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und ſo auch einem lorbeerbekränzten Reitex, deſſen Raß geſtürzt iſt, und der
jammernd dem davonſegelnden Schiffe nachblickt; hintex ihm ſieht man eine große
Herme des Janus mit dem Doppelantlitz und einen Tempel, auf deſſen Treppe
viel Volk ſich drängt. Die Darſtellung bezieht ſich, nicht gerade deutlich, auf
die Seeſchlacht bei Actium und die Schließung des Janustempeß.

Angeſehene Perſönlichkeiten, deren Bild zu beſitzen der Wunſch größerer
Kreiſe war, ließen gern ihr Bildnis in Kupferſtich herſtellen; oder wenn ſie ſelbſt.
es nicht taten, ſo veranlaßten wohl ihre Freunde die Anfertigung eines [oldhen
Bildes. Daß einem Porträtmaler wie Rembrandt, der die Radiernadel ſo
gewandt handhabte, derartige Aufträge zugingen, verſteht ſich von ſelbſt. Den
Infang maͤchte das Bildnis des Predigers Jan Cornelius Sylpius (Janus Sylvius).
Das Blatt kam im Jahre 1634 heraus Aber Rembrandt hat ſich hier, wie
man jetzt allgemein annimmt, mit der Anfertigung einer Vorlage begnügt, die
Ausführung jat er ganz einem Schüler überlaſſen.

Die Zahl der gemalten Bildniſſe aus dem Jahre 1688 iſt kaum geringer
als die des Vorjahrs. Rembrandt wurde der geſuchteſte Porträtmqler Amſter-
dams. Herren und Damen der beſten Geſellſchaft wandten ſich an ihn, und er
ſchuf in ihren Bildniſſen Meiſterwerke erſten Nanges. Dahin gehören, um nur
einige der hervorragendſten zu nennen, das Knieſtück des Dichters Jan Hexmanſz
Krul in der Gemäldegalerie zu Kaſſel (Abb. 22) und das prächtige Doppelbildnis
eines unbekannten Herrn und ſeiner Frau in der Sammlung des Königs von
England im Buckingham⸗Palaſt. Bei dem Doppelbildnis hat der Maler wieder aus
dem Porttaͤtflück ein belebtes Bild gemacht, und ganz gewiß hat er dabei in der
Art und Weiſe, wie er die bei-
den Perſonen ſich bewegen läßt,
ihr Weſen treffend gekennzeich-
net: der Mann iſt damit be-
ſchäftigt, die Zeichnung eines
Schiffes zu entwerfen, und wird
durch ſeine Frau, die mit einem
Brief eilig hereinkommt, in der
Arbeit unterbrochen (Abb. 23).

Aus der Zeit von 1632 bis
1634 werden im ganzen einige
fünfzig von Nembrandt gemalte
Bildniſſe aufgezählt. Davon
iſt freilich ein Teil nicht auf
Grund von Beſtellungen ent-
ſtanden. Seinem raſtloſen Stre-
ben war die wachſende Menge
der Porträtaufträge nur ein
Sporn, ſich durch unausgeſetzte
Arbeit immer mehr in der Bild-
niskunſt zu vervollkommnen.
Er wurde nicht müde, zu ſeiner
Übung und zu ſeiner Freude
Bildniſſe eigener Wahl auszu-
führen. Sich ſelbſt hat er gexade
in dieſer und der nächſtfolgen-
den Zeit ſehr oft gemalt. Wie
er ſeine jüdiſchen Modelle mit
hohen Turbanen und ſonſtigem

Abb. 32. Chriſtus und die Jünger in Emmaus. Radierung xhantaſtiſchen Kleiderſchmuck zu
von 1684. (Zu Seite 45.) Patriarchen und Hohenprieſtern

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