Körperliche Beschaffenheit. 215
Wo die Neger unberührt von fremdem Einflüsse dastehen, fin-
den wir sie als Hirten, in Stammen unter Oberhäuptern beisammen
lebend, die eine große Gewalt auf die Unterthemen ausüben, obschon
die Versammlung der Häuptlinge nicht ohne wesentlichen Einfluß ist.
Die Stämme sind hier und da zu Völkerschaften erwachsen, die sich
jedoch meist feindselig gegenüber stehen. Die religiösen Begriffe der
Neger, sofern nicht fremder Einfluß darauf Statt fand, sind über-
aus roh und sinnlich; sie halten aber auch dann noch hartnäckig
daran fest, wenn sie bereits einem fremden Glauben sich ergeben ha-
ben. Der maurische, wie der portugiesische Neger hat neben dem Pro-
pheten und den Heiligen seine Amulett, Fetische und Grigris stand-
haft Leibehalten; auf seine moralische Entwickelung hat jedoch das
Christenthum gar keinen, der Islam nur sehr geringen Einfluß gehabt.
Denn so lebhaft auch seine niederen Seelenkräfte hervortreten, so tief
schlummern die höheren in ihm, und feine Sinne sind zu mächtig,
als daß eine andere, als äußere Gewalt sie beherrschen könnte. Der
Weiße, Maure wie Europäer, verachtet daher gemeiniglich den Neger
eben so sehr, als der Neger den Weißen wie ein höheres Wesen be-
trachtet, das er zwar haßt, aber auch fürchtet und scheut.
Wir wenden uns jedoch der näheren Betrachtung dieser in-
teressanten Völkerschaften zu, die wir im Allgemeinen in drei große
Gruppen sondern können, nämlich in die Kafferstämme des Sü-
dens, die Gallas des Ostens und die Negerstämme des Westens
von Afrika *).
Die körperliche Beschaffenheit
der afrikanischen Nomaden läßt sich im Allgemeinen mit folgenden
Merkmalen darstellen.
Der Knochenbau ist kräftig und rüstig, wie die Musculatur, die
Schultern sind breit, die Brust ist erhaben, die Schienbeine sind et-
was gekrümmt, die Fersen treten hinterwärts mehr hervor, als dieß
bei den germanischen Völkern der Fall ist. Die Hand ist verhält-
nißmäßig klein und schmal. Die Haltung ist nachlässig, so daß der
Leib vorwärts gewendet und die Kniee immer gebogen erscheinen,
auch hängt der Kopf vorwärts, kurz die bei den Germanen, den
Griechen und den meisten Europäern übliche, straffe Haltung fehlt bei
den Negern im natürlichen Zustande. Die Schädelbildung ist beson-
ders auffallend; der Hirnkasten ist verhältnißmäßig klein in den vor-
deren Parthien, das Hinterhaupt dagegen sehr kräftig. Die Backen-
*) Das Neueste über die Eintheilung der verschiedenen Negerstamme
enthalt der zweite-Band von I. E. Prichards Naturgeschichte des Menschen-
geschlechts, bearbeitet von Dr. Rudolph Wagner (Leipzig L840. 8.), worauf
ich hiermit verweise.
Wo die Neger unberührt von fremdem Einflüsse dastehen, fin-
den wir sie als Hirten, in Stammen unter Oberhäuptern beisammen
lebend, die eine große Gewalt auf die Unterthemen ausüben, obschon
die Versammlung der Häuptlinge nicht ohne wesentlichen Einfluß ist.
Die Stämme sind hier und da zu Völkerschaften erwachsen, die sich
jedoch meist feindselig gegenüber stehen. Die religiösen Begriffe der
Neger, sofern nicht fremder Einfluß darauf Statt fand, sind über-
aus roh und sinnlich; sie halten aber auch dann noch hartnäckig
daran fest, wenn sie bereits einem fremden Glauben sich ergeben ha-
ben. Der maurische, wie der portugiesische Neger hat neben dem Pro-
pheten und den Heiligen seine Amulett, Fetische und Grigris stand-
haft Leibehalten; auf seine moralische Entwickelung hat jedoch das
Christenthum gar keinen, der Islam nur sehr geringen Einfluß gehabt.
Denn so lebhaft auch seine niederen Seelenkräfte hervortreten, so tief
schlummern die höheren in ihm, und feine Sinne sind zu mächtig,
als daß eine andere, als äußere Gewalt sie beherrschen könnte. Der
Weiße, Maure wie Europäer, verachtet daher gemeiniglich den Neger
eben so sehr, als der Neger den Weißen wie ein höheres Wesen be-
trachtet, das er zwar haßt, aber auch fürchtet und scheut.
Wir wenden uns jedoch der näheren Betrachtung dieser in-
teressanten Völkerschaften zu, die wir im Allgemeinen in drei große
Gruppen sondern können, nämlich in die Kafferstämme des Sü-
dens, die Gallas des Ostens und die Negerstämme des Westens
von Afrika *).
Die körperliche Beschaffenheit
der afrikanischen Nomaden läßt sich im Allgemeinen mit folgenden
Merkmalen darstellen.
Der Knochenbau ist kräftig und rüstig, wie die Musculatur, die
Schultern sind breit, die Brust ist erhaben, die Schienbeine sind et-
was gekrümmt, die Fersen treten hinterwärts mehr hervor, als dieß
bei den germanischen Völkern der Fall ist. Die Hand ist verhält-
nißmäßig klein und schmal. Die Haltung ist nachlässig, so daß der
Leib vorwärts gewendet und die Kniee immer gebogen erscheinen,
auch hängt der Kopf vorwärts, kurz die bei den Germanen, den
Griechen und den meisten Europäern übliche, straffe Haltung fehlt bei
den Negern im natürlichen Zustande. Die Schädelbildung ist beson-
ders auffallend; der Hirnkasten ist verhältnißmäßig klein in den vor-
deren Parthien, das Hinterhaupt dagegen sehr kräftig. Die Backen-
*) Das Neueste über die Eintheilung der verschiedenen Negerstamme
enthalt der zweite-Band von I. E. Prichards Naturgeschichte des Menschen-
geschlechts, bearbeitet von Dr. Rudolph Wagner (Leipzig L840. 8.), worauf
ich hiermit verweise.