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einem dunkelbraunen Ton heraus entwickelt. Es liegt etwas Erſchütterndes in
ihnen, man fühlt, daß der Künſtler ſie geſtaltet hat, um bei einem Ringen mit
fuͤrchibar Schwerem und Bitterem ſeine Seele zu befreien.

Mit 1659 iſt auch ein prächtig maleriſches Bild der Nationalgalerie zu
London bezeichnet, die Halbfigur eines alten Herrn im Pelzrock, mit einem roten
Mützchen aͤuf dem grauen Häar. Das ſcheint ein Porträt zu ſein. Rembrandt
hHatte Freunde, die ihn im Unglück nicht verließen. Daß ihm immer von Zeit
zu Zeit Porträtbeſtellungen zugingen, bekunden mehrere Bilder von Herren und
Damen in vornehmem Anzug nach der Mode. Und bei der Erledigung ſolcher
Aufgaben bemeiſterte der Künſtler die Erregtheit ſeiner Hand.

Im Jahre 1661 bekam er ſogar noch einmal einen großen und lohnenden
Bildnisauftraͤg, und noch einmal zeigte er, daß er ein Maler ohnegleichen war.
Die Vorſteher der Amſterdamer Tuchmachergilde, die das Amt hatten, als „Staal-
meeſters“ die Tuche zu begutachten und mit in Blei geſtempelten Marken zu
verſehen, ließen ſich don ihm in einem Gruppenbild malen. Wie Rembrandt
in ſeiner Juͤgendzeit in der „Anatomieſtunde“ und in ſeiner Blütezeit in der
Naͤchtwache“ Maͤrkſteine ſeiner Kunſt hingeſtellt hatte, ſo krönte er auch im
Alter ſeine Tätigkeit wieder durch ein Genoſſenſchaftsbild. Aber während er in
jenem Gemälde fichH die ſtrengſte Naturwahrheit als Ziel geſtellt und in dieſem
den Verſuch gemacht hatte, aus der an ſich trockenen Aufgabe ein maleriſches
Gedicht zu gewinnen, ſo vereinigte er jeBGt, beide überbietend, mit ſtaunen
würdiger Ruhe und Kraft die beiden Seiten ſeines Könnens. Er ſchuf ein Bild

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