142 Die Nomaden der gemäßigten Zone.
die Rinder und andere Heerdenthiere. Im Winter muß man sie mit
alten Filzen und Matten bedecken, auch Wände und Dächer von Schilf
aufrichten, um sie vor Sturm und Frost zu schützen. Dennoch ster-
ben sehr viele, da sie oft von kleinen Verletzungen und Stößen tödtliche
Schäden bekommen, auch mancherlei Krankheiten unterworfen sind.
Im Frühjahre sind sie sehr schwach und mager. Um das Thier zu
lenken, wird ihm ein Strick durch die Nase gezogen; wird er ab-
wärts gerückt, so läßt es. sich ^ur Erde, und erhebt sich, wenn er
aufwärts geworfen wird. Alte Kameele legen sich auf den Zuruf:
tschuk, tschuk. In der Brunstzeit sind die Thiere überaus unbändig,
und beißen und schlagen heftig. Auf einen Kameelhengst rechnet man
20 — 40 Stuten, die sich durch eine große Zärtlichkeit gegen ihre
Jungen auszeichnen, die verlaufenen ängstlich rufen, die gestorbenen
laut beklagen, ja beweinen. Zuwellen kommt es vor, daß eine Ka-
meelstute ihr Junges verstößt; die Mongolen und daurischen Tungu-
sen wenden dann folgendes seltsame, aber von Pallas (Nachr. 1.177)
verbürgte Mittel an. Sie binden das junge Kameel an einen einge-
schlagenen Pflock und die Mutter einige Klaftern davon an einen an-
deren. Daraus setzt sich Jemand mit der Geige Ehur dazu, und
stimmt die kläglichste Melodie an, die nur zu erdenken ist, und de-
ren Ton mit der Klagestimme eines jungen Kameels große Aehnlich-
keit hat. Während derselben wird das alte Kameel zuerst aufmerk-
sam, blickt unablässig nach seinem Füllen, läßt endlich große Thränen
aus den Augen fallen, und sucht sich loßzureißen. Alsdann darf
man es nur freilassen, und es wird sein Füllen wieder säugen und
nicht leicht verlassen.
Vom Kameele benutzt man vorzugsweise Milch und Wolle. Er-
stere ist dick, ölig und salzhaft, besonders wenn sie auf salzige Weide
gehen, wo dann sogar ihr Schweiß einen Salzbeschlag auf der Haut
zurücklaßt, den die Schafe begierig ablecken. Mit dem Kameelhaare
werden Matrazen und Kissen gestopft, auch wird es zu Stricken,
Schnüren und Filzen verwendet. Zum Reiten taugen sie wegen des
schweren Trittes nicht.
Diese Heerden nun bieten dem Mongolen den größten und we-
sentlichsten Theil aller seiner Bedürfnisse dar, Nahrung, Kleidung,
Wohnung und Gerathschasten, wie sie denn seine ganze Lebensweise
bestimmt und geordnet haben.
Die Viehzucht nöthigt die Mongolen, ihre Wohnplätze von Zeit
zu Zeit zu verändern, um den Heerden frische Weide zu suchen, wenn
eine Gegend kahl gehütet ist. Alle diese Pölker haben bei ihren Wan-
derungen zugleich den Vortheil, daß sie den Winter in südlichen und
sonst wärmer gelegenen Gegenden zubringen können, wo der Schnee
nicht tief fällt, auch nicht so lange liegt, und dem Viehe leichter
Nahrung verschafft werden kann. Gegen den Juni, oder noch frü-
her, verdorrt auf den südlichen Steppen altes Gras, und diese Zeit
die Rinder und andere Heerdenthiere. Im Winter muß man sie mit
alten Filzen und Matten bedecken, auch Wände und Dächer von Schilf
aufrichten, um sie vor Sturm und Frost zu schützen. Dennoch ster-
ben sehr viele, da sie oft von kleinen Verletzungen und Stößen tödtliche
Schäden bekommen, auch mancherlei Krankheiten unterworfen sind.
Im Frühjahre sind sie sehr schwach und mager. Um das Thier zu
lenken, wird ihm ein Strick durch die Nase gezogen; wird er ab-
wärts gerückt, so läßt es. sich ^ur Erde, und erhebt sich, wenn er
aufwärts geworfen wird. Alte Kameele legen sich auf den Zuruf:
tschuk, tschuk. In der Brunstzeit sind die Thiere überaus unbändig,
und beißen und schlagen heftig. Auf einen Kameelhengst rechnet man
20 — 40 Stuten, die sich durch eine große Zärtlichkeit gegen ihre
Jungen auszeichnen, die verlaufenen ängstlich rufen, die gestorbenen
laut beklagen, ja beweinen. Zuwellen kommt es vor, daß eine Ka-
meelstute ihr Junges verstößt; die Mongolen und daurischen Tungu-
sen wenden dann folgendes seltsame, aber von Pallas (Nachr. 1.177)
verbürgte Mittel an. Sie binden das junge Kameel an einen einge-
schlagenen Pflock und die Mutter einige Klaftern davon an einen an-
deren. Daraus setzt sich Jemand mit der Geige Ehur dazu, und
stimmt die kläglichste Melodie an, die nur zu erdenken ist, und de-
ren Ton mit der Klagestimme eines jungen Kameels große Aehnlich-
keit hat. Während derselben wird das alte Kameel zuerst aufmerk-
sam, blickt unablässig nach seinem Füllen, läßt endlich große Thränen
aus den Augen fallen, und sucht sich loßzureißen. Alsdann darf
man es nur freilassen, und es wird sein Füllen wieder säugen und
nicht leicht verlassen.
Vom Kameele benutzt man vorzugsweise Milch und Wolle. Er-
stere ist dick, ölig und salzhaft, besonders wenn sie auf salzige Weide
gehen, wo dann sogar ihr Schweiß einen Salzbeschlag auf der Haut
zurücklaßt, den die Schafe begierig ablecken. Mit dem Kameelhaare
werden Matrazen und Kissen gestopft, auch wird es zu Stricken,
Schnüren und Filzen verwendet. Zum Reiten taugen sie wegen des
schweren Trittes nicht.
Diese Heerden nun bieten dem Mongolen den größten und we-
sentlichsten Theil aller seiner Bedürfnisse dar, Nahrung, Kleidung,
Wohnung und Gerathschasten, wie sie denn seine ganze Lebensweise
bestimmt und geordnet haben.
Die Viehzucht nöthigt die Mongolen, ihre Wohnplätze von Zeit
zu Zeit zu verändern, um den Heerden frische Weide zu suchen, wenn
eine Gegend kahl gehütet ist. Alle diese Pölker haben bei ihren Wan-
derungen zugleich den Vortheil, daß sie den Winter in südlichen und
sonst wärmer gelegenen Gegenden zubringen können, wo der Schnee
nicht tief fällt, auch nicht so lange liegt, und dem Viehe leichter
Nahrung verschafft werden kann. Gegen den Juni, oder noch frü-
her, verdorrt auf den südlichen Steppen altes Gras, und diese Zeit