der Thiere, wie der Bienen, der Vögel, ja an allen Natur-
produkten stets finden, und an den Produkten höher cultivirter Na-
tionen vermissen. Wir lernten die Afrikaner als geschickte Hausbaüer
und Töpfer kennen, und wollen nun auch ihre übrigen Leistungen in
Anfertigung der Kleidung und der Gerathe selbst naher betrachten.
Um die Faden zu ihren Flechtwerken nnd Geweben herzustellen,
benutzen die Afrikaner mancherlei Pflanzen; zu den größeren die Bin-
sen, Gras und Bambusrohr, das man spaltet. Die Hottentotten fer-
tigen ihre Matten, die sie zur Bedeckung ihrer Hütten brauchen, aus
einer Art Rohr oder Schilf, dessen Halme sie parallel neben einan-
der legen, und auf Sehnen oder Darmschnüre oder auch europäische
Faden reihen (Sparrmann S. 187). Die Matten der Vultamer wer-
den aus gespaltenem Bambusrohr oder Gras gemacht und mik ein-
gewebten Mustern und Farben verziert, man hat aber auch deren
ganz ungefärbte (Winterbottom S. 128).
Die. Einwohner von Fida fertigen Matten aus einer Grasart
((F-perus), die daumenbreit und über eine Elle lang ist. Sie legen die
Blätter einige Tage in die Sonne, wodurch sie abwelken und eine
strohgelbe Farbe annAmen. Die Blätter werden dann in Faden zer-
rissen und gewebt (Spert S. 146); von derselben Art sind die Mat-
ten von Cabinda, welche in Loanda viute ciengue heißen, weil sie
25 Reis gelten, und im Handel und Verkehr als Geld angewendet
werden. Diejenigen, welche ich der Güte des Herrn v. Tams ver-
danke (Nr. 1781 m. S.) sind 22 Zoll lang, 21 Zoll breit, und haben
einen 4 Zoll breiten Rand. Das Gesiechte ist überaus nett und sauber.
*) Taf. VI. Nr. 8.
 
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