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Kölner Kunst- und Auktionshaus [Hrsg.]
Sammlung von Handzeichnungen alter u. neuerer Meister aus dem Besitz des Geheimrats Dr. Koennecke-Marburg, von Kupferstichen und Gemälden alter Meister aus dem Besitz des † Oberbürgermeisters Schüller in Coblenz sowie aus anderem Privatbesitz: [Versteigerung:] 3. - 4. Dezember 1919 — Köln, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.25465#0055
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III SAMMLUNG VON ALTEN BILDNISSTICHEN

III. SAMMLUNG

VON ALTEN BILDNISSTICHEN.

497. Vorliegende Sammlung gliedert sich zwanglos in mehrere Teilsammlungen. Der
eine Teil umfaßt eine Reihe von Bildnissen evangelischer Prediger aus Augsburg. Es
sind Kupferstiche und Schabkunstblätter aus der Hand der Kilian, Wolffgang,
Heckenauer, Vogel, Hainzelmann, Haidt und anderer Augsburger und Nürnberger
Kupferstecher des 17. und 18. Jahrhunderts. Dies ist der ältere Teil der Sammlung,
wohl aus rein persönlichem, lokalhistorischem Interesse zusammengestellt, um eine
möglichst große, vielleicht auch lückenlose Sammlung zu Augsburg amtierender
evangelischer Prediger zu haben. Dazwischen finden sich auch Bildnisse anderer
Theologen, Professoren, auch wichtiger städtischer Persönlichkeiten, die in irgend-
einer Beziehung zum Sammler gestanden haben mögen. Unverkennbar ist, daß die
Theologen der Sammlung den Mittelpunkt seines Interesses bildeten, so daß man fast
versucht wäre an einen Augsburger Prediger zu denken, der die Bildnisse seiner
Amtsgenossen und Vorgänger, daneben auch von Studienfreunden, Professoren,
Gönnern und Wohltätern zusammengetragen hat; wobei vielleicht auch noch eine
Beziehung zur ehemaligen Akademie Altorf zu untersuchen wäre. Derartige Samm-
lungen evangelischer Preiigerbildnisse, auch von seiten Privater, sind in Augsburg
nicht eben eine Seltenheit. P. v. Stetten schreibt in seiner „Kunstgewerbe- und
Handwerksgeschichte der Reichsstadt Augsburg“ (bei Stage 1788 in Augsburg er-
schienen) S. 246: „Außerdem aber gibt es mehrere Sammler, welche die Bildnisse
ihrer Mitbürger und deren Voreltern die in Kupferstichen oder auf andere Weise
verfertiget und vervielfältiget worden sind, fleißig zusammen tragen .... Die durch
Künstler dargebotene Gelegenheit hat nämlich manchen braven, auch manchen eitlen
Mann, oder ihre Kinder, Erben, oder Freunde veranlasset oder verleitet, sein Bildnis
gut, mittelmäßig oder schlecht, unter seine Mitbürger und auf die Nachkommenschaft

zu bringen. Häufig geschah es zumal.und am meisten von evangelischen

Predigern, die von Zeiten der Reformation bis auf die jetzigen, nahezu alle, teils in
einzelnen Blättern teils in eigenen Sammlungen vorhanden sind.“ Ja, man scheint sich
über diese Sitte der Augsburger etwas lustig gemacht zu haben, worauf sich eine
Anspielung des oben genannten P. v. Stetten bezieht (S. 249): „in der berüchtigten
Reisebeschreibung des Anselmus Rabiosus durch Oberdeutschland werden den
Augsburgern wegen der vielen Bilder ihrer evangelischen Prediger, und deren Ge-
brauch zu Auszierung ihrer Zimmer und Andachtsbücher, sowie über sehr viel an-
deres, bittere aber lächerliche und unerweisliche Vorwürfe gemacht.“ Diese Samm-
lung von Pastorenbildnissen bildet den Grundstock der vorliegenden. Ein späterer
Sammler wird dann von mehr künstlerischen Gesichtspunkten geleitet viele Haidtsche
und vor allem die Nilsonschen Blätter hinzugefügt haben.

An der Hand der Sammlung können wir einen bemerkenswerten Einblick in
Künstler- und Kupferstecherverhältnisse des 17. und 18. Jahrhunderts in Oberdeutsch-
land und vor allem in Augsburg tun. Im Vergleich zum 16. Jahrhundert nehmen der
Kupferstich und später die Radierung und Schabkunst einen großen Teil der künst-
lerischen Erzeugnisse für sich in Anspruch. (Vgl. Kristeller, Geschichte der Graphik,

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