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Schleif, Hans; Rōmaios, Kōnstantinos Ath; Klaffenbach, Günther ; Rodenwaldt, Gerhart [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches <Berlin> [Hrsg.]
Korkyra: archaische Bauten und Bildwerke (Band 1): Der Artemistempel: Architektur, Dachterrakotten, Inschriften — Berlin: Mann, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.48761#0026
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Zum Bewegen der meisten Steine dienten V-förmige Seilkanäle, wie sie, um nur zwei der
frühesten bekannten Beispiele zu nennen, beim Heraion in Olympia und beim Apollotempel
des 6. Jahrhunderts in Delphi verwendet wurden. Beim Architrav war der Kanal entsprechend
der Schwere des über drei Meter langen Steines besonders groß und tief. Sicher ohne Seil-
kanal waren: die Säulentrommel, das Kapitell, die Triglyphen und Metopen und die Geison-
blöcke. Bei letzteren verbot wieder das weiche Material eine so starke Beanspruchung an einem
Punkte, deshalb wurden sie mittels einer doppelten Zange fortbewegt. Die vier Vertiefungen
für die Zangenspitzen sind bei jedem Stein an einer Anschlußfläche noch zu sehen.
Dübel und Klammern sind nur spärlich zur Verwendung gekommen. Die Säulentrommel und das
Kapitell haben große, tiefe, quadratische Löcher im Zentrum, offenbar für Holzdübel. Die Archi-
trave waren mit großen Schwalbenschwanzklammern zusammengehalten, die in dieser Größe
wohl nur aus Holz gefertigt zu denken sind. Alle andern Steine des Unterbaues, der Wände und
des Gebälks waren weder verklammert noch verdübelt. Nur an den Steinen der Giebelschräge,
beginnend mit der Oberseite der Reliefplatten, wurden Klammern und Dübel verwendet,
um den Wirkungen des Dachschubes zu begegnen. Die Blöcke des Schräggeisons sind unten
durch einen nach dem Versetzen eingeschobenen Fugendübel mit dem Tympanon und oben
durch je zwei Schwalbenschwanzklammern aus Metall mit quadratischen Dornen mit den
Nachbarblöcken verbunden.
Stemmlöcher kommen an der Oberseite aller Steingattungen gleichmäßig vor. Sie sind klein
und unregelmäßig, offenbar nicht vorher gearbeitet, sondern erst jeweils beim Versetzen der
nächsthöheren Schicht eingehackt.
Technik der Giebelreliefplatten
Die erhaltenen Reliefplatten des westlichen Giebeldreiecks bilden die einzige Gruppe gleich-
wertiger Werksteine, von der eine so beträchtliche Anzahl gefunden worden ist, daß über zu-
fällige Einzelheiten hinaus die typischen Merkmale der am Tempel angewandten Steinmetz-
technik erkennbar werden. Da außerdem gerade an diese Tympanonplatten in mehrfacher
Beziehung besondere technische Anforderungen gestellt wurden, verlohnt es sich, diese Steine
für sich gesondert und ausführlicher zu betrachten. Dazu sind die Abb. 3 (IVb), 30 (IVc),
39 (IVa), 44 (IHa), 45 (Illb), 46 (IIIc), 63 (Va), 68 (IIc), 75 (Via) und 86 (IIa) (im Maß-
stab 1:10) in Band II zu benutzen.
Es sind im ganzen Reste von 10 Platten und einem Winkelstück gefunden worden, während
der Giebel ursprünglich aus 21 Platten und 2 Winkelstücken bestand; fast die Hälfte ist also
noch vorhanden. In den Zeichnungen sind sie von links nach rechts in 7 Gruppen zu je
3 Platten eingeteilt und tragen dementsprechend in römischen Zahlen die Nummer der Gruppe,
deren drei Einzelteile dann mit a, b und c bezeichnet sind.
Allen Platten gemeinsam ist die Bearbeitung der Anschlußflächen, die genau wie bei allen
übrigen Steinen des Tempels auch bei dieser Gruppe drei verschiedene Methoden nebenein-
ander zeigt. So sind die Unterseiten von Ha, IIc und Via einfach geglättet ohne besondere
sorgfältigere Behandlung des Randes. Mehr oder minder leichte Spuren, von den Meißelecken
eingerissen, sind stehengeblieben, an denen zu erkennen ist, daß die letzte Glättung mit dem
Meißel grundsätzlich vorn am Rand beginnend parallel zur Vorderfront durchgeführt wurde.
Die beiden einzigen andern noch erhaltenen Unterseiten IIIc und IVc haben eine sorgfältige
Anathyrose mit 10 bis 20 cm breitem Rand um eine ganz geringfügig vertiefte, aber scharf
begrenzte Innenfläche, die mit kurzen, zur Front parallelen Meißelschlägen rauh abgeglichen

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