Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ſehr hübſche Figur einer Schlafenden, die durch Hinzufügung eines launig ge-
ſchilderten lüfternen Satyrs zu einem mythologiſchen Bilde zurechtgemacht iſt:
Antiope, zu der ſich Jupiter in Satyrgeſtalt hexanſchleicht.

Daneben entſtand 1659 ein Blalt, das die Heilung des Lahmgeborenen
durch Petrus und Johannes an der Schönen Tür des Tempels zu Jeruſalem
verbildiicht. Der Käftigen maleriſchen Wirkung gibt der große lichte Ausblick
aus der Tempelpforte einen eigenen poetiſchen Gehalt (Abb. 167). Das war
die letzte aus freier Vorſtellungskraft geſtaltete Kompoſition, die Rembrandt in
Atzung ausführte. Nur eine einzige Kadierung trägt eine ſpätere Jahreszahl:
die „Frau mit dem Pfeil“ von 1661, wieder eine Aktſtudie, eine weibliche Rücken-
figur, die ſich oben von ganz dunllem Grunde abhebt; die Arbeit iſt mit allen
kupferſtecheriſchen Mitteln ausgeführt.

Seine Taͤtigkeit als Porträtradierer ſchloß Rembrandt 1658 mit dem großen
Bilde des Schreibmeifters Coppenol, den er im Lauf ſeines Lebens mehrmals,
mit Farben und mit der Radiernadel, abgebildet hatte. Er malte, als Vorlage
für das zu druckende Porträt ein Olbild in der nämlichen Größe. Das Gemälde
iſt in einer engliſchen Privatſammlung. Die Radierung, „Der große Coppenol“
genannt, ſchließt ſich eng an die Vorlage an, ſie ſucht der Slmalerei in der
Vielzahl der Töne
und in der Durch-
modellierung des
Kopfes gleichzu-
kommen. Ob Rem-
brandt viel mit
eigener Hand an
dieſer Arbeit getan
hat, bleibt zweifel-
haft. Auf jeden
Fall iſt das Blatt
eine ſeinen Abſich-
ten entſprechende
Wiedergabe von
Coppenols Bild-
nis. Es gibt eine
lebendige Vorſtel-
lung von dem al-
ten Schönſchreib-
lehrer, der ſich dem
Maler gegenüber
in Haltung ſetzt
und eine Miene
von wohlwollen-
der Wichtigkeit an-
nimmt (Abb. 168).

Jedenfalls iſt
der Grund dafür,
daß Rembrandt
am Gebrauch von
Radiernadel und

Grabſtichel die Luſt
verlor, in derWeit-
ſichtigkeit zu ſuchen, ;
die dem beginnen⸗ Abb. 154. Janus Lutma, Goldſchmied zu Groningen. Radierung von 1656.
den Greiſenalter (3u Seitè 144.)

Knackfuß, Rembrandt. 11 161
 
Annotationen