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voranzugehen pflegt. Das Alter kam nun auffallend ſchnell über ihn. Ein
Selbſtbildnis von 1659, beim Herzog von Buccleuch, zeigt ihn ſehr verändert
gegen die jüngſt vorhergegangenen; das Haar iſt ergraut, und die Haut hängt
ſchiaff und welk um die vor kurzem noch ſo kräftigen Formen (Abb. 170). Noch
eingefallener erſcheinen die Züge auf einem Porträt des folgenden Jahres, im
Louͤvre, in dem er ſich bei der Arbeit, mit der Palette in der Hand, abgebildet
hat; aber die Haltung bleibt aufrecht, und aus den Augen blickt die ungebrochene
geiſtige Kraft. Das Bild gibt an ſich ſchon eine Probe von dieſer Kraft. Es
zeigt, wie der Meiſter immer noch neue maleriſche Aufgaben ſuchte; während
er ſonſt die Lichtwirkung des Kopfes durch den Gegenſatz einer dunklen Kopf-
bedeckung zu heben pflegte, hat er ſie hier geſteigert durch ein weißes Mützchen,
das über die helle Stirn eine noch ſtärkere Helligkeit ſetzt. In der Einfach-
heit und überzeugenden Wahrheit der Auffaſſung liegt eine ſolche Größe, und
in der Malerei, die mit flott hingeſetzten Farbenflecken wie in ſpielender Leichtig-
keit die höchſte Leuchtkraft erzielt, liegt ein ſolches Können, daß die in der näm-
lichen Sammlung befindlichen früheren Seibſtbildniſſe trotz ihrer Pracht hinter
dem Alterswerk zurückſtehen.

Zwei Bilder im Kaiſer-Friedrich-Muſeum, von denen das eine die Jahres-
zahl 1659 trägt, das andere gugenſcheinlich zu derſelben Zeit, ſozuſagen von
derſelben Palelte, gemalt iſt, behandeln bibliſche Stoffe: „Moſes zerſchmettert
die Geſetzestafeln“ und „Jakob ringt mit dem Engel“. Sie ſind in lebensgroßen
Halbfiguren mit einer wilden Haſt hingeſtrichen, ihre Wirkung iſt farbenarm aus

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