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gekauft und mit künſtleriſcher Pracht eingerichtet hatte, hinausgetragen und auf
dem Friedhof der Alten Kirche begraben.

Rembrandts Troſt war ſeine Arbeit. Verſchiedene Radierungen, die die
Jahreszahl 1642 tragen, legen den Gedanken nahe, daß er in ihnen einen Teil
der Empfindungen, die ihn beim Verluſt der Gattin bewegten, verarbeitet hat.
Er ſtellt den heiligen Hieronymus dar, wie er tief verſunken über dem Buch
der Bücher ſinnt und ſich nicht davon trennen kann, ob auch die Nacht herein-
bricht und nur noch ein ſpärlicher Dämmerungsſchimmer durch das Fenſter des
Gemaches dringt: ſo ſucht auch er Beruhigung in der Einſamkeit und in der
Heiligen Schrift. Er denkt an den Tod des Erlöſers und ſkizziert mit wenigen
ausdrucksvollen Strichen eine ergreifende Darſtellung der Kreuzabnahme auf eine
Kupferplatte (Abb. 102). Er vergegenwärtigt ſich die Verheißungen des Siegers
über den Tod und zeichnet den Heiland als eine Lichtgeſtalt vor dunkeln Felſen,
wie er den Lazarus auferweckt, nicht wie auf jener älteren Radierung mit macht-
vollem Gebot, ſondern mit ruhigem Wort, mit dem Ausdruck der Liebe (Abb. 101).
— Dann verſucht er ſich das Bild der Verſtorbenen ſo lebendig zurückzurufen,
daß er das, was in ſeinem Gedächtnis erſcheint, auf die Leinwand bannen kann,
als ob Saskia noch leibhaftig vor ihm ſäße. Nicht ohne Rührung können wir
das im Jahre 1643 gemalte, wunderbar ſchöne Bild im Berliner Muſeum be-
trachten, das uns die Gattin des Meiſters in verklärter Lieblichkeit, mit einem
ſtillen Lächeln zeigt.

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